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Auswahl und Abwicklung von Großprojekten - Stellungnahme des wissenschaftlichen Beirats beim BMDV

Erstellt am: 02.10.2018 | Stand des Wissens: 11.11.2024

Synthesebericht gehört zu:

Die Mitglieder des wissenschaftlichen Beirats des BMDV sehen vor allem in solchen Bauprojekten Mängel, die durch eine besondere Größe (über 50 Millionen Euro), Singularität und damit verbundenen unbekannten Risiken beim Bau sowie durch eine hohe Komplexität und Lebensdauer gekennzeichnet sind. Auch ein hoher Anteil technischer Einrichtungskosten am Projektvolumen und eine hohe politische Motivation zur Umsetzung [BMVI14w, S. 6] seien charakteristisch für problematische Großprojekte.
In der Stellungnahme werden Mängel dabei im Wesentlichen in folgenden Projektphasen identifiziert:
  1. Vorbereitungs- und Entscheidungsprozess: Im durch Legislaturperioden sowie durch Laufzeiten von Förderprogrammen [BMVI14w, S. 9] geprägten politischen Umfeld werden folgenschwere Entscheidungen zur Realisierung von Projekten häufig unter Zeitdruck und ohne ausreichende Risikoanalysen gefällt. Diese verfrühten, nicht ausreichend qualifizierten Entscheidungen werden dabei teilweise durch öffentlichen Druck (zum Beispiel durch Interessengruppen oder Medien) verstärkt und haben im Anschluss eine mangelhafte Einbindung von Fachkompetenz [BMVI14w, S. 9] zur Folge.
  2. Erarbeitung von Entscheidungsgrundlagen: Der wissenschaftliche Beirat des BMDV erläutert hier, dass viele der typischen Problemursachen bei Mega- beziehungsweise Großprojekten mit einer konsequenteren Erarbeitung von Unterlagen für die Entscheidungsfindung reduziert oder sogar gänzlich vermieden werden könnten. So könnten zum Beispiel ausreichend entwickelte Funktions-, Raum- und Betriebsprogramme dazu beitragen, zumindest grobe Anhaltspunkte für mögliche Kostenrisiken des Projekts zu identifizieren. Generell könnten die häufig auftretenden Kostenunterschätzungen beziehungsweise Nutzenüberschätzungen eines Projekts durch ausreichende Analysen im Voraus reduziert werden [BMVI14w, S. 11f].
  3. Projektabwicklung: Da der Umfang der bereitgestellten Mittel häufig auf optimistischen Schätzungen basiert und eventuelle Risiken kaum berücksichtigt, führt laut den Autoren vor allem die häufig nicht kontinuierlich gesicherte Finanzierung aller Bauphasen zu Mängeln in der Projektabwicklung. Bei der Projektabwicklung auftretende Mängel sind deshalb teilweise auch darauf zurückzuführen, dass die Risiken als Folge fehlender Planungsmittel in der Entscheidungsphase meist nicht ausreichend erkannt und eingegrenzt wurden [BMVI14w, S. 13].
  4. Alle Phasen der Projektentstehung: Grundsätzlich ist die fehlende Herausbildung einer fachlichen Verantwortung der Ingenieure und Planer [BMVI14w, S. 14] zur Benennung mangelhafter Voraussetzungen und die daraus folgende mangelnde offene Diskussion valider Kritikpunkte häufig eine Ursache für die in Großprojekten auftretenden Probleme. Gerade bei Großprojekten, die häufig einen innovativen Charakter haben, bliebt die fachliche Diskussion eventueller Bedenken und Risiken meistens unzureichend.
Die daraus abgeleiteten Empfehlungen entsprechen weitgehend denen der Reformkommission Bau von Großprojekten.
Ansprechperson
M-Five GmbH Mobility, Futures, Innovation, Economics
Zugehörige Wissenslandkarte(n)
Planung und Bewertung von Megaprojekten im Verkehrsbereich (Stand des Wissens: 08.11.2024)
https://www.forschungsinformationssystem.de/?352432
Literatur
[BMVI14w] Wissenschaftlicher Beirat beim Bundesminister für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung Auswahl und Abwicklung von Großprojekten - Stellungnahme, 2014/5
Glossar
BMDV
Bundesministerium für Digitales und Verkehr (bis 10/2005 BMVBW, bis 12/2013 BMVBS und bis 11/2021 BMVI)

Auszug aus dem Forschungs-Informations-System (FIS) des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur

https://www.forschungsinformationssystem.de/?489808

Gedruckt am Sonntag, 23. Februar 2025 10:02:25