Auswirkungen von "Nine-Eleven"
Erstellt am: 06.02.2018 | Stand des Wissens: 27.07.2023
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Am 11. September 2001 wurden vier Großraumflugzeuge auf inneramerikanischen Flügen von Terroristen der Al-Kaida entführt, um sie als "Bomben" auf große Gebäude einzusetzen. Dabei wurden die beiden "Twin Tower" des World Trade Centers in New York City zum Einsturz gebracht und ein Flügel des Pentagon-Gebäudes in Washington, D.C. beschädigt. Als unmittelbare Reaktion wurde der amerikanische Luftraum für vier Tage gesperrt. Auch in den folgenden Wochen kam es zu einem Einbruch der Passagierzahlen [AEA02].
Aufgrund der Verwendung von Luftfahrzeugen hatten die Terrorangriffe eine unmittelbare Auswirkung auf die Versicherungen der Luftverkehrsunternehmen. Für die Deckung des Kriegs- beziehungsweise Terrorrisikos innerhalb einer Schadenshaftpflichtversicherung für das Luftverkehrsgeschäft stiegen die Prämien drastisch an. Weltweit reagierten die Staaten mit einer Verschärfung der Sicherheitsvorkehrungen, die zu einer weiteren Erhöhung der Kosten im Luftverkehr führten. Während Handgepäck auf Flügen innerhalb der USA vor den Anschlägen nur stichprobenartig geprüft wurde, musste nun für einige Zeit jedes Gepäckstück manuell geprüft werden. Auch bauliche Veränderungen an den Flugzeugen wurden vorgenommen, so sind nun die Cockpittüren extra gesichert und müssen während des Fluges geschlossen gehalten werden. Generell wurden die Sicherheitsvorschriften verschärft. In Europa kam es zu einer ersten Reaktion im Jahr 2002, dann überarbeitet 2008 und schließlich nochmals überarbeitet im Jahr 2010 mit der Verordnung (EU) Nr. 185/2010 [VOEU185/2010]. Auch die Internationale Zivilluftfahrtorganisation (ICAO) nahm Anpassungen vor (im Annex 17 des Luftverkehrsabkommens, der der Luftverkehrssicherheit gewidmet ist). Durch all diese Entwicklungen wurden die Luftverkehrsgesellschaften insbesondere in den USA hart getroffen. Die Einbußen der ersten vier Tage nach den Anschlägen werden auf 850 Millionen bis 1,1 Milliarden Dollar geschätzt. Sie liegen jedoch etwas geringer, wenn man die bereits vor den Anschlägen angenommenen Verluste für den Monat September in Höhe von rund 500 Millionen Dollar in Rechnung stellt [JEC01].
Als Maßnahmen der schnellen Kostenreduktion kam es zu vorübergehenden Flottenstilllegungen, Verzögerung von Auslieferungsterminen neuer Flugzeuge oder der Annullierung von Bestellungen. Um die Auswirkungen abzufangen, unterzeichnete der damalige amerikanische Präsident George W. Bush am 22. September 2001 den Air Transportation Safety and System Stabilization Act, umgangssprachlich als "Airline Bill" bezeichnet, der fünf Milliarden Dollar als Notunterstützung für in Schwierigkeiten geratene Unternehmen bereitstellte. Zusätzlich waren Darlehen in Höhe von zehn Milliarden Dollar vorgesehen [JEC01]. Der Verteilungsschlüssel der staatlichen Beihilfen orientierte sich an den Sitzkilometern, die von den Fluglinien vor den Anschlägen angeboten worden waren. Es wird davon ausgegangen, dass mit diesen Mitteln rund drei Viertel der angegebenen Verluste bei nahezu allen amerikanischen Fluglinien ausgeglichen worden sind. Bei einigen Fluglinien wurden die ausgewiesenen Verluste in vollem Umfang ersetzt [GAO03].