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Verkehrspolitische Bedeutung der Digitalisierung und Vernetzung

Erstellt am: 12.01.2018 | Stand des Wissens: 21.08.2023
Synthesebericht gehört zu:

Im internationalen Vergleich nimmt Deutschlands Logistikindustrie eine Spitzenposition ein. Im Jahr 2018 wurde Deutschland zum zweiten Mal in Folge von der Weltbank zum Logistikweltmeister ernannt. Im Rahmen eines Benchmarkings wurde die Leistung (Performance) entlang der Logistikkette eines Landes gemessen und mithilfe des Logistics Performance Index (LPI) bewertet. Es wurden mehr als 160 Länder weltweit verglichen. Auch im Jahr 2023 steht Deutschland mit dem dritten Platz weiterhin an der Spitze [Arvis18, WBK23]. Das Ziel der Bundesregierung ist es, diese Spitzenposition zu halten und zu festigen. Besonders mithilfe von Konnektivitäts- und Logistikinterventionen sollen Kosten im Handel gesenkt und die Verkehrseffizienz gesteigert werden. Dies wird auch in Deutschland genutzt, um Wohlstandssteigerung und Wirtschaftswachstum mithilfe der digitalen Vernetzung zu erreichen. Berechnungen zufolge ist es möglich, mithilfe der intelligenten Vernetzung einen gesellschaftlichen Gesamtnutzen in Höhe von 55,7 Milliarden Euro pro Jahr in Deutschland zu erzielen. Auf den Verkehrsbereich entfallen dabei acht Milliarden Euro in Effizienzgewinnen und zwei Milliarden Euro als Wachstumsimpulse durch intelligente Mobilitäts- und Logistikkonzepte. 3,6 Milliarden Euro können davon direkt der sogenannten "smarten Logistik" zugeordnet werden [Bitk12a].
Die Digitalisierung im Güterverkehrssystem und in der Logistik bildet daher einen Schwerpunkt der (verkehrs-)politischen Agenda. Im Rahmen von Logistik 4.0 dienen insbesondere Automatisierung und Vernetzung der effizienzsteigernden Umstellung der Logistikprozesse [BMVI17e]. Logistik 4.0 bezeichnet die umfassende Verknüpfung der Akteure und Objekte im Logistiksektor mittels Informations- und Kommunikationstechnologien [Bous16].

Aufgrund der Bedeutung der Digitalen Vernetzung für die deutsche Wirtschaft - insbesondere für die Logistik - sowie den daraus entstehenden Chancen fördert die Bundesregierung die Entwicklung und den Ausbau durch eine Vielzahl an Richtlinien und Förderprogrammen. Seit dem Jahr 2012 hat die Bundesregierung aus diesem Grund unterschiedliche Strategien entworfen, die sowohl den Personen- als auch den Güterverkehr betreffen:
  • 2012: IVS-Aktionsplan "Straße" (IVS = intelligente Verkehrssysteme) [BMVBS12d]
  • 2014: Digitale Agenda 2014-2017 [Bund14]
  • 2015: Strategie Intelligente Vernetzung [BMWi15d]
  • 2015: Strategie Automatisiertes und Vernetztes Fahren [BMVI15r]
  • 2017: Aktionsplan Güterverkehr und Logistik [BMVI17e]
  • 2018: Aktionsplan Digitalisierung und Künstliche Intelligenz in der Mobilität" [BMVI18t]
  • 2019: Aktionsplan Forschung für autonomes Fahren" [Bund19a]
  • 2019: Innovationsprogramm Logistik 2030 [BMVI19ag]
Ziele sind unter anderem die Förderung des automatisierten und vernetzten Fahrens, der Digitalisierung, des Einsatzes künstlicher Intelligenz und des Zugangs zu Mobilitätsdaten, um die Technologieentwicklung zu stärken. Auch die Modernisierung, Digitalisierung und Innovation den Logistikstandort Deutschland soll verbessert sowie die Attraktivität und Wettbewerbsfähigkeit von Schiene und Binnenwasserstraßen gesteigert werden. Mit der Maßnahme "Schlaue Schiene, intelligente Bahn" soll beispielsweise eine deutliche Steigerung des Marktanteils der Schiene erreicht werden [BMVI19ag].

Neben Zeit-, Kosten- und Qualitätsvorteilen hat die Anwendung der digitalen Vernetzung zudem das Potenzial zur Erhöhung der Sicherheit, da durch die Übermittlung von Echtzeitdaten und die frühzeitige Warnung des Systems Unfälle durch plötzliche Wettereinflüsse oder durch Behinderungen im Straßenverkehr vermieden werden können. Im Güterverkehr ist es somit möglich, Ausfälle von Fahrzeugen zu reduzieren [PoRa10].
Ansprechpartner
Technische Universität Hamburg, Institut für Verkehrsplanung und Logistik, Prof. Dr.-Ing. H. Flämig
Zugehörige Wissenslandkarte(n)
Nutzen und Herausforderungen der digitalen Vernetzung in Güterverkehr und Logistik (Stand des Wissens: 21.08.2023)
https://www.forschungsinformationssystem.de/?478030
Literatur
[Arvis18] Jean-François Arvis, Lauri Ojala, Christina Wiederer, Ben Shepherd, Anasuya Raj , Karlygash Dairabayeva, Tuomas Kiiski Connecting to Complete 2018, Washington, DC , 2018
[Bitk12a] Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien e.V., Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung, Prof. Dr. M. Wietschel (Hrsg.) Gesamtwirtschaftliche Potenziale intelligenter Netze in Deutschland, 2012
[BMVBS12d] Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (Hrsg.) IVS - Aktionsplan Straße, Berlin, 2012
[BMVI15r] Bundesministerium für Digitales und Verkehr (Hrsg.) Strategie automatisiertes und vernetztes Fahren -
Leitanbieter bleiben, Leitmarkt werden, Regelbetrieb einleiten, 2015/09
[BMVI17e] Bundesministerium für Digitales und Verkehr Aktionsplan Güterverkehr und Logistik - nachhaltig und effizient in die Zukunft, 2017/09
[BMVI18t] Bundesministerium für Digitales und Verkehr Digitalisierung und Künstliche Intelligenz in der Mobilität Aktionsplan, 2018/11
[BMVI19ag] Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) (Hrsg.) Innovationsprogramm Logistik 2030, 2019
[BMWi15d] Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (Hrsg.) Strategie Intelligente Vernetzung, Berlin, 2015/09
[Bund14] Die Bundesregierung Digitale Agenda 2014-2017, Berlin, 2014
[Bund19a] Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), , Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi), , Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) (Hrsg.) Aktionsplan Forschung für autonomes Fahren, 2019/07
[PoRa10] Popescu-Zeletin, R., Radusch, Ilja, Rigani, Mihai Adrian Vehicular-2-X communication: state-of-the-art and research in mobile vehicular ad hoc networks, Springer / New York Heidelberg, 2010
[WBK23] World Bank Group (Hrsg.) Logistics Performance Index - Global Ranking 2023 , 2023/04/23
Glossar
ITS Intelligent Transportation Systems (ITS) ist der Oberbegriff für Transportsysteme, die Informations- und Kommunikationstechnologie zur Unterstützung des Betriebes einsetzen. ITS-Funktionen unterstützen den Fahrer eines Transportmittels, sie sind damit deutlich von automatischen Transportsystemen zu differenzieren, die auf einen fahrerlosen Betrieb abstellen. Die wichtigsten neuen und zum Teil noch in Entwicklung befindlichen Anwendungsfelder zielen auf (1) Verkehrs- und Transportmanagement (Verkehrsinformationen, Verkehrslenkung, Verkehrs- und Parkleitsysteme, automatische Unfallmeldungen, Meldesysteme zum Gefahrgutmonitoring); (2) Elektronische Systeme zur Gebührenerhebung; (3) Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel (dynamische Fahrgastinformationen, Reservierung, spezifische Informationssysteme für Fahrradfahrer und Fußgänger, Steuerung individueller öffentlicher Verkehrsmittel); (4) Systeme zur Unterstützung der Fahrzeugsicherheit (Kollisionsdetektoren, Sektorisierung von Verkehrswegen).
Verkehrseffizienz
Beurteilungskriterium, welches beschreibt, inwieweit verkehrliche Maßnahmen, wie beispielsweise Ersparnisse in Fahrzeit, Spritverbrauch und Abgasausstoß, dass vorgegebene Ziel in einer bestimmten Art und Weise erfüllen

Auszug aus dem Forschungs-Informations-System (FIS) des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur

https://www.forschungsinformationssystem.de/?478027

Gedruckt am Donnerstag, 28. März 2024 23:40:00