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Fördermöglichkeiten von Elektrofahrrädern

Erstellt am: 26.07.2017 | Stand des Wissens: 22.08.2017
Synthesebericht gehört zu:
Ansprechpartner
TU Dresden, Professur für Integrierte Verkehrsplanung und Straßenverkehrstechnik, Prof. Dr.-Ing. Regine Gerike

Wie der Kauf von Elektrofahrrädern gefördert werden kann, zeigen momentan vor allem nur lokale und regionale Förderprogramme. Auf nationaler Ebene existieren wenige Regelungen zur finanziellen Förderung von Elektrofahrrädern für den gewerblichen oder privaten Gebrauch. Spanien fördert bereits seit 2014 Elektrofahrräder mit bis zu 200 Euro, wenn sie bestimmte Standards einhalten [Europapress14]. Seit 2017 fördert Österreich Betriebe, Vereine, Städte und Gemeinden ebenfalls mit 200 Euro für Pedelecs und darüber hinaus mit 500 Euro für Elektrolastenfahrräder. Auch mit 200 Euro fördert Frankreich den Kauf eines Pedelecs sogar für Privatpersonen [FAZ17, BMLFUW17]. Italien und Holland haben ihre Förderung für Elektrofahrräder bereits wieder eingestellt [ECF16].

In Deutschland gibt es derzeitig auf nationaler Ebene keine Fördermaßnahmen; die Förderung ist auf regionale Beispiele beschränkt. In München werden beispielsweise Lastenpedelecs mit bis zu 1.000 Euro gefördert. Ebenso werden Pedelecs für den gewerblichen Gebrauch mit bis zu 500 Euro gefördert [LHMü16]. Das Saarland fördert Pedelecs bis zu 1.000 Euro und Lastenpedelecs sogar bis 1.500 Euro. Allerdings gilt die Fördermöglichkeit auch hier nicht für Privatpersonen, sondern nur für Städte, Gemeinden, Landkreise, kommunale Zweckverbände und sonstige Betriebe, die mehrheitlich in kommunaler Trägerschaft stehen. Dafür investiert das Saarland neben Elektrofahrrädern auch in die Bereitstellung von Ladeinfrastruktur und Abstellanlagen sowie auch in Projekte im Bereich der Elektromobilität.

Mit eher lokalen und regionalen Förderprogrammen ähnelt das Bild in Deutschland der europäischen Situation. Das verdeutlicht, dass Städte und Regionen die aktuelle Entwicklung der Elektromobilität und die Nutzerbedürfnisse eher aufgreifen, als dies auf nationaler Ebene geschieht [ECF16].

Allerdings werden europaweit die meisten Elektrofahrräder in Deutschland verkauft [CONIBI16]. Deutschland steht damit auf dem vierten Platz der gekauften Elektrofahrräder je Einwohner [ECF16]. Damit könnte argumentiert werden, dass die Kaufnachfrage in Deutschland bereits sehr hoch ist und keine weitere Förderung benötigt. Auch wenn der Preis in vielen Studien ein Hinderungsgrund für den Kauf eine Elektrofahrrads war [UVEK14, Sinus16], besteht die Gefahr, dass im Wesentlichen Personen von der Förderung profitieren, die sich auch ohne Unterstützung für ein Elektrofahrrad entschieden hätten [UVEK14].

Wenig bekannt ist, dass seit 2012 in Deutschland zumindest die Möglichkeit besteht steuerliche Vorteile zu nutzen beim Leasen eines Fahrrads beziehungsweise Elektrofahrrads [Difu15]. Damit gelten die Regelungen zum Dienstwagen auch für Dienstfahrräder. Mit der Dienstfahrrad-Regelung schafft der Arbeitgeber Dienstelektrofahrräder an und kann diese seinerseits als Betriebsausgaben absetzen. Wie beim Dienstwagenprivileg kann der Arbeitnehmer das Fahrrad auch privat nutzen, muss dies aber mit 1 Prozent des Brutto-Listenpreises des Elektrofahrrads (auf volle 100 Euro abgerundet) als geldwerten Vorteil versteuern. Im Gegensatz zum Dienstwagen muss der Anfahrtsweg zur Arbeit dabei aber nicht versteuert werden. Zudem gilt auch beim Dienstelektrofahrrad, dass für jeden Arbeitstag 30 Cent je Kilometer als Entfernungspauschale in der Steuererklärung geltend gemacht werden dürfen. [BMF12, Finanztip17].
Ansprechpartner
TU Dresden, Professur für Integrierte Verkehrsplanung und Straßenverkehrstechnik, Prof. Dr.-Ing. Regine Gerike
Zugehörige Wissenslandkarte(n)
Aktive Mobilität durch Elektrofahrräder (Stand des Wissens: 08.10.2020)
https://www.forschungsinformationssystem.de/?355633
Literatur
[BMLFUW17] Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft Österreich (Hrsg.) Radfahren fördern mit System, 2017
[CONIBI16] Confederation of the European Bicycle Industry (CONIBI) (Hrsg.) European bicycle market - 2016 edition, 2016
[Difu15] Lucas Czowalla EBikePendeln - Wissenschaftliche Begleitforschung. Auswahl vorläufiger Endergebnisse, 2015
[ECF16] European Cyclists´Federation (ECF) (Hrsg.) Electromobility for all - Financial incentives for e-cycling, 2016
[Europapress14] Europapress (Hrsg.) COMUNICADO: Bosch colabora para que la movilidad electrica en bicicleta sea cada vez mas popular y sostenible , 2014
[FAZ17] Frankfurter Allgemeine Zeitung (Hrsg.) Kaufprämie für E-Bikes in Frankreich, 2017/02/28
[Finanztip17] Finanztip.de (Hrsg.) Dienstfahrrad versteuern -
Wenn der Chef Ihr E-Bike bezahlt, 2017
[Sinus16] Sinus Markt- und Sozialforschung Fahrrad-Monitor Deutschland 2015 - Ergebnis einer repräsentativen Online-Befragung, 2016
[UVEK14] Marcel Buffat, Daniela Herzog, René Neuenschwander, Bettina Nyffenegger, Tamara Bischof Verbreitung und Auswirkungen von E-Bikes in der Schweiz, 2014
Rechtsvorschriften
[BMF12] Steuerliche Behandlung der Überlassung von (Elektro-)Fahrrädern
[LHMü16] Förderrichtlinie Elektromobilität im Rahmen des "Integrierten Handlungsprogramms zur Förderung der Elektromobilität in München" (IHFEM 2015)
Glossar
Elektromobilität
Die Elektrifizierung der Antriebe durch Batterie- und Brennstoffzellentechnologien. Im Kontext des "Nationalen Entwicklungsplans Elektromobilität" wird der Begriff auf den Straßenverkehr begrenzt. Hierbei handelt es sich insbesondere um Personenkraftwagen (Pkw) und leichte Nutzfahrzeuge, ebenso werden aber auch Zweiräder (Elektroroller, Elektrofahrräder) und Leichtfahrzeuge einbezogen.

Auszug aus dem Forschungs-Informations-System (FIS) des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur

https://www.forschungsinformationssystem.de/?473300

Gedruckt am Freitag, 29. März 2024 09:32:30