Elektronische Dienste im Güter- und Warenwirtschaftsverkehr
Erstellt am: 12.06.2015 | Stand des Wissens: 05.09.2023
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Ohne den Einsatz moderner und sich ständig weiterentwickelnder Informations- und Kommunikationstechnologien ist die Realisierung eines effizienten Güter- und Warenwirtschaftsverkehrs nicht mehr vorstellbar. Innovationen in der Logistik werden heute vor allem durch Entwicklungen in der Informations- und Kommunikations-(IuK-)Technologie bestimmt [Neib11].
Der Einsatz von Telematiksystemen und damit innovativen IuK-Anwendungen im Bereich des Flottenmanagements führt dabei zur Verbesserung operativer Betriebsprozesse inklusive einer vereinfachten Kommunikation (beispielsweise Entlastung der Disponenten), zur Optimierung der Tourenplanung sowie Reduktion der Umweg- und Leerfahrten, zu einer effektiveren Fahrzeuginstandhaltung, aber auch zu verbesserten Prozessen im Mitarbeitermanagement. So können Sozialvorschriften wie Lenkzeiten besser überwacht und das Fahrverhalten bewertet werden. Die Möglichkeit der kontinuierlichen Zeiterfassung der mobilen Mitarbeiter ist ebenso gegeben. Darüber hinaus wird die Nachweisfähigkeit und Dokumentation gegenüber Kunden unterstützt. Dudek [Dude12] zeigt im Rahmen seiner empirischen Forschung, dass Flottenbetreiber zunehmend anspruchsvoller werden und Funktionalitäten wie Standort- und Routenübersichten, der Austausch von Freitext-Nachrichten, die Auftrags- und Tourenübermittlung, Online-Staurückmeldungen und die Online-Verfügbarkeit technischer Fahrzeugdaten erwartet werden. Das betrifft auch die automatische Erfassung der Fahreridentität sowie der Lenk-, Arbeits- und Ruhezeiten, ein Fernauslesen der Digitaler Tachograph- (DTCO-)Fahrerkartendaten und -Massendaten sowie die Navigation an sich. Die vielfältigen am Markt verfügbaren Produktlösungen bieten inzwischen die entsprechenden Funktionalitäten der Tourenplanung, der Ladungsidentifikation, der Anbindung an die Warenwirtschaftssysteme der Lieferanten sowie der Empfänger, der Personalabrechnung, der Datenarchivierung bis hin zum Werkstattmanagement. Dabei ist es Anwendern besonders wichtig, dass Fahrzeuge einfach auszurüsten und die Schnittstellen zu bereits vorhandenen Systemen, wie der Tourenplanung oder spezieller Speditionssoftware, passfähig sind. Wichtig werden zunehmend internetbasierte Lösungen einschließlich Cloud-Anwendungen, die über mobile Endgeräte genutzt werden können [Dude12].
Besondere Bedeutung für den Warentransport erlangt die Radio Frequency Identification- (RFID-)Technik zur Datenerfassung und -speicherung auf Basis von elektromagnetischen Wellen. Die einzelnen Wareneinheiten werden mit Transpondern ausgestattet, wobei die Waren automatisch über Lesegeräte kontaktlos auch über eine gewisse Entfernung identifiziert und erfasst werden können, zum Beispiel bei der Durchfahrt auf einem Lastkraftwagen (Lkw) durch Einfahrten oder ähnliches. Im Zusammenwirken mit satellitengestützten Ortungstechnologien wie Global Positioning System (Globales Positionsbestimmungssystem, GPS), mit denen die Transportbehälter ausgestattet sind, können so Warenströme überwacht werden und ist es möglich, zusätzliche Informationen zu den einzelnen Waren und deren Transporterfordernis, wie dies beispielsweise bei gekühlter oder Tiefkühlware sowie Gefahrgütern erforderlich ist, zu übermitteln. Mögliche Störungen können auf diese Weise sofort erkannt und entsprechende qualitätssichernde Maßnahmen eingeleitet werden. Mit Hilfe dieser Technologien wird es zukünftig möglich werden, dass sich Waren an Knotenpunkten selbstständig melden und so eine automatische Zuordnung auf das günstigste Verkehrsmittel und/oder auf die schnellste Transportroute realisiert werden kann [Neib11].
Effiziente Lieferverkehre erfordern insbesondere entlang der Autobahnen intelligente Parkleitsysteme für Lkw, da bedingt durch das ständig steigende Verkehrsaufkommen im Straßengüterverkehr Engpässe bei Lkw-Parkplätzen auftreten. Über installierte Detektionssysteme an Ein- und Ausfahrten von Lastkraftwagenparkplätzen kann durch das Erfassen der ein- und ausfahrenden Fahrzeuge die Anzahl der frei verfügbaren Parkstände errechnet werden. Diese Daten können so über entsprechende Datenplattformen wie den "Mobilitäts Daten Marktplatz (MDM)" bereitgestellt werden. Für die Übermittlung der Daten müssen die Detektionseinrichtungen an entsprechende Telekommunikationsnetze angebunden sein. Auf Grundlage dieser Daten können Serviceanbieter innovative Dienste entwickeln und diese über mobile Apps oder Zusatzdienste über Navigationsgeräten bereitstellen. Im Projekt "Telematisches Lkw-Parken Intelligentes Lkw-Parkleitsystem", das durch das Bundesverkehrsministerium gefördert wurde, wurde darüber hinaus eine Anwendung entwickelt, die sich mit dem digitalen Fahrtenschreiber verknüpfen lässt, um Routen in Abhängigkeit mit der aktuellen Parksituation vorausschauend zu planen [Berg13].