Auswirkungen auf Wettbewerb, Innovation und Netzinvestitionen
Erstellt am: 09.06.2015 | Stand des Wissens: 17.08.2023
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Befürworter einer qualitätsdifferenzierten Übertragung von Datenpaketen verweisen auf die effizienzsteigernde Wirkung von "Quality-of-Service" (QoS)-Technologien: Durch ihren Einsatz ist es in Überlastsituationen möglich, Echtzeitanforderungen bestimmter Dienste zu berücksichtigen und diese zu priorisieren. Es sind also Netzeffizienzsteigerungen möglich, da die tatsächlichen Auswirkungen von Schwankungen der Netzqualität und gleichzeitig das Vorhalten von teuren Reservekapazitäten ("overprovisioning") reduziert werden kann [Kruse11]. Für die Telekommunikationsunternehmen bietet die Bildung und Vermarktung unterschiedlicher Qualitätsklassen die Möglichkeit, an den Gewinnen der Dienste- und Inhalteanbieter in stärkerem Maße zu partizipieren. Aus Sicht der Telekommunikationsunternehmen und auch aus volkswirtschaftlicher Sicht hätte eine gewisse Abschöpfung der Gewinne der Dienste- und Inhalteanbieter den positiven Effekt, diese stärker an den Infrastrukturkosten zu beteiligen [FePe12, S. 777]. Von einer Qualitätsdifferenzierung werden daher die folgenden Vorteile erwartet [MoKo11a, S. 96]:
- Profit- und Wohlfahrtsteigerungen,
- Minderung von Stauproblemen und
- Erhöhung der Investitionsanreize für den Ausbau der Breitbandnetze und deren Weiterentwicklung.
Auf der anderen Seite verweisen Kritiker auf das Missbrauchspotential solcher QoS-Technologien durch eine gezielte Diskriminierung: Insbesondere wird befürchtet, dass Netzbetreiber Anreize besitzen, dem Best-Effort-Internet vorhandene Ressourcen zu entziehen oder sie gar aus strategischen Gründen gezielt zu verschlechtern oder ganz zu blockieren, um sowohl Inhalteanbieter als auch Endkunden auf eigene, kostenpflichtige Dienste mit garantierten Übertragungsqualitäten umzulenken [MoKo13, S. 65]. Dies könnte insbesondere den Wettbewerb auf der Diensteebene negativ beeinflussen, da Internetprovider oftmals gleichzeitig zu ihrem Zugangsgeschäft auf der Dienstebene eigene Dienstleistungen (wie etwa Videostreaming) anbieten. Befürchtet werden auch negative Auswirkungen auf die Innovationskraft von (neuen) Dienstanbietern, da nur große und finanzkräftige Anbieter einen qualitätsgesicherten Zugang zu Endkunden hätten. Folgende Nachteile durch eine differenzierte Datenübertragung werden somit geäußert [MoKo11a]:
- Möglichkeit einer Verschlechterung von bestimmten Anwendungen und Diensten aus strategischen Gründen,
- Negative Auswirkungen auf die Innovationskraft des Internets und neuer Internetdienste und
- Umverteilung von Erlösen von Diensteanbietern hin zu Netzbetreibern.