Forschungsinformationssystem des BMVI

zurück Zur Startseite FIS

Leitungsgebundene Breitbandtechnologien

Erstellt am: 09.06.2015 | Stand des Wissens: 03.08.2023

Synthesebericht gehört zu:

Im Bereich der leitungsgebundenen Breitbandtechnologien unterliegen die Märkte 3a bis 4 der insgesamt fünf Märkteempfehlung der Europäischen Kommission einer ex-ante Regulierung. Bei diesen Märkten handelt es sich um sogenannte regulierungsbedürftig eingestufte Märkte auf der Vorleistungsebene [BNetzA15a], über die man im Synthesebericht aktuelle Regulierungsvorgaben nach Zugangstechnologie genaueres lesen kann. Sie stellen als monopolistischer Engpassbereiche eine hohe Markteintrittshürde dar und unterliegen deshalb einer Regulierung. Wettbewerber können durch die Regulierungsvorgaben für diese Vorleistungsmärkte auf die Infrastruktur des dominierenden Anbieters zurückgreifen, um eigene Endkundenleistungen anbieten zu können. Der Aufbau dieser Märkte sowie die Zugangsbedingungen werden nachfolgend kurz erläutert.
Markt 3a: Markt für den auf der Vorleistungsebene anfesten Standorten lokal bereitgestellten Zugang
Dieser Markt umfasst im Wesentlichen die Infrastruktur zur direkten physischen Zugang zur Teilnehmeranschlussleitung, welche den Endkunden mit dem Hauptverteiler verbindet. Die Teilnehmeranschlussleitung besteht überwiegend aus Kupferleitung und wird zur Realisierung von Digital Subscriber Line (DSL) - Zugängen durch Wettbewerber genutzt. Der regulierte direkte Zugang zur Teilnehmeranschlussleitung ist dabei für Wettbewerber die wichtigste Vorleistung: Im Jahr 2021 wurden 3,5 Millionen Teilnehmeranschlussleitungen durch Wettbewerber zur Bereitstellung von DSL-Breitbandanschlüssen bei der Deutschen Telekom angemietet[BNetzA22c]. Das regulierte Entgelt für diese Kernvorleistung betrug im Jahr 2023 monatlich 10,65 Euro [BNetzA22b].
Markt 3b: Für Massenmarktprodukte auf der Vorleistungsebene an festen Standorten zentral bereitgestellter Zugang
Dieser Vorleistungsmarkt umfasst "virtuelle" (nicht-physische) Zugangsprodukte für Wettbewerber. Bei diesem "Bitstromzugang" (englisch "bitstream access") genannten Vorleistungsprodukt wird über den breitbandigen Anschluss hinaus auch der Datentransport zu einem oder mehreren zentralen Übergabepunkten als Vorleistung erbracht. Die Zugangsnachfrager übernehmen diesen Datenstrom an den Übergabepunkten und leiten ihn in ihr eigenes Netz [BNetzA15a]. Wettbewerber müssen durch dieses Vorleistungsprodukt somit deutlich weniger eigene Infrastruktur in der Nähe des Endkunden bereitstellen. Im Jahr 2021 wurden in Deutschland 6,2 Millionen Breitbandanschlüsse auf  Grundlage von Bitstromzugängen der Deutschen Telekom realisiert (vergleiche Abbildung 1).
IMG_0480.JPGAbb. 1: DSL-Anschlüsse in Millionen [BNetzA22c]
Markt 4: Auf der Vorleistungsebene an festen Standorten bereitgestell-ter Zugang von hoher Qualität
Hiermit sind alle Mietleitungen (englisch "leased lines") gemeint, die nicht in das Fernübertragungssegment einzuordnen sind. Sie werden unter anderem zur Anbindung von Geschäftskundenstandorten oder zur Anbindung von Mobilfunkstandorten verwendet. Einer Zugangs- und Entgeltregulierung unterliegen aktuell die Märkte für Mietleitungen zwischen 2 Megabits pro Sekunde und 10 Megabits pro Sekunde sowie zwischen 10 Megabits pro Sekunde und 155 Megabits pro Sekunde [BNetzA13b, S. 147 f.].
Ansprechperson
Bauhaus-Universität Weimar, Professur Verkehrssystemplanung, Prof. Dr.-Ing. Plank-Wiedenbeck
Zugehörige Wissenslandkarte(n)
Regulierung von Breitbandinfrastruktur (Stand des Wissens: 17.01.2023)
https://www.forschungsinformationssystem.de/?451225
Literatur
[BNetzA13b] Bundesnetzagentur für Elektrizität, Gas, Telekommunikation, Post und Eisenbahnen Tätigkeitsbericht Telekommunikation 2012/2013, 2013/12
[BNetzA15a] Bundesnetzagentur für Elektrizität, Gas, Telekommunikation, Post und Eisenbahnen Markt­de­fi­ni­ti­on und Markt­ana­ly­se­ver­fah­ren ge­mäß §§ 10 und 11 TKG, 2015
[BNetzA22b] Bundesnetzagentur für Elektrizität, Gas, Telekommunikation, Post und Eisenbahnen (Hrsg.) Bundesnetzagentur will Grundlagen für die Migration von Kupfer- auf Glasfasernetze langfristig stabilisieren, 2022/6/29
[BNetzA22c] Bundesnetzagentur für Elektrizität, Gas, Telekommunikation, Post und Eisenbahnen (Hrsg.) Jahresbericht 2021 - unsere Zukunft sicher vorbereiten, 2022/06/03
Weiterführende Literatur
[BNetzA17d] Bundesnetzagentur für Elektrizität, Gas, Telekommunikation, Post und Eisenbahnen Jahresbericht 2017 Netze für die Zukunft, 2018
Glossar
DSL
Abkürzung für Digital Subscriber Line (digitaler Teilnehmeranschluss)
Unter DSL werden Übertragungsstandards verstanden, die über einfache Kupferleitungen hohe Übertragungsraten (bis zu 1.000 Megabit pro Sekunde) ermöglichen. In Deutschland war dies lange Zeit ein Synonym für einen Breitband-Internetzugang.
xDSL bedeutet die Zusammenfassung verschiedener DSL-Verfahren.
Von VDSL (Very High Speed Digital Subscriber Line) spricht man bei Hybridnetzen aus Glasfaser- und Kupferleitungen, wobei die Glasfaser möglichst nah an den Kunden herangeführt wird, um hohe Datenübertragungsraten zu erreichen.

Auszug aus dem Forschungs-Informations-System (FIS) des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur

https://www.forschungsinformationssystem.de/?450074

Gedruckt am Sonntag, 23. Februar 2025 09:26:19