Erscheinungs- und Entwicklungsformen von Multi- und Intermodalität
Erstellt am: 19.05.2015 | Stand des Wissens: 11.08.2023
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Die Begriffe Multi- und Intermodalität haben im letzten Jahrzehnt im Personenverkehr stark an Bedeutung gewonnen [vgl. Nobis14, S. 17]. Sie stehen im Kontrast zu einer eher monomodalen, autogerechten Entwicklung der anpassungsorientierten Verkehrsplanung, welche durch das Leitbild einer integrierten Verkehrsentwicklungsplanung - Verkehrsvermeidung, Verkehrsverlagerung und Verkehrsoptimierung - zunehmend ersetzt wird [vgl. Fran04; Nobis14]. Dies spiegelt sich, abhängig vom Raumtyp, auch leicht im Verkehrsverhalten wider. Während in den ländlichen Regionen mit 70 Prozent der zurückgelegten Wege das Auto mangels Alternativen überwiegt, dominieren in den Metropolen die Verkehrsmittel des Umweltverbundes mit einem Anteil von 62 Prozent [NoKu18, S. 47]. Diese kontinuierliche Entwicklung wurde noch stärker durch Mobilität in Städten - SrV 2003/2008/2013/2018 [ESrV18] für Städte bestätigt.
Laut Abbildung 1 nimmt der Modal Split des MIV (Fahrer und Mitfahrer) zwar von 2002 bis 2017 in Deutschland prozentual ab. Vor dem Hintergrund der seit 2002 allerdings kontiniuerlich steigenden absoluten Verkehrsleistung [BMVI22b, S. 218f] kann aber noch nicht von einer "echten" Mobilitätswende gesprochen werden. Mögliche Erklärungen für multimodales Verkehrsverhalten können dem Synthesebericht "Entwicklungsdynamik des multimodalen Verkehrsverhaltens" entnommen werden.
Abbildung 1: Entwicklung des Modal Split in Deutschland im Jahr 2002 (Innenkreis), im Jahr 2008 (Mittlerer Kreis) und im Jahr 2017 (Außenkreis)
Grundsätzlich kann multi- und intermodaler Verkehr aus drei Blickwickeln betrachtet werden: aus einer System- oder Dienstleisterperspektive, aus Sicht der Verkehrsteilnehmer oder auch durch eine Betrachtung der Wege [vgl. BMP03]. Bei der Betrachtung des Verkehrssystems wird die Frage gestellt, ob die Variation und/oder Kombination von Verkehrsmitteln durch das System oder die Verkehrsdienstleister ermöglicht werden (Verkehrsangebot). Der Schwerpunkt einer Betrachtung von Verkehrsteilnehmern liegt in der Beschreibung des Verkehrsverhaltens von Personengruppen (Verkehrsnachfrage). Durch eine Betrachtung der Wege können die Wegezwecke oder Wegeketten ermittelt werden, bei denen Variation und/oder Kombination von Verkehrsmitteln auftreten [vgl. Nobis14]. Das multimodale Verkehrsverhalten von Verkehrsteilnehmern kann politisch durch den Ausbau des Systems unterstützt werden [vgl. Pet03].
Bei der Kombination von Verkehrsmitteln ist zwischen inter- und multimodalem Verkehrsverhalten zu unterscheiden (vgl. Abbildung 2):
- Multimodale Verkehrsteilnehmer: Innerhalb eines bestimmten Zeitraumes (Woche, Monat) werden verschiedene Verkehrsmittel genutzt. Längsschnitterhebungen, wie zum Beispiel das MOP - Deutsches Mobilitätspanel, bieten eine Datengrundlage für die Analyse der Eigenschaften multimodaler Verkehrsteilnehmer (vgl. [Interde10; BMP03, Nobis14]).
- Intermodale Verkehrsteilnehmer: Innerhalb eines Weges werden von dem Verkehrsteilnehmer verschiedene Verkehrsmittel genutzt (miteinander verkettet). Dies ist eine Sonderform der Multimodalität. Die Datengrundlagen für die Untersuchung des intermodalen Verkehrsverhaltens bieten neben Längsschnitterhebungen auch Stichtagerhebungen (zum Beispiel Mobilität in Städten - SrV [ESrV18], Mobilität in Deutschland (MiD) [NoKu18]).