Best Practice - Beispiele für die praktische Umsetzung von Mobilitätsmanagement
Erstellt am: 23.04.2014 | Stand des Wissens: 31.07.2024
Synthesebericht gehört zu:
Die Planung und Umsetzung von Maßnahmen(-paketen) des Mobilitätsmanagements ist individuell an den topographischen, wirtschaftlichen, infrastrukturellen und sozialen Voraussetzungen der jeweiligen Standorte (Städte, Kommunen, Gemeinden, Regionen) auszurichten. Ansässige Großunternehmen und Pendlerverflechtungen sind ebenso zu berücksichtigen wie die sozialstrukturelle und demographische Zusammensetzung der Zielgruppe(n). Diese individuellen Voraussetzungen erschweren eine allgemeingültige Übertragbarkeit von Maßnahmen(-pakete) auf andere Standorte. Sie können jedoch Ansatzpunkte und Inspiration für die Entwicklung passgenauer, eigener Maßnahmen darstellen und aufzeigen, welchen Beitrag Mobilitätsmanagement für eine nachhaltigere Mobilität leisten kann.
Kommunales Mobilitätsmanagement
"Gscheid Mobil!" ist ein Beispiel eines kommunalen Mobilitätsmanagements und eine gemeinsame Kooperation zwischen der Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) und dem Kreisverwaltungsreferat der Stadt München (KVR). Neubürger erhalten ein kostenloses Informationsangebot zum Thema Mobilität und Verkehr in München [Muen19]. Darüber hinaus erhalten sie im Anschluss die Möglichkeit einer individuellen Beratung [HöMü12].
Das Zukunftsnetz Mobilität NRW ist eine Initiative des Ministeriums für Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen und hat die Aufgabe, die Städte, Kreise und Gemeinden bei der nachhaltigen Mobilitätsentwicklung und dem Aufbau eines kommunalen Mobilitätmanagements zu unterstützen. Hierfür wurden landesweit vier regionale Koordinierungsstellen eingerichtet, die bei den Verkehrsverbünden angesiedelt sind und konkrete Beratungs- und Umsetzungsangebote (u.a. zum BMM) für die Kommunen bereithalten [ZNM20 ].
Mobilitätsmanagement an Schulen
Die Stadt Dortmund hat mit dem Programm So läuft das im Austausch mit Kindertageseinrichtungen, weiteren Akteuren und einem externen Beratungsbüro Maßnahmen für eine umweltfreundliche Mobilität im schulischen Kontext entwickelt und an ausgewählten Grundschulen erprobt. Die gewonnenen Erkenntnisse werden nun mit etwaigen Anpassungen auf Kindertageseinrichtungen, weiterführende Schulen und Berufskollegs übertragen. Mit einem Mobilitätsmanagement für Schulen und Kindertageseinrichtungen soll schon früh ein nachhaltiges Mobilitätsverhalten durch klimafreundliche Verkehrsmittel eingeübt werden [StDo22]. Zentral für das Dortmunder Modell sind unter anderem das Verständnis für Motive und Sorgen im Zusammenhang mit Mobilität sowohl bei Kindern als auch Eltern, die Beteiligung der Kinder, Eltern und weiteren Akteure bei der Suche nach Lösungsmöglichkeiten, sowie die unmittelbare Umsetzung von günstigen Lösungen (vgl. [StDo22 ]. Zu den Maßnahmen an Grundschulen zählen die Beratungen zu Schulwegplänen, Hol- und Bringzonen, die Umsetzung von Maßnahmen wie der Walking-Bus sowie Beschilderungen und Markierungen [StDo22a]. Aus der Erprobung von Mobilitätsmanagementbausteinen an weiterführenden Schulen und Berufskollegs, unter anderem Schulumfeldanalysen, (Rad-)Schulwegpläne und Beratungsangeboten zur dauerhaften Verankerung des Themas der nachhaltigen Mobilität, sollen im Nachgang Handlungsleitfäden erarbeitet werden [StDo22a].
Betriebliches Mobilitätsmanagement
Ein überbetrieblicher Ansatz mit wachsender Teilnehmerzahl ist die Initiative "Mit dem Rad zur Arbeit" vom Allgemeinen Deutschen FahrradClub (ADFC) und den Allgemeinen Ortskrankenkassen (AOK). Die Aktion ermutigt Pendler über die Sommermonate regelmäßig mit dem Fahrrad zur Arbeit zu fahren. In einem Online-Tool trägt jeder Teilnehmer seine Radfahrtage ein. Zwischen April und September muss an mindestens 20 Tagen geradelt werden. Anschließend werden attraktive Preise verlost. "Um Mitarbeiter für die Nutzung von Fahrrädern auf ihren täglichen Arbeitswegen zu motivieren," hat das Unternehmen Sympatex, das Hightech-Funktionsmaterialien in Unterföhring bei München produziert, im Jahr 2015 an der AOKAktion teilgenommen. "Bei Sympatex stieß der Wettbewerb auf großes Interesse. Der Anteil der Radfahrer hat sich in den Sommermonaten verdoppelt. Durch eine bessere Planung von Langstreckenreisen und Fahrgemeinschaften konnten 95,3 t CO2 eingespart werden." (vgl. [DIHK16], S. 13).
Wohnstandortbezogenes Mobilitätsmanagement
Das wohnstandortbezogene Mobilitätsmanagement bezieht sich auf Wohngebiete oder auf Bestände von Immobilienunternehmen. Die Bielefelder Gesellschaft für Wohnen und Immobiliendienstleistungen (BWG) bietet in Kooperation mit dem örtlichen Mobilitätsdienstleister "moBiel" seinen Mietern ein sogenanntes "Mieterticket" an. Bestimmte Abonnements können so mit einem Rabatt von 10 Prozent erworben werden [BGW16]. Mobilitätsmanagement kann dabei sowohl in Neubau- als auch bestandquartieren implementiert werden. Ein Beispiel für den Einsatz von Mobilitätsmanagement in Bestandquartieren ist das Projekt Gartenstadt Farmsen in Hamburg. Durch die Verknüpfung verschiedener Einzelmaßnahmen, unter anderem einem barrierefreien Fußwegenetz, Fahrradboxen, -keller und -bügel, einer Fahrradwerkstadt, multifunktionalen Unterstellmöglichkeiten für Fahrräder, Rollstühle, Gehwagen und Kinderwagen, Carsharing und E-Bikesharing, einer gute ÖPNV-Anbindung, Beratungsangebote für Mieter und Mieterinnen und Hilfe bei eingeschränkter Mobilität, wird den Mieterinnen und Mietern ein attraktives Mobilitätsangebot alternativ zum eigenen Pkw angeboten [VCD22].
Das wohnstandortbezogene Mobilitätsmanagement bezieht sich auf Wohngebiete oder auf Bestände von Immobilienunternehmen. Die Bielefelder Gesellschaft für Wohnen und Immobiliendienstleistungen (BWG) bietet in Kooperation mit dem örtlichen Mobilitätsdienstleister "moBiel" seinen Mietern ein sogenanntes "Mieterticket" an. Bestimmte Abonnements können so mit einem Rabatt von 10 Prozent erworben werden [BGW16]. Mobilitätsmanagement kann dabei sowohl in Neubau- als auch bestandquartieren implementiert werden. Ein Beispiel für den Einsatz von Mobilitätsmanagement in Bestandquartieren ist das Projekt Gartenstadt Farmsen in Hamburg. Durch die Verknüpfung verschiedener Einzelmaßnahmen, unter anderem einem barrierefreien Fußwegenetz, Fahrradboxen, -keller und -bügel, einer Fahrradwerkstadt, multifunktionalen Unterstellmöglichkeiten für Fahrräder, Rollstühle, Gehwagen und Kinderwagen, Carsharing und E-Bikesharing, einer gute ÖPNV-Anbindung, Beratungsangebote für Mieter und Mieterinnen und Hilfe bei eingeschränkter Mobilität, wird den Mieterinnen und Mietern ein attraktives Mobilitätsangebot alternativ zum eigenen Pkw angeboten [VCD22].
Weiteres zielgruppen- und standortspezifisches Mobilitätsmanagement
Das zielgruppenspezifische Mobilitätsmanagement zeichnet sich häufig durch die Fokussierung auf bestimmte Altersgruppen aus. Es kann gleichzeitig auch an bestimmte Standorte gekoppelt sein z.B. bei der Neubürger- oder Touristenberatung.
Das Projekt "Mobi-kids" der Verkehrs-Aktiengesellschaft (VAG) in Nürnberg ist ein speziell auf Kinder und Jugendliche zugeschnittenes Informationsangebot. Dabei werden Unterrichtsmaterialien zum ÖPNV bereitgestellt, die über Mobilität und ÖPNV informieren und das Lesen von Fahr- und Netzplänen vermitteln. Somit soll Kindern und Jugendlichen die selbstständige und unabhängige Nutzung des ÖPNV erleichtert werden [VAG14, VAG17a, VAG17].
Mit dem "Aktiv60Ticket" der Kölner Verkehrsbetriebe (KVB) wird gezielt ein Angebot für "Junggebliebene ab 60 Jahren" geschaffen. Mittels des Tickets sollen ältere Menschen davon überzeugt werden, dass auch ohne das Auto Ziele mit Bus und Bahn bequem erreicht werden können [VRS17].
Mobilitätszentralen
Mobilitätszentralen, wie zum Beispiel die Mobilitätszentrale Frankfurt/Main ("Verkehrsinsel an der Hauptwache") bieten Mobilitätsberatungen vor Ort an. Zum Serviceangebot der Mobilitätszentralen gehören meist die Reiseplanung, Auskunft, Verkauf und Beratung zu Tickets als auch Informations- und Kartenmaterial zu Freizeitaktivitäten im Umland.
Weiterhin werden von Verkehrsbetrieben häufig Schnuppertickets angeboten, mit denen zu günstigen Konditionen für begrenzte Zeiträume die Vorteile eines Dauertickets genutzt werden können. Dadurch sollen insbesondere Gelegenheitsfahrer als Stammkunden gewonnen werden.