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Öffentliche Ladeinfrastruktur für Elektromobilität

Erstellt am: 02.03.2014 | Stand des Wissens: 24.05.2023
Synthesebericht gehört zu:
Ansprechpartner
IKEM - Institut für Klimaschutz, Energie und Mobilität e.V.

Die Bedeutung öffentlicher Ladeinfrastruktur im Elektromobilität-Gesamtsystem ist abhängig von einer Vielzahl an Einflussfaktoren. Öffentliche Ladestationen stehen im öffentlichen Raum und grenzen sich dadurch von den halböffentliche Ladepunkte ab: diese stehen auf privatem Boden (zum Beispiel auf einem privaten Parkplatz, Sport- und Kultureinrichtungen), der Zugang ist jedoch öffentlich oder teilweise auf bestimmte Nutzergruppen beschränkt. Private Ladepunkte sind ebenfalls auf privatem Grund, sind jedoch nur einer begrenzten Anzahl an Nutzern zugänglich. Es bestehen aufgrund des Systemcharakters vielfältige Interdependenzen wie beispielsweise zwischen Batteriegrößen, der Antriebstechnologie (Hybrid oder vollelektrisch), den verschiedenen Nutzergruppen (mit oder ohne privaten Stellplatz) sowie der Ladeleistung von öffentlicher Ladeinfrastruktur. Außerdem ist Ladeinfrastruktur im halböffentlichen Bereich als (partielles) Substitut für öffentliche Ladeinfrastruktur mit zu berücksichtigen. Aufgrund der beschriebenen Komplexität ist die Frage des benötigten Umfangs öffentlicher Ladeinfrastruktur nicht ohne Weiteres zu beantworten.
Es soll jedoch darauf hingewiesen werden, dass Untersuchungen auf Basis historischer Wegprofile aus vergleichsweise kurzen Zeitabschnitten nicht geeignet erscheinen, diesbezüglich zu belastbaren Aussagen zu kommen. So vernachlässigen diese Untersuchungen Optionsnutzen, der durch ein Netzwerk öffentlicher Ladeinfrastruktur mit entsprechender Abdeckung generiert werden kann. Dieser erscheint jedoch insbesondere aufgrund des Individualverkehr-Charakters der Elektromobilität für Nutzer von hoher Bedeutung. So wird die geringere Reichweite von Elektrofahrzeugen häufig als Barriere für den Kauf genannt, da sie die Flexibilität der Nutzer entsprechend einschränkt. Auch verschiedene Nutzerbefragungen unterstreichen die Bedeutung öffentlicher Ladeinfrastruktur vor dem Hintergrund des Optionsnutzen-Gedankens [BuW17a, S.25].
Weiterhin wird in der Diskussion um die Bedeutung öffentlicher Ladeinfrastruktur häufig darauf verwiesen, dass diese aufgrund hybrider Antriebskonzepte nicht notwendig sei. Wege, für welche die Batterieladung nicht ausreicht, könnten durch Nutzung des Verbrennungsmotors zurückgelegt werden. Diese grundsätzlich richtige Überlegung geht jedoch in beide Richtungen. Aus gesamtsystemischer Sicht entstehen durch die doppelte Ausführung von Antriebssträngen bei Hybridfahrzeugen oder durch den Einbau von Verbrennungsmotoren zur Stromerzeugung bei Range Extendern Kosten im zentralen Gut Fahrzeug, welche bei der Infrastruktur eingespart werden können. Gleichzeitig kann aber eine entsprechend ausgebaute öffentliche Ladeinfrastruktur auch zur Einsparung diese Kosten auf der Fahrzeugseite führen. Darüber hinaus ist die Einführung von Elektromobilität auch durch Umwelt-Aspekte motiviert, so dass hohe elektrische Fahrleistungen angestrebt werden. Ähnliche Überlegungen gelten in Bezug auf die Batteriegröße, die bei einem gut ausgebauten öffentlichen Ladeinfrastruktursystem kleiner und entsprechend günstiger ausfallen kann.
Zusammenfassend kann man davon ausgehen, dass öffentliche Ladeinfrastruktur aufgrund des möglichen Optionsnutzens das Potenzial hat, Kaufanreize für das Gesamtsystem Elektromobilität zu setzen und somit andere monetäre und nicht monetäre Anreize partiell ersetzen beziehungsweise begleiten kann. Darüber hinaus hat öffentliche Ladeinfrastruktur das Potenzial, die fahrzeugseitigen Kosten durch die geringere Notwendigkeit für hybride Antriebe und hohe Batteriekapazitäten zu senken.
Die vorliegende Wissenslandkarte gibt einen Überblick über Bedeutung und Ausgestaltungsmöglichkeiten öffentlicher Ladeinfrastruktur für Elektromobilität. Folgende Schwerpunkte werden analysiert und dargestellt:
  • Förder- und Anreizsystem
  • Infrastrukturplanung / Bedarfsermittlung / Standortkriterien
  • Ladetechnologien (konduktiv, induktiv, Batteriewechsel)
  • Ladearten (ungesteuert, beeinflusst, gesteuert)
  • Mehrwertdienste
Ansprechpartner
IKEM - Institut für Klimaschutz, Energie und Mobilität e.V.
Zugehörige Wissenslandkarte(n)
Öffentliche Ladeinfrastruktur für Elektromobilität (Stand des Wissens: 02.06.2023)
https://www.forschungsinformationssystem.de/?426949
Literatur
[BuW17a] Matthias Vogt , Konrad Fels Bedarfsorientierte Ladeinfrastruktur aus Kundensicht
Handlungsempfehlungen für den flächendeckenden Aufbau benutzerfreundlicher Ladeinfrastruktur, 2017/03
Weiterführende Literatur
[Rein14] Justus Reinke Bereitstellung öffentlicher Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge - Eine ökonomische Analyse, 2014
Glossar
Hybrid
Der Ausdruck Hybrid bedeutet "etwas Gebündeltes, Gekreuztes oder Gemischtes". Es stammt ab von dem lateinischen Fremdwort griechischen Ursprunges Hybrida. In der Technik wird ein hybrides System, aus zwei unterschiedlichen Technologien miteinander kombiniert.
Elektromobilität
Die Elektrifizierung der Antriebe durch Batterie- und Brennstoffzellentechnologien. Im Kontext des "Nationalen Entwicklungsplans Elektromobilität" wird der Begriff auf den Straßenverkehr begrenzt. Hierbei handelt es sich insbesondere um Personenkraftwagen (Pkw) und leichte Nutzfahrzeuge, ebenso werden aber auch Zweiräder (Elektroroller, Elektrofahrräder) und Leichtfahrzeuge einbezogen.

Auszug aus dem Forschungs-Informations-System (FIS) des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur

https://www.forschungsinformationssystem.de/?426942

Gedruckt am Samstag, 20. April 2024 02:36:45