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Optimaler Einsatz der Containerschiffe

Erstellt am: 14.04.2003 | Stand des Wissens: 20.10.2023
Synthesebericht gehört zu:
Ansprechpartner
Technische Universität Hamburg, Institut für Maritime Logistik, Prof. Dr.-Ing. C. Jahn

Mit steigender Schiffsgröße wird es für die Reeder schwieriger, die optimale Einsatzform für eine hohe Auslastung der Containerschiffe zu finden. Nur durch eine hohe Auslastung können die economies-of-scale-Effekte der großen Containerschiffe genutzt werden.

Traditionell werden zwei Fahrtgebiete durch End-to-End-Routen im Direktverkehr verbunden. Häufig werden diese Dienste durch Zwischenstopps ergänzt. Ausgehend von der Netzwerktheorie ist ein äquatorialer Round-the-World-Service (RtW) die effizienteste Variante für Ost-West-Verkehre. Eine Hürde hierbei stellt beispielsweise der Panama-Kanal dar, den derzeit nur Containerschiffe mit einer Stellplatzkapazität von maximal etwa 14.000 TEU befahren können. Ein wesentliches Kostenelement bei Transshipmentsystemen sind die Umschlagkosten. Für wettbewerbsfähige RtW-Dienste mit hohem Transshipment-Anteil ist eine Verdopplung der Umschlagproduktivität und eine Halbierung der Umschlagkosten nötig [Ashar06]. 

Eine Alternative zum RtW-Service ist der inzwischen stark vertretene Pendulum-Service. Dieser pendelt zwischen den großen Fahrtgebieten Nord-Amerika, Nord-Europa und Südost-Asien, ohne den Panama-Kanal passieren zu müssen. In der Theorie wird die These vertreten, dass mit zunehmender Schiffsgröße die Zahl der angelaufenen Häfen abnimmt. Es muss aber festgestellt werden, dass das so genannte Multiporting auch bei großen Schiffen noch eine bedeutende Rolle spielt. So bedient Maersk-Sealand mit seinen S-Klasse-Schiffen bis zu 21 Häfen im Pendulum-Verkehr.

Durch den Betrieb großer Containerschiffe einhergehend mit der Reduzierung der Hafenanläufe nimmt die Bedeutung von Feederverkehren zu. Feederverkehre entsprechen dem Nabe-Speiche-Prinzip und sind in der Regel ein- bzw. seltener mehrstufig aufgebaut. Mit zunehmender Tiefe der Feederverkehre steigt allerdings die Zahl der zusätzlichen Umschlagvorgänge an, wodurch Kosten und Transportzeiten negativ beeinflusst werden [Brei93, S. 73-104].
Ansprechpartner
Technische Universität Hamburg, Institut für Maritime Logistik, Prof. Dr.-Ing. C. Jahn
Zugehörige Wissenslandkarte(n)
Betriebliche Maßnahmen der Containerlinienreedereien (Stand des Wissens: 20.10.2023)
https://www.forschungsinformationssystem.de/?38567
Literatur
[Ashar06] Ashar, Asaf Revolution #4, veröffentlicht in Containerisation International, Ausgabe/Auflage 12, Informa plc / London, 2006, ISBN/ISSN 0010-7379
[Brei93] Schönknecht, Rolf, Prof. Dr., Peters, Dirk, Biebig, Peter, Prof. Dr., Böhm, Christine, Hübner, Herbert, Jenssen, Bruno, Prof. Dr., Kuhlmann, Günther, Prof. Dr., Laue, Uwe, Prof. Dr., Linde, Horst, Prof. Dr., Lüsch, Jürgen, Prof. Dr.-Ing., Mencl, Ralph-Christian, Dr., Sinnig, Elvira, Dr., Wagener, Norbert, Dr., , Breitzmann, Karl-Heinz, Prof. Dr. Containerlinienschiffahrt, veröffentlicht in Rostocker Beiträge zur Verkehrswirtschaft und Logistik, Ausgabe/Auflage Heft 2, Rostock, 1993, ISBN/ISSN 0944-5919
Weiterführende Literatur
[Volk02] Volk, Berthold, Prof. Dr. Langfristige Angebotsgestaltung im Linienverkehr, veröffentlicht in 8. Kieler Seminar zu aktuellen Fragen der See- und Küstenschifffahrt, Perspektiven und Probleme des Weltseeverkehrs im neuen Jahrhundert, Schriftenreihe der Deutschen Verkehrswissenschaftlichen Gesellschaft B 245, Ausgabe/Auflage B 245, Bergisch Gladbach, 2002, ISBN/ISSN 3-933392-45-4
[Asha02] Ashar, A. Revolution now!, veröffentlicht in Containerisation international, Ausgabe/Auflage 35/2002, Informa / London, 2002, ISBN/ISSN 0010-7379
Glossar
Twenty-foot equivalent unit Zwanzig-Fuß-Äquivalente-Einheit (Twenty-foot Equivalent Unit). Eine statistische Hilfsgröße auf der Basis eines 20-Fuß-ISO-Containers (6,10 m Länge) zur Beschreibung von Verkehrsströmen oder -kapazitäten. Ein genormter 40'-ISO-Container der Reihe 1 entspricht 2 TEUs.
Hub-and-Spoke
Hubs sind zentrale Umschlagpunkte über die Versand- und Empfangspunkte miteinander verbunden werden.
Die Empfangs- und Versanddestinationen werden auch als Speichen (Spokes) bezeichnet. Das heißt, eine Verbindungen wird nicht direkt durchgeführt, sondern über einen zentralen Knoten oder Umschlagspunkt. Es wird daher von einem Hub-and-Spoke-System oder Nabe-Speiche-System gesprochen.
Feederverkehr Unter „Feederverkehr” versteht man den Zubringer- bzw. Verteilverkehr, z.B. den straßenseitigen Vor- und Nachlauf im Kombinierten Verkehr Straße-Schiene. Ausgeprägte Feederverkehre finden sich in der Seeschifffahrt, in der die Hub-Häfen der interkontinentalen Verkehre über Feederlinien mit kleineren Schiffen ein größeres Einzugsgebiet erschließen
Economies of Scale Economies of Scale treten auf, wenn die Produktionskosten pro hergestellter Einheit mit zunehmender Produktionsmenge abnehmen.

Auszug aus dem Forschungs-Informations-System (FIS) des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur

https://www.forschungsinformationssystem.de/?41223

Gedruckt am Donnerstag, 28. März 2024 17:09:37