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Rückwärtslogistik im Handel

Erstellt am: 15.03.2013 | Stand des Wissens: 20.12.2023
Synthesebericht gehört zu:

Wie in den produzierenden Industrien setzt sich auch im Handel zunehmend das Konzept der Kreislaufwirtschaft durch, beispielsweise bei einer schonenderen Ressourcennutzung oder Abfallvermeidung. Neben strengeren gesetzlichen Anforderungen ist diese Entwicklung insbesondere von veränderten Kundenanforderungen hin zu einem stärkeren Umweltbewusstsein der Verbraucher getrieben. In diesem Zusammenhang werden Entsorgungs- und Recylingsysteme sowie Pfand- und Rücknahmesysteme von Produkten zu Erfolgsfaktoren unternehmerischer Tätigkeit im Handel [Kirc03; KrVr95]. Zudem gewinnt das Segment des Distanz- beziehungsweise Onlinehandels bei der Abwicklung von Kundenretouren weiter an Bedeutung.
Insgesamt lassen sich die folgenden Objekte der Rückwärtslogistik im Handel identifizieren [HeZe05]:
  • Ungebrauchte Produkte (zum Beispiel Anprobeartikel aus dem Versandhandel)
  • Altprodukte nach Ende der Nutzungsdauer
  • Verpackungen (Einweg/Mehrweg)
  • Mängelprodukte/Garantiefälle
  • beschädigte oder falsch gelieferte Produkte
  • nicht verkaufte Ware (zum Beispiel Überbestände, alte Saisonware, Überschreitung der Haltbarkeit).
Die Rückwärtslogistik beschränkt sich dabei nicht nur auf die eigentlichen Rückführungsprozesse, sondern beschäftigt sich darüber hinaus mit Fragen der Produktwieder- und Produktweiterverwertung. Insgesamt entstehen so komplexe Redistributionsnetzwerke an denen unterschiedliche Akteure beteiligt sind. Es lassen sich dabei grundsätzlich ein- und mehrstufige Systeme unterscheiden. Häufig wird für die Redistribution das ursprüngliche Distributionsnetzwerk verwendet, teilweise werden zusätzlich Logistikdienstleister eingebunden.
Sogenannte Rückstandzyklen beschreiben rückwärtige Güterströme, bei denen Rohstoffe einer späteren Wiederverwendung zugeführt werden sollen. Diese können vom Endabnehmer direkt zum Hersteller, oder über den Umweg von Handelsunternehmen und/oder Entsorgungslogistikdienstleister verlaufen. Zudem können (einstufige) Rückstandzyklen zwischen Herstellern bestehen.
Beseitigungskanäle beschreiben Güterströme, bei denen Waren einer ordnungsgemäßen Beseitigung zugeführt werden sollen. Diese können vom Endabnehmer direkt zum Beseitigungsunternehmen verlaufen oder über den Umweg Handel oder Hersteller sowie unter zusätzlicher Beteiligung eines Entsorgungslogistikunternehmens erfolgen [HeZe05]. Abbildung 1 gibt einen Überblick über die unterschiedlichen Rückwärtslogistikkanäle im Handel.
rueckwaertslogistik.jpgAbb. 1: Rückwärtslogistik aus der Perspektive eines Handelsunternehmens [HeZe05]
Ansprechpartner
Technische Universität Hamburg, Institut für Verkehrsplanung und Logistik, Prof. Dr.-Ing. H. Flämig
Zugehörige Wissenslandkarte(n)
Rückwärtslogistik (Stand des Wissens: 14.12.2022)
https://www.forschungsinformationssystem.de/?408164
Literatur
[HeZe05] Hertel, J., Zentes, J., Schramm-Klein, H. Supply-Chain-Management und Warenwirtschaftssysteme im Handel, Ausgabe/Auflage 1. Auflage, Springer-Verlag, Berlin Heidelberg, 2005
[Kirc03] Kirchgeorg, M. Kreislaufstrategische Netzwerke, veröffentlicht in Kooperationen, Allianzen und Netzwerke, Wiesbaden, 2003
[KrVr95] Kroon, L., Vrijens, G. Returnable Containers: an example of reverse logistics, veröffentlicht in International Journal of Physical Distribution & Logistics, Ausgabe/Auflage Vol. 25, Nr. 2, 1995

Auszug aus dem Forschungs-Informations-System (FIS) des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur

https://www.forschungsinformationssystem.de/?407767

Gedruckt am Donnerstag, 25. April 2024 09:04:48