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Entsorgungslogistik von Haushalten

Erstellt am: 13.03.2013 | Stand des Wissens: 20.12.2023
Synthesebericht gehört zu:

Bei der Entsorgung von Haushaltsabfällen werden verschiedene Abfallsammelsysteme eingesetzt. Um eine effiziente Entsorgung gewährleisten zu können, müssen diese gewisse Qualitätskriterien erfüllen. Hierzu gehören:
  • Zuverlässigkeit, das heißt Funktionieren ohne Ausfälle,
  • Gewährleistung einer möglichst vollständigen Erfassung der anfallenden Abfälle,
  • Gewährleistung einer ausreichenden Abfallqualität zur Weiterverwertung,
  • eine hohe Benutzerfreundlichkeit hinsichtlich Verständlichkeit, Handhabung und allen weiteren akzeptanzbeeinflussenden Faktoren [Salh04].
Abfallsammelsysteme lassen sich in Hol- und Bringsysteme unterscheiden [WiBe04a].
In Bringsystemen muss der Abfallerzeuger seine Abfälle selbst zu Sammelplätzen befördern. Ein Beispiel hierfür ist der Depotcontainer für die Sammlung von Wertstoffen, zu denen unter anderem Altglas oder Altpapier gehören. Zudem können allewesentlichen Haushaltsabfälle (ausgenommen Küchenabfälle) an Wertstoff- oder Recyclinghöfe angeliefert werden [DoGa10a].
Bringsysteme zeichnen sich durch geringe Kosten bei der Erfassung und eine hohe Qualität (hier: Reinheit) der einzelnen Abfallfraktionen aus, die Erfassungsquote ist jedoch gering [Cord02].
In Holsystemen werden Abfälle beim Abfallerzeuger abgeholt. Sie lassen sich in Systemabfuhr und systemlose Abfuhr unterscheiden. Bei letzterer wird auf vorgegebene Behälter verzichtet und sie kommt vorrangig bei der Abfuhr von in Form und Größe heterogenen Abfällen wie Sperrmüll sowie teilweise bei Altpapier (Bündelsammlung) und Elektroschrott zur Anwendung [DoGa10a]. Bei der Systemabfuhr werden zumeist genormte Behälter bereitgestellt, in denen die Abfälle erfasst und mit geeigneten Fahrzeugen eingesammelt und transportiert werden [WiBe04a].
Holsysteme zeichnen sich durch einen hohen Benutzerkomfort und hohe Erfassungsquoten aus [Cord02]. Nachteilig sind der Platzbedarf für die Behälter und die im Vergleich zum Bringsystem höheren Kosten [JaBe98]. Entsprechend bieten sich Holsysteme für Abfallarten mit einem hohen Aufkommen an, wie beispielsweise Bioabfälle, Papier, Leichtverpackungen oder Hausmüll [Salh04].
Die Systemabfuhr lässt sich in Umleersystem, Wechselverfahren und Einwegverfahren untergliedern.
Beim Umleersystem, welches größtenteils bei der Sammlung von Haushaltsabfällen, aber auch bei hausmüllähnlichen Gewerbeabfällen zum Einsatz kommt, findet eine turnusmäßige Leerung an festgelegten Wochentagen im Wochen- oder Monatszyklus statt [Schw00a; JaBe98]. Hierfür werden zumeist rollbare Behälter verwendet, die über Hub- und Schüttvorrichtungen in ein Sammelfahrzeug entleert und anschließend zurückgestellt werden.
Beim Wechselverfahren erfolgt turnusmäßig oder auf Abruf ein Tausch des vollen gegen einen leeren Behälter [Schw00a]. Sinnvoll ist dies insbesondere bei Abfällen mit hoher Dichte (zum Beispiel Bauschutt) sowie bei Abfällen mit geringer Dichte, wenn diese in großen Mengen anfallen [JaBe98]. Deswegen findet dieses Verfahren insbesondere in der Gewerbeabfallsammlung Anwendung.
Beim Einwegverfahren werden die Abfälle in Müllsäcken aus Kunststoff oder selten auch Papier erfasst und bereitgestellt [UBA09d]. Dieses System wird insbesondere bei der Sammlung von Leichtverpackungen ("Gelber Sack") eingesetzt. Vorteilhaft hierbei ist, dass die Behälterrückstellung entfällt und generell nur geringe Investitionskosten entstehen. Gleichzeitig bedeutet die Sackentsorgung eine Verschlechterung der Arbeitssicherheit und eine höhere physische Belastung der Müllwerker, zusätzlich anfallendes Abfallmaterial, Planungsunsicherheit hinsichtlich der Abfallmengen sowie hygienische Nachteile [WiBe04a].
Ansprechpartner
Technische Universität Hamburg, Institut für Verkehrsplanung und Logistik, Prof. Dr.-Ing. H. Flämig
Zugehörige Wissenslandkarte(n)
Rückwärtslogistik (Stand des Wissens: 14.12.2022)
https://www.forschungsinformationssystem.de/?408164
Literatur
[Cord02] Cord-Landwehr, K. Einführung in die Abfallwirtschaft, Ausgabe/Auflage 3., überarbeitete und aktualisierte Auflage, Stuttgart, Leipzig, Wiesbaden, 2002
[DoGa10a] Dornbusch, H.-J., Gallenkemper, B., Santjer, M. Sammlung und Transport, veröffentlicht in Einführung in die Abfallwirtschaft, Ausgabe/Auflage 4., vollständig aktualisierte und erweiterte Auflage, Wiesbaden, 2010
[JaBe98] Jansen, R., Berken, M., Kötter, U. Handbuch Entsorgungslogistik: Möglichkeiten und Grenzen der Abfallvermeidung, -verwertung und -beseitigung, Frankfurt am Main, 1998
[Salh04] Salhofer, S. Abfallaufkommen und Abfallsammlung, veröffentlicht in Kommunale Abfallentsorgung, Wien, 2004
[Schw00a] Schweitzer, A. Logistik im Bereich Entsorgungsdienstleistung, veröffentlicht in Logistik-Management: Strategien, Konzepte, Praxisbeispiele, Berlin, Heidelberg, New York, 2000
[UBA09d] Umweltbundesamt Informationssammlung - bewährte Verfahren zur kommunalen Abfallbewirtschaftung, 2009
[WiBe04a] Wickeren, H. v., Becker, A., Dirks, E., Ernst, A.-A., Geyer, R., Lendzian, U., Scholz, M., Vielhaber, B., Weller, H. Handbuch für Umwelttechnische Berufe, veröffentlicht in Band 4, Kreislauf- und Abfallwirtschaft, Ausgabe/Auflage 5., neu bearbeitete Auflage, Oberhaching/München, 2004

Auszug aus dem Forschungs-Informations-System (FIS) des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur

https://www.forschungsinformationssystem.de/?407347

Gedruckt am Donnerstag, 28. März 2024 13:06:13