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Retourenlogistik im Einzelhandel

Erstellt am: 13.03.2013 | Stand des Wissens: 20.12.2023
Synthesebericht gehört zu:

Im stationären Einzelhandel sucht der Nachfrager den Anbieter auf, um seine Nachfrage zu platzieren. Er tätigt damit einen sogenannten Holkauf, bei dem er die räumliche Distanz zum Nachfrageort selbst überwindet. Ort der Nachfrage ist der Point of Sale (POS), also das Ladenlokal des Händlers oder Herstellers [Schr05a]. Der Kunde erhält damit die Möglichkeit, ein Produkt vor dem Kauf im Ladenlokal zu sehen und gegebenenfalls zu testen beziehungsweise Beratungsleistungen in Anspruch zu nehmen.

Im Fall einer Warenrückgabe in der Filiale eines Anbieters bedeutet dies für den Käufer ebenfalls einen Aufwand in Form von Wege- und Transportkosten. Gründe für Retouren im stationären Einzelhandel sind häufig anders gelagert als im Versandhandel. Oft finden sich diese auf vorgelagerten beziehungsweise übergeordneten Wertschöpfungsstufen, wie Abbildung 1 verdeutlicht. Dies tritt beispielsweise auf, wenn ein Bestandsausgleich zwischen einzelnen Filialen notwendig ist oder bei Sortimentswechseln. Zudem können Rückrufaktionen, zum Beispiel bei Warenmängeln, Retouren im stationären Einzelhandel auslösen.

Um Retouren im Sinne einer Redistribution von nicht abverkauften Mengen zu vermeiden, werden häufig Maßnahmen der Preispolitik verwendet. Hierunter fällt zum Bespiel der finale Abverkauf in den Filialen durch Preissenkung, insbesondere im Bereich aktueller Mode [Glei12].


Distributionsprozess.jpgAbb. 1: Distributionsprozess im stationären Handel [Glei12

Anders verursachte Retouren erfordern einen physischen Warentransport. In der Regel werden für Retouren die gleichen Distributionskanäle wie bei der Versorgung der Einzelhandelsstandorte verwendet (über Warenlager und Cross-Docking-Punkte) [HeZe11; Glei12]. Eine idealtypische Darstellung möglicher Optionen zur Handhabung von Retouren im stationären Einzelhandel bietet Abbildung 1. Der Umgang mit Retouren umfasst:
  • das sofortige Wiederangebot in anderen Filialen des gleichen Handelsunternehmens,
  • das Wiederangebot in der Folgesaison mit vorübergehender Einlagerung,
  • das Angebot in alternativen Vertriebskanälen (zum Beispiel Outlet, Fabrikverkauf),
  • den Verkauf an Wiederverkäufer (Drittkäufer),
  • die Rücklieferung zum Hersteller und
  • die Verwertung [Glei12].
Ansprechpartner
Technische Universität Hamburg, Institut für Verkehrsplanung und Logistik, Prof. Dr.-Ing. H. Flämig
Zugehörige Wissenslandkarte(n)
Rückwärtslogistik (Stand des Wissens: 14.12.2022)
https://www.forschungsinformationssystem.de/?408164
Literatur
[Glei12] Gleißner, H. Retourenlogistik: Notwendiges Übel oder Beitrag zur Wertschöpfung? , 2012
[HeZe11] Hertel, J., Zentes, J., Schramm-Klein, H. Supply-Chain-Management und Warenwirtschaftssysteme im Handel, Ausgabe/Auflage 2. Auflage, Springer-Verlag / Berlin Heidelberg, 2011
[Schr05a] Schröder, H. Multichannel-Retailing - Marketing in Mehrkanalsystemen des Einzelhandels, Springer-Verlag, Berlin Heidelberg, 2005
Glossar
Point of Sale Der Point of Sale (POS) beschreibt eine Art Sammelpunkt von Informationen an der "elektrotechnischen" Schnittstelle zwischen Kunde und Handelsunternehmen. So umfasst der POS beispielsweise Scannerkassen, die artikelbezogen Verkäufe erfassen; außerdem den Einkauf per Kreditkarte und andere elektronische Zahlungsmöglichkeiten. Die gewonnenen Informationen sollen in Kombination mit weiteren Daten (beispielsweise aus Warenwirtschaftssystemen) potentielle Rationalisierungsmöglichkeiten aufzeigen und den Kundenservice verbessern.

Auszug aus dem Forschungs-Informations-System (FIS) des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur

https://www.forschungsinformationssystem.de/?407276

Gedruckt am Freitag, 29. März 2024 07:28:59