Verknüpfungspunkte im ÖPNV
Erstellt am: 20.02.2013 | Stand des Wissens: 11.01.2023
Synthesebericht gehört zu:
Ansprechperson
TU Dresden, Professur für Bahnverkehr, öffentlicher Stadt- und Regionalverkehr, Prof. Dr.-Ing. R. König
Verknüpfungspunkte - auch als Übergangsstellen, Umsteigepunkte oder Verknüpfungsanlagen bezeichnet - gestatten das Umsteigen der Kunden zwischen verschiedenen Fahrzeugen, Linien oder Verkehrssystemen. Das geschickte Verknüpfen dient der möglichst direkten Kopplung mehrerer Verkehrsmittel oder Verkehrssysteme. Ziel ist die optimale Integration von Eisenbahnen, S-Bahnen, U-Bahnen, Stadtbahnen, Straßenbahnen, Bussen, Fähren und Individualverkehr zu einem Gesamtsystem mit möglichst geringen Widerständen in Form von Zeiten und Wegen für Benutzer und Betreiber [Ditte10].
Traditionelle Verknüpfungspunkte befinden sich häufig an Abzweigen, Kreuzungen und Bahnhöfen und sind oft nicht oder nur unzureichend von den Anlagen des allgemeinen Straßenverkehrs getrennt. Sicherer und bequemer sind separate Anlagen, ausgeführt als Zentralhaltestellen, Busbahnhöfe oder Stationen und Bahnhöfe mit niveaufreien Zugängen. Sie sollten nicht nur mit dem Gehwegnetz, sondern über Bike & Ride, Park & Ride, Car-Sharing und Taxi auch mit weiteren Systemen verbunden sein.
Verknüpfungspunkte lassen sich in ihrer baulichen Gestaltung nicht standardisieren, da eine Vielzahl von Faktoren - wie Lage im Straßenraum, Größe und Form der verfügbaren Fläche oder Betriebsart der zu verknüpfenden Verkehrsmittel - zu beachten sind. Für den Entwurf von Verknüpfungsanlagen gelten die Vorgaben der "Empfehlungen für Anlagen des öffentlichen Personennahverkehrs" [EAÖ03], der "Hinweise für den Entwurf von Verknüpfungsanlagen des öffentlichen Personennahverkehrs" [HVÖ09] sowie der "Richtlinien für die Anlage von Stadtstraßen" [RASt06]. Die darin enthaltenen Parameter können für den Bereich Businfrastruktur weitgehend direkt angewandt werden, sofern es sich nicht um Sondersituationen handelt. Um die verschiedenen örtlichen Gegebenheiten und Standards bei Schienenverkehrsanlagen richtig zu berücksichtigen, sind dort auf jeden Fall die betroffenen Verkehrs- und Infrastrukturunternehmen mit einzubeziehen [Ditte10].
In einer für die Dresdner Verkehrsbetriebe AG (DVB AG) durchgeführten Forschungsarbeit mit dem Titel "Mikroskopische Betrachtung von Umsteigepunkten im Netz der DVB AG" wurden die in Abbildung 1 dargestellten Kriterien für einen optimalen Umsteigepunkt zusammengetragen [Heyne11].
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Abb. 1: Entwurf einer Optimalkonfiguration für Umsteigepunkte [Heyne11]
Wartezeiten sind an Verknüpfungspunkten systembedingt unabdingbar. Deshalb muss an ihnen die Akzeptanz der Fahrgäste mehr noch als an einfachen Zugangsstellen durch eine hohe Aufenthaltsqualität und durch Maßnahmen zu einem ausreichenden Sicherheitsempfinden erreicht werden. Eine Kundenzufriedenheitsbefragung im Rahmen des Schweizer Forschungsprojektes "Ausgestaltung von multimodalen Umsteigepunkten" zeigt auf, dass bei diesen Anlagen kurze, direkte und hindernisfreie Wege sowie Atmosphäre, Gestaltung und Beleuchtung wichtige Themen aus Kundensicht darstellen [Wete07].