Produktkategorien des Schienenpersonenfernverkehrs
Erstellt am: 16.10.2012 | Stand des Wissens: 01.11.2023
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Bei Betrachtung des Markts des Schienenpersonenfernverkehrs (SPFV) in Europa ist zwischen zwei unterschiedlichen Produktkategorien zu unterscheiden. Reisende haben in Abhängigkeit von der jeweiligen Relation oftmals die Möglichkeit, zwischen
- den auf dem konventionellen Eisenbahnnetz verkehrenden Zügen und
- den Produkten des schienengebundenen Hochgeschwindigkeitsverkehrs (HGV) zu wählen.
Der HGV zeichnet sich vorrangig durch die Nutzung von für größere Höchstgeschwindigkeiten ausgelegte Aus- und Neubaustrecken sowie den Einsatz modernen und komfortablen Rollmaterials aus. Im Laufe einer kontinuierlichen Erweiterung europäischer Hochgeschwindigkeitsbahnsysteme konnten die kürzeren Reisezeiten versprechenden Angebote ihren Marktanteil auf circa 29,3 Prozent im Jahr 2020 ausbauen. Seitdem stagniert die Entwicklung trotz zunehmender Netzlänge, der Anteil lag 2020 mit 30,5 Prozent nur wenig höher (Abbildung 1) [EUKO22a, S. 54].
Auch in der Bundesrepublik Deutschland substituiert das HGV-Produkt InterCityExpress (ICE) verstärkt die konventionellen Fernverkehrsangebote (InterCity und EuroCity) des Deutsche Bahn AG Konzern. Allerdings ist in diesem Zusammenhang anzumerken, dass lediglich 2.391 Kilometer des insgesamt 42.204 Kilometer langen deutschen Streckennetzes eine Höchstgeschwindigkeit von mehr als 200 Kilometern pro Stunde erlauben [StaB21, S. 6]. Daher verkehren zahlreiche ICE-Linien in großen Teilen auch auf dem konventionellen Eisenbahnnetz, wodurch entsprechende Reiseverbindungen für den Fahrgast nicht notwendigerweise durch höhere Durchschnittsgeschwindigkeiten gekennzeichnet sind [Rühl07, S. 75]. Von einer weiteren Überschneidung des konventionellen und des Hochgeschwindigkeitsverkehrs ist auch zukünftig auszugehen. Ende 2017 sind erste Fahrzeuge der neuen ICE-4-Flotte in den Regelbetrieb übergegangen. Die Fahrzeuge wurden extra in zwei verschiedenen Versionen entwickelt und sind damit sowohl im konventionellen als auch im Hochgeschwindigkeitsverkehr bis maximal 250 Kilometer pro Stunde einsetzbar [Buse11]. Bis zum Jahr 2025 wird die ICE-4-Flotte auf 137 Züge ansteigen und somit rund 220.000 Sitzplätze für Reisende mit dem SPFV zur Verfügung stellen [DBAG20k]. Außerdem sollen ab dem Jahr 2024 23 Züge des neuen Fernverkehrszugs ICE L zum Einsatz kommen. Diese besitzen einen stufenlosen Niederflureinstieg und ermöglichen so den barrierefreien Einstieg [DBAG23b].