Lösungen für eine sichere Mobilität Älterer
Erstellt am: 05.10.2012 | Stand des Wissens: 01.03.2019
Ansprechperson
TU Dresden, Professur für Integrierte Verkehrsplanung und Straßenverkehrstechnik, Prof. Dr.-Ing. Regine Gerike
Die demographische Entwicklung und deren Auswirkungen auf die Verkehrssicherheit sind immer wieder Thema öffentlicher, politischer Debatten. Diese beinhalten Vorschläge und Möglichkeiten die Mobilität älterer Menschen sicherer zu gestalten.
Der Diskussion sollten allerdings immer folgende Fakten gegenübergestellt werden: Im Allgemeinen korreliert Autofahren im Alter positiv mit Lebensqualität, funktioneller Unabhängigkeit sowie körperlicher und geistiger Gesundheit [Lietal03]. Das Autofahren hilft zudem körperlich sowie geistig aktiv zu bleiben, da es die Aufrechterhaltung sozialer Kontakte und Aktivitäten des täglichen Lebens erleichtert [Ber11]. Des Weiteren gibt es Hinweise, dass der Verlust der Mobilität mit Depressionen verbunden ist [Fon01]. Freeman [Fretal06] zeigt, dass das Risiko dauerhaft pflegebedürftig zu werden, für Menschen, die mehr als sechs Monate nicht mehr Auto gefahren sind, fünfmal höher ist.
Aus diesen Gründen sollten Trainings zur Aufrechterhaltung der Fahrfähigkeit älterer Kraftfahrer einen besonderen Stellenwert einnehmen, um diese so beim Prozess des Alterns zu unterstützen. Trainingsschwerpunkte sollten zum einen darin liegen, das Bewusstsein und Wissen älterer Menschen in Bezug auf altersbedingte Veränderung in fahrrelevanten Fähigkeiten zu verbessern. Zum anderen stellen Mobilitätsberatungen beziehungsweise Verkehrsaufklärungen sowie aktive Trainings am Simulator oder im Realverkehr weitere Möglichkeiten zur Aufrechterhaltung der Fahreignung älterer Kraftfahrer dar. Darüber hinaus sollten Trainingsmaßnahmen, welche die nachlassende Körperkraft, die Beweglichkeit sowie Ausdauer älterer Autofahrer trainieren, zur Anwendung kommen. Kognitive Trainings versprechen eine Verbesserung der kognitiven Funktionen [Ball07; Ball10].
Zudem empfinden ältere Menschen die Abgabe des Führerscheins durch Krankheit, altersbedingte Defizite oder widrige Umweltbedingungen als kritisches Lebensereignis. Zudem empfinden ein obligatorisches altersabhängiges Screening als diskriminierend. Da aufgrund unfallstatistischer Analysen ältere Kraftfahrer kein erhöhtes Gefahrenpotenzial darstellen, ist von einer generellen Fahreignungsprüfung für ältere Autofahrer abzuraten. Allerdings zeigen die Statistiken ein zunehmendes Unfallrisiko ab einem Alter von 75 Jahren [Limb01a].
Empfehlenswert wäre der Ausbau der Arzt-Patienten Kommunikation im Rahmen einer Mobilitätsberatung. Ärzte nehmen bei der Beurteilung der Fahreignung eine besondere Rolle ein. Sie könnten durch ihre allgemeine Behandlung und Betreuung älterer Menschen Einschränkungen in der Fahreignung frühzeitig erkennen und Möglichkeiten zum Ausgleich sowie zur Korrektur aufzeigen, so dass diese erhalten werden kann [Eby09].
Die Frage der Gültigkeitsdauer des Führerscheins sowie der Feststellung der Fahreignung im Alter wird international sehr unterschiedlich gehandhabt. Auch innerhalb der Europäischen Union gibt es keine einheitlichen Regelungen. Aufgrund des demographischen Wandels sowie der Europäisierung des Fahrerlaubnisrechts bedarf es allerdings einer einheitlichen Regelung der Fahreignungsuntersuchung im Alter [Pos12].