Veränderungen im Mobilitätsverhalten älterer Menschen
Erstellt am: 12.08.2012 | Stand des Wissens: 18.07.2019
Ansprechperson
TU Dresden, Professur für Integrierte Verkehrsplanung und Straßenverkehrstechnik, Prof. Dr.-Ing. Regine Gerike
Das Mobilitätsverhalten älterer Menschen ab 65 Jahren unterscheidet sich im Vergleich zu den jüngeren Altersgruppen.
Als Ursachen können unter anderem die Veränderungen des Alltags durch den Berufsausstieg, die Abnahme physischer Kompetenzen oder auch der Wandel des sozialen Netzwerks angeführt werden [FlMo01, BMFSFJ17].
Nach [Schade08] weist das Mobilitätsverhalten älterer Verkehrsteilnehmer folgende Charakteristika auf:
- Anteil von Personen, welche das Haus mindestens einmal täglich verlassen ist mit dem Alter geringer.
- aktive ältere Personen legen weniger Wege pro Tag zurück als andere Altersklassen.
- ältere Führerscheininhaber legen weniger Wege am Tag zurück als andere Altersklassen.
- mit zunehmendem Alter wird die Wegelänge eines älteren Kraftfahrers kürzer.
Generell sind Personen nach dem Berufsausstieg weniger mobil als erwerbstätige Personen. Dies kann anhand der Wege pro Person und Tag nachgewiesen werden: So lag die Wegehäufigkeit für alle betrachteten Personen laut SrV-Städtepegel im Jahr 2018 bei 3,5 Wege pro Person und Tag. Speziell für die Altersgruppe der über 65-Jährigen lag die Zahl der Wege pro Person und Tag für das Jahr 2018 bei 3,2 [SrV18, S.3]. Die Abbildung 1 verdeutlicht beispielhaft die Abnahme der mittleren Wegezahl mit zunehmendem Alter bei Personen ab 65 Jahren. Allerdings steigt, im Vergleich zu den Frauen mit 3,1 Wege pro Person und Tag, die mittlere Wegezahl der Männer zwischen 65 und 70 Jahren auf etwa 3,4 Wege pro Person und Tag [SrV18a, S. 86].
Weiterhin markant ist das Nachlassen der körperlichen Kompetenz mit zunehmendem Alter [BMFSFJ17]. Mit zunehmendem Alter nehmen körperliche Kompetenzeinbußen zu, wobei Geschlechterdifferenzen berücksichtigt werden müssen. Frauen sind häufiger von körperlichen Einschränkungen betroffen und leiden vermehrt an Multimorbidität [FlMo01, S. 73-74]. Etwa ab einem Alter von 70 Jahren sinkt neben der Mobilität speziell auch die Motorisierung bei Älteren. Einerseits ist dies auf die geringe Führerscheinbesitzquote der heutigen älteren Generation zurückzuführen, andererseits auf zunehmende physische sowie mentale Einschränkungen im Alter. Dies hat eine Zunahme im Bereich des Nichtmotorisierten Verkehrs (NMV), insbesondere beim Fußgängerverkehr, zur Folge [Prog03].
Bereits in den 1980er Jahren wurde ein Anstieg der Wegezahl bei Älteren beobachtet, weshalb man von einer mobileren Generation von Senioren spricht [infas10]. Demzufolge lässt sich der Trend ableiten, dass sich die Wegezahl der Personen ab 65 Jahren weiterhin erhöhen wird, das heißt künftige Seniorengenerationen werden noch mobiler sein. Die Gründe hierfür sind unter anderem die steigende Lebenserwartung sowie verbesserte medizinische Möglichkeiten und dadurch auch ein tendenziell besserer Gesundheitszustand im Alter. Insbesondere auch das zunehmende Vorhandensein eines Führerscheins und die Pkw-Verfügbarkeit sowie verkehrsaufwendigere Lebensweisen führen dazu, dass die Zahl der Wege langsamer sinkt [Ap07]. Die heutige Generation der 65-Jährigen und älter behalten länger ihren Führerschein und legen auch mehr Kilometer zurück als frühere Kohorten [Berry11].
Die Abbildung 2 zeigt die mittlere Wegezahl nach Altersgruppen in den Jahren 2002 und 2008. Daraus ist erkennbar, dass die durchschnittliche Wegezahl im Jahr 2008 bei den jüngeren Älteren (60 bis 74 Jahre) mit 3,2 Wege pro Person und Tag höher ist, als bei den Hochbetagten (75 Jahre und älter) mit 1,9 Wege pro Person und Tag. Gründe dafür liegen besonders im besseren Gesundheitszustand der jüngeren Älteren.
Der Abbildung 3 ist zu entnehmen, dass im Vergleich zum Jahr 2008 im Jahr 2017 eine niedrigere Anzahl an Wegen bei älteren Menschen beziehungsweise in der Gesamtbevölkerung verzeichnet werden konnte. Personen ab 70 Jahren sowie Hochaltrige verlassen immer seltener ihre Wohnung. Die Hochbetagten (80 Jahre und älter) weisen eine Mobilitätsquote von 67 Prozent auf. Das sind fast 20 Prozentpunkte unter der mittleren Mobilitätsquote der gesamten Bevölkerung [Nobi18]. Es werden weniger und auch kürzere Wege zurückgelegt.
Der Abbildung 3 ist zu entnehmen, dass im Vergleich zum Jahr 2008 im Jahr 2017 eine niedrigere Anzahl an Wegen bei älteren Menschen beziehungsweise in der Gesamtbevölkerung verzeichnet werden konnte. Personen ab 70 Jahren sowie Hochaltrige verlassen immer seltener ihre Wohnung. Die Hochbetagten (80 Jahre und älter) weisen eine Mobilitätsquote von 67 Prozent auf. Das sind fast 20 Prozentpunkte unter der mittleren Mobilitätsquote der gesamten Bevölkerung [Nobi18]. Es werden weniger und auch kürzere Wege zurückgelegt. Mitunter werden manche Wege (zum Beispiel zur Bank, zum Einkauf oder zu Freunden) auch online "erledigt" beziehungsweise ersetzt die Hälfte der Personen ab 65 Jahren nutzt laut [Stat16c, S. 80] das Internet. Eine weitere Ursache für die Reduzierung der Wege ist neben gesundheitlichen Faktoren - auch auf die fortschreitendende Digitalisierung mancher Mobilitätsdienste zurückzuführen. Denn die Nutzung solcher digitalen Dienste erfordert eine gewisse technische Vertrautheit mit dem Smartphone.
Die erhöhte Motorisierung hängt eng mit der steigenden Zahl der älteren Personen mit Führerschein zusammen. Insbesondere ältere Frauen werden zukünftig häufiger einen Führerschein besitzen, was mit einer zunehmenden Motorisierung dieser Bevölkerungsgruppe einhergeht [Ap07]. Die OECD postuliert einen Rückgang des Geschlechtsunterschiedes bis 2030 [OECD01d]. In Deutschland wird ein Anstieg der Frauen (65 Jahre und älter), welche über einen Führerschein verfügen, von gegenwärtig 40 Prozent auf 80 Prozent im Jahre 2030 erwartet (siehe Abbildung 4) [Shell01; Shell09]. Die heutige Generation der 65-Jährigen und älter behalten länger ihren Führerschein und legen auch mehr Kilometer zurück als frühere Kohorten [Berry11].
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Künftig wird es deutlich mehr Fahrten von älteren Menschen mit dem Pkw, aber auch geringfügig mehr Fahrten Älterer mit dem Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) geben. Dabei werden diese in der Stadt eher zunehmen oder stagnieren und im ländlichen Raum hingegen tendenziell eher abnehmen.
Die Zunahme der Wege und Fahrten induziert auch eine höhere Verkehrsbeteiligung [Ap07, S. 34]. Die Zahl der multimodalen älteren Verkehrsteilnehmer (Personen, die innerhalb einer Woche üblicherweise mehrere Verkehrsmittel nutzen) nimmt ebenfalls zu. Diese haben durch den zunehmenden Führerscheinbesitz die Wahl zwischen mehreren Verkehrsmitteln [Ap07, S. 36].
Die Zunahme der Wege und Fahrten induziert auch eine höhere Verkehrsbeteiligung [Ap07, S. 34]. Die Zahl der multimodalen älteren Verkehrsteilnehmer (Personen, die innerhalb einer Woche üblicherweise mehrere Verkehrsmittel nutzen) nimmt ebenfalls zu. Diese haben durch den zunehmenden Führerscheinbesitz die Wahl zwischen mehreren Verkehrsmitteln [Ap07, S. 36].