Ziele einer Staugebühr
Erstellt am: 13.04.2012 | Stand des Wissens: 18.09.2024
Synthesebericht gehört zu:
Ansprechperson
Karlsruher Institut für Technologie (KIT), Institut für Volkswirtschaftslehre (ECON), Prof. Dr. Kay Mitusch
M-Five GmbH Mobility, Futures, Innovation, Economics
In vielen Großstädten ist die Straßeninfrastruktur besonders zu Spitzenlastzeiten stark überlastet, wodurch es vermehrt zu Verkehrsstaus und damit verlängerten Fahrzeiten kommt. Dies führt zu Wohlfahrtseinbußen durch Zeitverluste. Infolgedessen steigen die Betriebskosten, Unfallzahlen und Treibstoffverbräuche. Zusätzlich entstehen höhere Umweltbelastungen durch Lärm und Schadstoffausstöße für die städtische Bevölkerung [Hartw05].
Dieser kurzfristigen Infrastrukturüberlastung kann auf zwei verschiedenen Wegen entgegengewirkt werden:
Dieser kurzfristigen Infrastrukturüberlastung kann auf zwei verschiedenen Wegen entgegengewirkt werden:
- Durch den Ausbau der städtischen Straßeninfrastruktur werden das Kapazitätsangebot und damit die Reisegeschwindigkeit erhöht. Da die zusätzliche Infrastruktur nur an wenigen Stunden am Tag notwendig wird, führt der Ausbau daher zu zeitweisen Überkapazitäten.
- Eine effizientere Nutzung bereits bestehenden der Infrastruktur kann mithilfe von Verkehrsmanagementsystemen oder Bepreisungen der Infrastruktur realisiert werden.
Vielfach lassen bauliche Limitierungen der Städte keinen umfangreichen Ausbau der Straßeninfrastruktur zu. Im überregionalen Verkehr ließe sich zwar die Infrastruktur ausbauen, aufgrund des demografischen und digitalen Wandels sowie des erwarteten Preisanstiegs fossiler Kraftstoffe (peak oil) könnte die Verkehrsnachfrage aber langfristig zurückgehen. Vor diesem Hintergrund sollte die vorhandene Infrastruktur effizienter genutzt werden.
Eine anreizorientierte Staugebühr zielt darauf ab, Verkehr zu vermeiden, den Verkehr zeitlich, räumlich und intermodal (etwa auf den ÖPNV) zu verlagern sowie die intramodale Routen- und Verkehrsmittelwahl zu lenken. Dadurch sollen die bestehenden Mobilitätsbedürfnisse besser befriedigt, Staus vermieden, die Verkehrssicherheit erhöht und Umweltbelastungen durch Luftverschmutzungen und Lärm reduziert werden. Zusätzlich werden Einnahmen generiert, die zur Erhaltung der bestehenden Infrastruktur oder für Investitionen in den ÖPNV eingesetzt werden können [Boltz09].
Bei einer fiskalisch orientierten Staugebühr steht hingegen die Generierung von Einnahmen an erster Stelle. Die Gebühr soll primär dazu genutzt werden, Finanzlöcher (zum Beispiel im städtischen Haushalt) dauerhaft zu schließen. Zusätzlich können zwar auch Ziel der Verkehrslenkung sowie des Gesundheits- und Umweltschutzes verfolgt werden, aber nur sofern die Einnahmensicherheit gewahrt bleibt.
Zwischen dem anreizorientierten und dem fiskalischen Schwerpunkt kann es zu Zielkonflikten kommen: Ist weniger (mautpflichtiger) Verkehr beabsichtigt, bedeutet dies bei gleichbleibenden Preisen verringerte Einnahmen. Sind hingegen vorrangig Einnahmen und damit mautpflichtiger Verkehr gewünscht, kann dies die Lenkungswirkung schmälern. Das primäre Ziel sollte an den spezifischen Gegebenheiten und Absichten vor Ort ausgerichtet sein [OeSc23].