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Informations- und Kommunikationstechnologien in der Leercontainerlogistik

Erstellt am: 05.03.2012 | Stand des Wissens: 23.02.2023
Synthesebericht gehört zu:
Ansprechpartner
Technische Universität Hamburg, Institut für Verkehrsplanung und Logistik, Prof. Dr.-Ing. H. Flämig

Der Einsatz von Informations- und Kommunikationstechnologien (IuK-Technologien) kann wesentlich dazu beitragen, Leercontainerströme zu optimieren [BrKo08; ThBo09; Tiog02; LeDa03; Hütt13].
"Track and Trace" bezeichnet das Verwenden von Ortungstechnologie in der Containertransportkette. Es werden sowohl Informationen über den aktuellen Standort (Track) als auch über den vergangenen Transportverlauf (Trace) den Reedereien bereitgestellt. Dies soll eine effizientere Gestaltung des Containereinsatzes ermöglichen. Insbesondere durch den Einsatz von Radio-Frequency Identification (RFID)-Technologie wird das weltweite Tracking und Tracing von Leercontainern möglich [WoHe11; Hütt13]. Container werden hierfür mit Transpondern ausgerüstet, die an bestimmten Punkten in der Transportkette geortet werden. Ein Beispiel für den Einsatz von RFID ist die 2005 eingegangene Kooperation zwischen dem Hafenbetreiber Hutchison Port Holdings (HPH) und dem Technologieunternehmen Savi Technology [BrKo08; NeCh05].

"Container-Management-Dienste" zielen darauf ab, das Leercontainerangebot und die -nachfrage auf Internetplattformen zusammenzubringen. Die Systeme funktionieren ähnlich wie ein "Schwarzes Brett" über das Containerkapazitäten angeboten werden. Sie fördern so die Kommunikation zwischen Verladern, Reedereien und weiteren Transport- und Logistikunternehmen, und tragen dazu bei, Leercontainerumfuhren zu vermeiden, überschüssige Kapazitäten abzubauen und den Containerbestand von Reedereien effizient einzusetzen [Tiog02; LeDa03; BoTh04; Hütt13]. Ein Beispiel ist die Internetplattform "myboxplace.de", die nach einer zweijährigen Testphase mittlerweile seit Ende Juli 2018 zum Einsatz kommt und leere Container bedarfsorientiert vermittelt [Lau18]. Das Hamburger Start-up Container xChange ist ebenfalls auf die Verbesserung und Analyse der Vernetzung von Containereigentümern und -nutzern spezialisiert [DVZ18b].

Sogenannte Virtual Container Yards (VCY, deutsch: virtuelle Containerflächen) stellen eine spezielle Ausprägung von Container Management Systemen dar [ThBo09; Tiog02; LeDa03]. VCY sind virtuelle Abbildungen realer Flächen im Hafen oder Hafenhinterland, die für die Lagerung von Leercontainern genutzt werden [Tiog02]. Im Gegensatz zu den Container-Management-Diensten zeichnet sich das Konzept des VCY dadurch aus, dass es nicht im weltweiten Containerverkehr zum Einsatz kommt, sondern auf ein bestimmtes Hafenhinterland beschränkt bleibt [Hütt13]. VCY werden von Empfängern und Versendern genutzt und dienen dazu [Tiog02]
  • Informationen über Container auszutauschen, zum Beispiel Ortsangaben,
  • die Kommunikation zwischen den beteiligten Akteuren zu erleichtern,
  • den Austausch von Containern und die Abwicklung von begleitenden Prozessen, bei möglichst geringerem Transportaufwand, zu ermöglichen und
  • Entscheidungen hinsichtlich der Gestaltung der Containerlogistik zu unterstützen.

Das Ziel von VCY ist es, möglichst viele Funktionen eines physischen Containerdepots zu erfüllen, ohne dass der Container tatsächlich dorthin bewegt werden muss. So soll eine bessere Steuerung der Containerströme und eine Reduzierung der Transportdistanzen erreicht werden [Tiog02; Hütt13]. Außerdem sollen sogenannte "street turns" (deutsch: Straßenumschläge) ermöglicht werden, bei denen Leercontainer nicht in einem Depot zwischengelagert, sondern direkt nach der Entladung zum nächsten Beladeort transportiert werden [ThBo09].
Ansprechpartner
Technische Universität Hamburg, Institut für Verkehrsplanung und Logistik, Prof. Dr.-Ing. H. Flämig
Zugehörige Wissenslandkarte(n)
Leercontainerlogistik (Stand des Wissens: 23.02.2023)
https://www.forschungsinformationssystem.de/?382071
Literatur
[BoTh04] Boile, M., Theofanis, S., Mittal, N., Empty Intermodal Containers - A Global Issue, 2004/03/21
[BrKo08] De Brito, M.P., Konings, R., Container management strategies to deal with the East-West flows imbalance, 2008/04/08
[DVZ18b] DVZ Weniger ist mehr, 2018/12/11
[Hütt13] Barbara Katharina Hüttmann Empty Container Logistics in the Maritime Economy - Evidence from the North Range, 2013
[Lau18] Johannes Lau Container: Tauschmarkt statt Leerfahrt, 2018/09/13
[LeDa03] Le Dam Hanh, P.I. The Logistics of Empty Cargo Containers in the Southern California Region: Are Current International Logistics Practices a Barrier to Rationalizing the Regional Movement of Empty Containers, Ausgabe/Auflage Final Report, 2003/03
[NeCh05] Nelson, Mark, Chan, Lily, Tam, Anthony, SAVI Technology and Hutchison Port Holdings establish new company to deploy RFID Network to track and manage ocean cargo shipments, 2005/04/21
[ThBo09] Theofanis, S., Boile, M. Empty marine container logistics: facts, issues and management strategies, veröffentlicht in GeoJournal, Ausgabe/Auflage 74, Springer Science+Business Media B.V., 2009
[Tiog02] The Tioga Group Empty Ocean Container Logistics Study, 2002/05/08
[WoHe11] Wolff, J. , Herz, N. , Flämig, H. Report on empty container management in the Baltic Sea region - Experiences and solutions from a multi-actor perspective, Hamburg, 2011/06
Glossar
RFID RFID steht für 'Radio-frequency identification'. Mit der Hilfe von elektromagnetischen Wellen ermöglicht RFID die automatische Identifizierung und Lokalisierung von Gegenständen und Lebewesen. Dadurch ist es möglich Daten erheblich einfacher zu erfassen und zu speichern.
Depot „Depot” wird häufig synonym zum Begriff „Lager” verwendet. Im Rahmen von Tourenplanung wird der Ausgangs- und Endpunkt von Touren oft als Depot bezeichnet.
Tracking and Tracing
Unter "Tracking and Tracing" (zu Deutsch: Verfolgung und Rückverfolgung) wird ein System aus der Logistik verstanden, bei welchem der Status einer Lieferung sowohl vor als auch während der Lieferung überprüft werden kann.
Transportkette
Nach DIN 30781 eine Folge von technisch und organisatorisch miteinander verknüpften Vorgängen, bei denen Personen oder Güter von einer Quelle zu einem Ziel bewegt werden, im weiteren Sinne alle Transferprozesse zwischen Quelle und Senke.

Auszug aus dem Forschungs-Informations-System (FIS) des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur

https://www.forschungsinformationssystem.de/?381422

Gedruckt am Samstag, 20. April 2024 08:36:16