Forschungsinformationssystem des BMVI

zurück Zur Startseite FIS

Zusammenfassende Empfehlungen für Shared Space-Projekte

Erstellt am: 16.01.2012 | Stand des Wissens: 13.06.2023
Synthesebericht gehört zu:
Ansprechpartner
Institut für Mobilitäts- und Stadtplanung, Universität Duisburg-Essen, Prof. Dr.-Ing. Dirk Wittowsky
TU Dresden, Professur für Integrierte Verkehrsplanung und Straßenverkehrstechnik, Prof. Dr.-Ing. Regine Gerike

Für die Shared Space-Idee kann derzeitig keine abschließende Bewertung hinsichtlich der Umsetzbarkeit und Empfehlungen gegeben werden. Hierzu bedarf es einer wissenschaftlich begleiteten Dokumentation und Evaluation weiterer Pilotprojekte. Insbesondere sind [ADAC09b; Or11]:
  • die Verkehrssicherheit (Auswirkungen auf das Unfallgeschehen und das Geschwindigkeitsverhalten),
  • der Verkehrsablauf und Verkehrsstärken,
  • die Parkraumauslastung im Umfeld,
  • Auswirkungen auf das städtebauliche Umfeld und
  • Fragen nach der Akzeptanz und gegebenenfalls Verhaltensänderungen insbesondere durch die nicht-motorisierten Verkehrsteilnehmenden
zu erfassen und auszuwerten.
Derzeitig ist jedoch aufgrund der Beteiligung einer Vielzahl von Akteuren die Umsetzung von Shared Space-Pilotprojekten in Straßenräumen mit hohem Aufenthalts- und Querungsbedarf erschwert. So zeigt sich zum Beispiel an den Gemeinschaftsstraßen in Hamburg, dass insbesondere die Umsetzung und die bauliche Entwurfsplanung von Modellgebieten zeitintensiv sein kann und mitunter über die Jahre eine fehlende politische Unterstützung erfahren kann [HH12].
Grundsätzlich sollten für die Umsetzung der Shared Space-Idee nur Straßenabschnitte in Erwägung gezogen werden, welche keine Auffälligkeiten in den Bereichen Verkehrssicherheit, Leistungsfähigkeit sowie Parkraumangebot zeigen. Der Nachweis über die Unbedenklichkeit der Situation vor Ort kann hierbei unter anderem über Sicherheitsaudits, Leistungsfähigkeitsberechnungen und Parkraumkonzepte erbracht werden [ADAC09b].
Für einen größtmöglichen Konsens ist bei der Gestaltung von Shared Space-Bereichen vordergründig die Aufenthaltsqualität zu verbessern, unter anderem verbunden mit dem Ziel, die entsprechenden Bereiche vom übrigen Straßennetz deutlich abzugrenzen. Die Umsetzung des Mischungsprinzips ist dabei innerhalb des räumlichen Entwurfs nicht zwangsläufig auf alle Verkehrsarten zu übertragen [Or11].
Unter den gültigen straßenverkehrsrechtlichen Gegebenheiten in Deutschland eignen sich verkehrsberuhigte Bereiche oder verkehrsberuhigte Geschäftsbereiche für die Einrichtung von Shared Space-Bereichen. Zur Verbesserung der Querbarkeit und Steigerung der räumlichen Aufenthaltsqualität sollte folgendes unterlassen werden [FGSV14]:
  • der Eindruck völliger "Regellosigkeit" und/oder
  • die Übertragung des Mischungsprinzips laut Zeichen 325 oder 326 der Straßenverkehrsordnung auf Hauptverkehrsstraßen.
Ansprechpartner
Institut für Mobilitäts- und Stadtplanung, Universität Duisburg-Essen, Prof. Dr.-Ing. Dirk Wittowsky
Zugehörige Wissenslandkarte(n)
Straßenräume mit hohem Aufenthalts- und Querungsbedarf (Stand des Wissens: 13.06.2023)
https://www.forschungsinformationssystem.de/?375535
Literatur
[ADAC09b] Allgemeiner Deutscher Automobil-Club e.V., Shared Space - Mehr Sicherheit durch weniger Regeln im Verkehr?, München, 2009
[FGSV14] Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen e.V. , Baier, Reinhold, Eilrich, Wolfgang, Gerlach, Jürgen, et al. Hinweise zu Straßenräumen mit besonderem Querungsbedarf - Anwendungsmöglichkeiten des "Shared Space"-Gedankens, veröffentlicht in Wissensdokumente (W 1), Ausgabe/Auflage FGSV 200/1, FGSV Verlag / Köln, 2014/06, ISBN/ISSN 978-3-86446-081-4
[HH12] Freie und Hansestadt Hamburg (Hrsg.) Haushaltsplan 2011/2012, 2012
[Or11] Ortlepp, Jörg, Erfahrungen mit "Shared Space" und "Gemeinschaftsstraßen" in Deutschland, Berlin, 2011/10/06
Weiterführende Literatur
[BSV14] BSV Büro für Stadt- und Verkehrsplanung Dr.-Ing. Reinhold Baier GmbH, Baier, R.,, Engelen, K.,, Klemps-Kohnen, A.,, Reinartz, A. Einsatzbereich und Einsatzgrenzen von Straßenumgestaltungen nach dem "Shared Space"-Gedanken, 2014/08
[StVO] Straßenverkehrs-Ordnung (StVO)
Glossar
Verkehrsstärke
Die Verkehrsstärke ist eine Kennzahl für die Stärke eines Verkehrsstroms an einem Querschnitt, gemessen in der Anzahl der Verkehrseinheiten, die diese Stelle pro Zeiteinheit passieren. Man spricht in diesem Zusammenhang von Streckenbelastung, wenn sich die Quantifizierung des Verkehrsstroms alternativ auf einen betrachteten Streckenabschnitt und nicht auf einen Querschnitt bezieht.
Verkehrsstärke = Verkehrseinheiten am Querschnitt / Bezugsperiode
Gebräuchliche Einheiten für die Verkehrsstärke sind z. B. Fahrzeuge [Fzg] pro Tag [24h] oder Stunde [h] (z. B. durchschnittliche tägliche Verkehrsstärke, kurz DTV [Fzg/24h])

Auszug aus dem Forschungs-Informations-System (FIS) des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur

https://www.forschungsinformationssystem.de/?375510

Gedruckt am Freitag, 29. März 2024 00:33:01