Das "Sofortprogramm Seehafen-Hinterland-Verkehr" als kurzfristig umsetzbares Investitionskonzept zu einer Erweiterung der Schienennetzkapazität
Erstellt am: 29.07.2011 | Stand des Wissens: 02.02.2022
Synthesebericht gehört zu:
Ansprechpartner
Institut für Mobilitäts- und Stadtplanung, Universität Duisburg-Essen, Prof. Dr.-Ing. Dirk Wittowsky
TU Dresden, Professur für Integrierte Verkehrsplanung und Straßenverkehrstechnik, Prof. Dr.-Ing. Regine Gerike
Die im sog. "Sofortprogramm Seehafen-Hinterland-Verkehr" (Sofo SHHV) der Deutschen Bahn AG zusammengefassten Eisenbahninfrastrukturprojekte beruhen auf Ergebnissen des "Masterplan Schiene Seehafen-Hinterland-Verkehr", welcher seitens der DB AG in Kooperation mit Hafenbehörden, Umschlagsbetrieben, Transporteuren und Reedern 2006 ins Leben gerufen wurde (vgl. hierzu bspw. [BeFr08, S. 174 f.]).
Um die prognostizierten Zuwächse im Gütertransport von und zu den bereits stark ausgelasteten Verknüpfungspunkten mit Hochseeschifffahrtsangeboten zeitnah bewältigen zu können, wurden im Rahmen des "Aktionsplans Güterverkehr und Logistik" infrastrukturelle Maßnahmen definiert, welche aufgrund vergleichsweise geringer Planungs-, Genehmigungs- sowie Investitionsaufwände eine kurzfristige Umsetzung versprechen [BMVBS10i]. Gleichzeitig sollen durch die gesamtverkehrliche Wirkung der definierten Maßnahmen etliche der kapazitiven Engpässe in der Schieneninfrastruktur der deutschen Seehafen-Hinterland-Verbindungen gezielt entschärft werden können. [HoBe11, S. 157; DBAG08p; Kißl12]
Das Investitionsvolumen des Programms beträgt 305 Mio. EUR. Im Jahre 2008 begonnen, war bis Ende 2011 die Realisierung von 24 Maßnahmebündeln mit über 50 kleininvestiven Maßnahmen geplant. Aus dem Bundeshaushalt sollen für das beschriebene Programm Investitionsgelder in Höhe von 255 Millionen Euro bereitgestellt werden. Die Deutsche Bahn AG steuert 50 Millionen Euro Eigenmittel hinzu. Bis zum Beginn des Jahres 2010 konnten mit Hilfe eines Teilbetrages von 85 Millionen Euro bereits Kapazitätsengpässe im westlichen Ruhrgebietsraum sowie im Bereich des Großknotens Hamburg beseitigt werden [DBAG10t]. Da bis Ende 2011 nicht alle Projekte fristgerecht fertiggestellt werden konnten, wurde das Projekt um zwei Jahre bis 2013 verlängert. Derzeit sind 10 Maßnahmebündel und 20 Teilprojekte fertiggestellt (Stand: 12/2012).
Das Sofortprogramm fokussiert vorrangig auf die Schaffung ausreichender Streckenkapazitäten. So werden etwa zusätzliche Weichenverbindungen geschaffen, Verbindungskurven erweitert, Leit- und Sicherungstechnik auf ausgewählten Netzabschnitten (Bockverdichtungen) optimiert oder Überholungsgleise verlängert. Ergänzend zu genannten kapazitätssteigernden infrastrukturellen Maßnahmen, sollen Vertriebsmaßnahmen zu einer maximale Ausnutzung vorhandener Kapazitäten in Knoten und auf der Strecke führen. Beispielhaft ist hier der Versuch der Attraktivierung oftmals längerer Alternativstrecken durch sogenannte Preisoffensiven zu nennen. Mit Hilfe dieses Vorgehens sollen zunehmende, aus einer steigenden Trassennachfrage resultierende Verkehrsbelastungen möglichst großräumig innerhalb des bestehenden Schienennetzes verteilt und so Kapazitätsüberschreitungen auf einzelnen Teilstrecken vermieden werden. [Kefe09, S. 8 f.] Abbildung 1 gewährt einen Überblick über die im Rahmen des Sofortprogramms Seehafen-Hinterland-Verkehr zusammengefassten Vorhaben.
Das Investitionsvolumen des Programms beträgt 305 Mio. EUR. Im Jahre 2008 begonnen, war bis Ende 2011 die Realisierung von 24 Maßnahmebündeln mit über 50 kleininvestiven Maßnahmen geplant. Aus dem Bundeshaushalt sollen für das beschriebene Programm Investitionsgelder in Höhe von 255 Millionen Euro bereitgestellt werden. Die Deutsche Bahn AG steuert 50 Millionen Euro Eigenmittel hinzu. Bis zum Beginn des Jahres 2010 konnten mit Hilfe eines Teilbetrages von 85 Millionen Euro bereits Kapazitätsengpässe im westlichen Ruhrgebietsraum sowie im Bereich des Großknotens Hamburg beseitigt werden [DBAG10t]. Da bis Ende 2011 nicht alle Projekte fristgerecht fertiggestellt werden konnten, wurde das Projekt um zwei Jahre bis 2013 verlängert. Derzeit sind 10 Maßnahmebündel und 20 Teilprojekte fertiggestellt (Stand: 12/2012).
Das Sofortprogramm fokussiert vorrangig auf die Schaffung ausreichender Streckenkapazitäten. So werden etwa zusätzliche Weichenverbindungen geschaffen, Verbindungskurven erweitert, Leit- und Sicherungstechnik auf ausgewählten Netzabschnitten (Bockverdichtungen) optimiert oder Überholungsgleise verlängert. Ergänzend zu genannten kapazitätssteigernden infrastrukturellen Maßnahmen, sollen Vertriebsmaßnahmen zu einer maximale Ausnutzung vorhandener Kapazitäten in Knoten und auf der Strecke führen. Beispielhaft ist hier der Versuch der Attraktivierung oftmals längerer Alternativstrecken durch sogenannte Preisoffensiven zu nennen. Mit Hilfe dieses Vorgehens sollen zunehmende, aus einer steigenden Trassennachfrage resultierende Verkehrsbelastungen möglichst großräumig innerhalb des bestehenden Schienennetzes verteilt und so Kapazitätsüberschreitungen auf einzelnen Teilstrecken vermieden werden. [Kefe09, S. 8 f.] Abbildung 1 gewährt einen Überblick über die im Rahmen des Sofortprogramms Seehafen-Hinterland-Verkehr zusammengefassten Vorhaben.

(Grafik zum Vergrößern bitte anklicken)
Abb. 1: Infrastrukturmaßnahmenbündel des durch die DB Netz AG initiierten Sofortprogramms Seehafen-Hinterland-Verkehr [DBAG08p]
Abb. 1: Infrastrukturmaßnahmenbündel des durch die DB Netz AG initiierten Sofortprogramms Seehafen-Hinterland-Verkehr [DBAG08p]
Kapazitives Ziel soll sein, das deutsche Schienennetz für eine reibungslose Transportleistungsabwicklung von jährlich bis zu 140 Mrd. Tonnenkilometern zu ertüchtigen, wodurch infrastrukturelle Voraussetzungen zur Bewältigung des ursprünglich bis 2015 prognostizierten Mengenwachstums im nationalen Eisenbahnverkehr geschaffen würden [Lien11, S. 17]. Angesichts der Tatsache, dass hierbei zugrunde gelegte Transportvolumensteigerungen auf Annahmen beruhen, welche vor der 2007 einsetzenden Wirtschafts- und Finanzkrise Geltung besaßen, erscheint mit Hilfe des Investitons-Sofortprogramms auch über das Jahr 2015 hinaus eine hinreichende Leistungsfähigkeit innerdeutscher Hafenhinterlandverbindungen sichergestellt. Dennoch werden, mit Blick auf die weiterhin zunehmende Güterverkehrsmengen, Engpassstellen nicht allein durch Ertüchtigungsmaßnahmen an Bestandsanlagen aufzulösen sein. Daraus ergibt sich die Notwendigkeit zu einer Realisierung von Neubauprojekten, welche unter Bereitstellung zusätzlicher Schieneninfrastruktur ergänzende Fahrwegkapazitäten für vermehrt nachgefragte Transportrelationen generiert [Holz10].
Am 17.07.2015 wurde mit der Unterzeichnung der Finanzierungsvereinbarung zur 1. Tranche Seehafenhinterlandverkehr II die Fortführung des Programms beschlossen. Mit einer Laufzeit von 2015 bis 2020 sollen in einer ersten Tranche etwa 130 Millionen Euro in Sofortmaßnahmen, Alternativroutenprojekte sowie Aus- und Neubauprojekte subventioniert werden. In einer zweiten Tranche, die weitere 17 Projekte umfassen soll, werden noch einmal 124 Millionen Euro in Schienenprojekte investiert.
Folgende Projekte sind im Rahmen dieser zweiten Tranche fokussiert:
- Berlin-Moabit (Gleisverlängerung von 3 Puffergleisen)
- Bremen Rangierbahnhof (Ertüchtigung des Gleises 3 (Strecke 1424))
- Bremerhaven Speckenbüttel (Elektrifizierung und Gleiswechselbetrieb)
- Fulda-Bronnzell (Neubau Weichenverbindung zur Beseitigung von Fahrtausschlüssen)
- Greifswald (Errichtung Puffergleis)
- Heppenheim (Errichtung eines Lichtsperrsignals)
- Umschlagbahnhof Karlsruhe (Verlängerung der Umschlaganlage)
- Kiel-Meimersdorf (Herstellung eines Güterzuglangen Einfahrgleises)
- Mainz-Bischofsheim (Spurplananpassungen)
- Marktredwitz - Schwandorf (Blockverdichtung (Abschnitte Pechbrunn - Marktredwitz, Wernberg - Weiden) inkl. Beseitigung des höhengleichen Bahnsteigzugangs im Bahnhof Wernberg)
- Niederwalgern (Beseitigung höhengleicher Bahnsteigzugang)
- Nürnberg (Ertüchtigung der Strecke 5952)
- Passau Güterbahnhof (Neubau von zwei elektrischen Zugbildungs- und Puffergleisen)
- Regensburg (Schaffung einer zusätzlichen Gleisverbindung)
- Sechtem (Verlängerung eines Überholungsgleises)
- Speyer (Elektrifizierung Gleise 4, 5 und 30)
- Umschlagbahnhof Ulm (Erweiterung der Umschlaganlage um einen dritten Kran) [BMVI16y]