Kontext des Mobilitätsmanagements
Erstellt am: 17.02.2003 | Stand des Wissens: 23.05.2024
Synthesebericht gehört zu:
Ansprechperson
Institut für Mobilitäts- und Stadtplanung, Universität Duisburg-Essen, Prof. Dr.-Ing. Dirk Wittowsky
TU Dresden, Professur für Integrierte Verkehrsplanung und Straßenverkehrstechnik, Prof. Dr.-Ing. Regine Gerike
Eine zukunftsfähige Verkehrsentwicklung beinhaltet nicht nur den traditionellen Infrastrukturausbau und andere verkehrslenkende Maßnahmen. Verstärkt kommen auch "nachfragebeeinflussende und preispolitische Maßnahmen des Mobilitätsmanagements" zum Tragen [AhHu12]. Sie sind darauf ausgerichtet, neue Kooperationen zu initiieren und eine effiziente, umwelt- und sozialverträgliche sowie nachhaltige Mobilität zu fördern [ILSISB00; Lang07; Mag10; HKV10 ; EPOMM09]. Im Gegensatz zu den "harten" Infrastrukturmaßnahmen benötigen sie keine oder nur geringe finanzielle Investitionen und können einen hohen Kosten-Nutzen-Faktor aufweisen [EPOMM09]. Mit seinem nachfrageorientierten Ansatz stellt das Mobilitätsmanagement daher eine kostengünstige Möglichkeit zur Bewältigung des Verkehrs dar [ADAC18b]. Neben nicht-baulichen Maßnahmen, die meist aus Information, Kommunikation, Organisation sowie umfassendem Marketing bestehen und häufig als weiche Maßnahmen bezeichnet werden, wird Mobilitätsmanagement im Rahmen der integrierten Verkehrsplanung oft mit normativen, monetären und infrastrukturellen Maßnahmen, auch als harte Maßnahmen bekannt, kombinieren. [FGSV18a, S. 6].
Abbildung 1 verdeutlicht den integrierten Ansatz der Verkehrsentwicklungsplanung (VEP), des Verkehrsmanagements (VM) und des Mobilitätsmanagements (MM). Das Verkehrsmanagement wird für eine effizientere Nutzung der gebauten Infrastruktur eingesetzt. Es setzt beim Verkehrsangebot an und beinhaltet die Steuerung des erzeugten Verkehrs. Im Gegensatz dazu behandelt das Mobilitätsmanagement die Verkehrsnachfrage. Die in diesem Rahmen eingesetzten Maßnahmen setzen bei Bedarfen, Einstellungen und Verhaltensweisen an, die die individuelle Mobilität der Menschen beeinflussen. [Lou13, S. 11; Schw17].
Abb. 1: Einordnung des Mobilitätsmanagements [AhHu12]
Abbildung 1 verdeutlicht den integrierten Ansatz der Verkehrsentwicklungsplanung (VEP), des Verkehrsmanagements (VM) und des Mobilitätsmanagements (MM). Das Verkehrsmanagement wird für eine effizientere Nutzung der gebauten Infrastruktur eingesetzt. Es setzt beim Verkehrsangebot an und beinhaltet die Steuerung des erzeugten Verkehrs. Im Gegensatz dazu behandelt das Mobilitätsmanagement die Verkehrsnachfrage. Die in diesem Rahmen eingesetzten Maßnahmen setzen bei Bedarfen, Einstellungen und Verhaltensweisen an, die die individuelle Mobilität der Menschen beeinflussen. [Lou13, S. 11; Schw17].
![Abb. 1: Einordnung des Mobilitätsmanagements [Eintrag-Id:435251]. Einordnung des Mobilitätsmanagements](/servlet/is/35417/1_Abb1.png)
Es wird deutlich, dass Mobilitätsmanagement nicht nur ein Bestandteil der integrierten Verkehrsplanung, sondern auch des Verkehrsmanagements "zur Verbesserung betrieblicher Abläufe sowie der ganzheitlichen Strategie zur Entwicklung des Verkehrs im jeweiligen Planungsraum" ist [AhHu12]. Mobilitätsmanagement ist keine Alternative zur Verkehrsplanung, sondern wichtiger Bestandteil deren Maßnahmenstrategie, bei der auch benachbarte Handlungsfelder in die Gestaltung mit einbezogen werden können [AhHu12, Schw17].
Eine trennscharfe Abgrenzung der drei Bereiche Verkehrsentwicklungsplanung, Verkehrsmanagement und Mobilitätsmanagement ist allerdings nicht immer gegeben. Für die Zuordnung von Maßnahmen zu den drei Bereichen ergeben sich Überlappungsbereiche. [ScSt17] kritisieren diese fehlende Definitionsschärfe und sehen in ihr einen Hindernisgrund bei der organisierten Umsetzung von Maßnahmen in der Praxis (S. 12).
Die wichtigsten Eigenschaften des Mobilitätsmanagements sind:
Eine trennscharfe Abgrenzung der drei Bereiche Verkehrsentwicklungsplanung, Verkehrsmanagement und Mobilitätsmanagement ist allerdings nicht immer gegeben. Für die Zuordnung von Maßnahmen zu den drei Bereichen ergeben sich Überlappungsbereiche. [ScSt17] kritisieren diese fehlende Definitionsschärfe und sehen in ihr einen Hindernisgrund bei der organisierten Umsetzung von Maßnahmen in der Praxis (S. 12).
Die wichtigsten Eigenschaften des Mobilitätsmanagements sind:
- Zielorientierung: Ziele des Mobilitätsmanagements können etwa die Schaffung eines nachhaltigen Verkehrs, die Reduktion des Kfz-Verkehrs, die Förderung von Bewegung oder der Gesundheitsschutz sein.
- Zielgruppenbezug: Zielgruppen des Mobilitätsmanagements zeichnen sich zum Beispiel durch die Zugehörigkeit zu einem Quartier, einer soziodemografischen Gruppe, einer Lebenssituation oder einer Einrichtung, die Verkehre erzeugt, aus.
- Fokus auf Mobilitätsverhalten und Verkehrsentstehung: Diese individuellen Faktoren bestimmen zum Beispiel die Verkehrsmittelwahl oder die Ursachen von Verkehr, bedingt durch die räumliche Verteilung von Wohnen, Arbeiten und Versorgung.
- Integration von Maßnahmen: Bei der Anwendung werden Maßnahmen integriert erarbeitet, also unter Einbezug verschiedener Verkehrsmittel, Planungsräume, Planungsebenen und Akteuren.
- Koordinierung: der integrierte Ansatz des Mobilitätsmanagements erfordert die Zusammenarbeit verschiedener Akteure sowie den Einbezug von Einrichtungen, die erkennbare Verkehre erzeugen. Die Kommune kann dabei eine tragende Rolle spielen.
- Kontinuität: Mobilitätsmanagement ist eine prozesshaft angelegte Daueraufgabe, deren Maßnahmen kontinuierlich evaluiert und weiterentwickelt werden. [FGSV18a, S. 5f.] [BLEE19, S. 39].