Multimodale Verkehrsteilnehmer
Erstellt am: 21.06.2011 | Stand des Wissens: 01.12.2022
Synthesebericht gehört zu:
Ansprechperson
TU Dresden, Professur für Integrierte Verkehrsplanung und Straßenverkehrstechnik, Prof. Dr.-Ing. Regine Gerike
Untersuchungen zur Quantifizierung multimodaler Personengruppen unterscheiden sich durch:
- die Definitionen des Begriffs Multimodalität (bezüglich Anzahl der Verkehrsmittel, Betrachtungszeitraum) sowie durch
- die Datengrundlage. Bezogen auf eine Woche beträgt der Anteil multimodaler Personen nach [Interde10, Nob07] rund 50 Prozent.
In [Interde10, S. 24] werden als monomodal diejenigen beschrieben, die innerhalb einer Woche üblicherweise mit nur einem Verkehrsmittel unterwegs sind, das bedeutet seltener als einmal in der Woche ein zweites Verkehrsmittel nutzen. Als Datengrundlage dienen die Ergebnisse der Erhebung "Mobilität in Deutschland" im Jahr 2017. Die Charakterisierung der mono- und multimodalen Personengruppen über die Woche zeigt die Abbildung 1 [Nobi18, S.57].
Abbildung 1: Anteile mono- und multimodaler Personengruppen [Nobi18, S.57]
Die Definition der Untergruppen der multimodalen Personen können der folgenden Tabelle 1 entnommen werden.
Tabelle 1: Definition der multi-/monomodalen Gruppen in MiD-Auswertung [Interde10, S. 25 nach eigener Darstellung]
[BMP03] unterscheidet vier Gruppen der multimodalen Verkehrsteilnehmer hinsichtlich der Einsatzzwecke und Nutzungshäufigkeiten von Öffentlichem Verkehr (ÖV) und Motorisiertem Individualverkehr (MIV) (siehe Abbildung 2).
Abbildung 2: Multimodalitätstypen nach [BMP03, S. 40 nach eigener Darstellung]
Eigenschaften multimodaler Personengruppen: In der Abbildung 3 charakterisiert [Nobis06] multimodale Personengruppen in Abhängigkeit von Alter und Führerscheinbesitz. Personen mit Führerschein verhalten sich tendenziell eher monomodal. Die Erhebungen zum Verkehrsverhalten zeigen, dass der Führerscheinbesitz gepaart mit Pkw-Verfügbarkeit die stark ausgeprägte Auto-Monomodalität und auch den Modal Split der Verkehrsteilnehmer maßgeblich determinieren [LeitfInterde10].
Abbildung 3: Gruppen in Abhängigkeit von Alter und Führerscheinbesitz [Nobis06, S. 9]
[Interde10, Nobi18, ESrV18] zeigen wie folgt den Zusammenhang zwischen Altersstruktur, Ortsgrößenklasse, Netto-Haushaltseinkommen und multimodalem Verkehrsverhalten. Demnach sinkt der Anteil multimodaler Personen tendenziell mit zunehmendem Alter. Jedoch steigt aber der Anteil dieser Personengruppe tendenziell mit zunehmender Ortsgröße (siehe Abbildung 5). Die Abbildung 6 zeigt zusätzlich die Personengruppen bezogen auf das Netto-Haushaltseinkommen. Der Anteil der Multimodal (Rad + ÖV + MIV)-Gruppe ist besonders hoch bei sehr geringem Einkommen, nimmt aber auch tendenziell mit dem Einkommen zu.
Abbildung 4: Mono- und multimodale Personengruppen nach Alter [Nobi18, S.57]
Abbildung 5: Multi- und monomodale Nutzergruppen nach Ortsgrößenklassen [ESrV18]
Abbildung 6: Multi- und monomodale Nutzergruppen nach monatlichem Netto-Einkommen des Haushalts [Interde10, S. 28]
[Fran04, S. 105] beschreibt eine neue Zielgruppe für die Weiterentwicklung integrierter Mobilitätsangebote, die sich "durch seine hohe Affinität zu innovativen Mobilitätsdienstleistungen" auszeichnet. Diese "neuen Multimodalen" sind charakterisiert durch die folgenden Eigenschaften:
- höherer Bildungsgrad,
- eher überdurchschnittlicher Verdienst,
- meist männlich und
- zwischen Ende 20 bis Mitte 40 Jahre alt.