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Emissionshandel im Verkehr

Erstellt am: 31.05.2011 | Stand des Wissens: 14.04.2022
Synthesebericht gehört zu:
Ansprechpartner
IKEM - Institut für Klimaschutz, Energie und Mobilität e.V.

Im Jahr 2018 trug der Verkehr mit 29 Prozent zu den Gesamtemissionen der EU an Kohlendioxid bei und lag immer noch mehr als 33 Prozent über dem Niveau von 1990 [ICCT21]. Der Straßenverkehr war 2019 für fast 72 Prozent dieser Verkehrsemissionen verantwortlich [EuKo16c, EEA21b]. Seit 2012 sind die innereuropäischen Flugverkehrsemissionen in den europäische Emissionshandel (EU-ETS) aufgenommen. Andere Verkehrssektoren sind noch nicht Teil des EU-ETS, wobei der Schienenverkehr über seine Elektrifizierung im Wesentlichen einbezogen ist [BT18, S.4].

Emissionshandelssysteme basieren auf der expliziten Umwandlung eines bisher öffentlichen Gutes, hier der Deposition von Emissionen in der Atmosphäre, in ein privates, übertragbares Recht. Stehen Emittenten für den mit ihrer wirtschaftlichen Aktivität verbundenen Schadstoffausstoß kostengünstige Vermeidungsoptionen zur Verfügung, können sie die bei einer Reduktion des Schadstoffausstoßes überschüssigen Zertifikate am Markt verkaufen. Abstrahiert man zunächst von Kontroll- und Umsetzungskosten, gewährleistet ein umfassendes Zertifikatssystem eine hohe Kosteneffizienz, da die volkswirtschaftlich am günstigsten zu mobilisierenden Vermeidungspotentiale genutzt werden.
Der internationale Charakter des Luft- und Schiffsverkehrs erschwert die Umsetzung von Regelungen zu Minderungen der Treibhausgasemissionen auf der nationalen Ebene. Ohne Abdeckung der internationalen Flüge bleibt aber ein Großteil der Luftfahrtemissionen ohne Regulierung. Beim Schiffsverkehr bestehen durch Ausweichverhalten der Akteure ähnliche Probleme wie beim Luftverkehr. Die politische Verantwortung für die Klimapolitik dieser Sektoren liegt bei den entsprechenden supranationalen Organisationen (ICAO im Luftverkehr, IMO im Schiffsverkehr). Werden dort keine hinreichenden Fortschritte bei der Emissionsminderung erzielt, sind nationale bzw. europäische Ansätze nur unter Berücksichtigung der relevanten juristischen Rahmenbedingungen möglich.

Alle bisher genannten Fakten sprechen für eine breitere Anwendung des Zertifikatehandels, als es der bisherigen wirtschaftspolitischen Praxis entspricht. Nichtsdestotrotz sind einige wichtige Randbedingungen zu beachten, welche den ökonomisch sinnvollen Anwendungsbereich für Zertifikatslösungen abstecken (vgl. Handel mit CO2-Emissionszertifikaten).

In den folgenden Syntheseberichten werden für die Sektoren Straßenverkehr, Seeverkehr, Luftverkehr und Schienenverkehr Möglichkeiten der Umsetzung bzw. der Stand der Implementierung eines CO2-Zertifikatehandels diskutiert.
Glossar
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IKEM - Institut für Klimaschutz, Energie und Mobilität e.V.
Zugehörige Wissenslandkarte(n)
Emissionshandel im Verkehr (Stand des Wissens: 14.04.2022)
https://www.forschungsinformationssystem.de/?352548
Literatur
[BT18] Deutscher Bundestag (Hrsg.) Nationale bzw. EU-weite Einbeziehung weiterer Sektoren in das Europäische Emissionshandelssystem , 2018/03/28
[EEA21b] European Environment Agency (Hrsg.) Greenhouse gas emissions from transport in Europe, 2021
[EuKo16c] Europäische Kommission (Hrsg.) Road transport: Reducing CO2 emissions from vehicles, 2016
[ICCT21] Claire Buysse, Josh Miller Transport could burn up the EU's entire carbon budget, 2021
Rechtsvorschriften
[UNOK99] Kyoto-Protokoll zum Rahmenübereinkommen der Vereinten Nationen über Klimaänderungen
Glossar
ICAO
Die International Civil Aviation Organization (ICAO) ist die Internationale Zivilluftfahrtorganisation zur Vereinheitlichung und Regelung der Zivilluftfahrt durch Veröffentlichungen von Richtlinien und Empfehlungen.

Auszug aus dem Forschungs-Informations-System (FIS) des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur

https://www.forschungsinformationssystem.de/?352512

Gedruckt am Montag, 2. Oktober 2023 17:30:46