Die Idee der selbstfinanzierten Infrastruktur
Erstellt am: 06.12.2010 | Stand des Wissens: 12.05.2020
Ansprechperson
Karlsruher Institut für Technologie (KIT), Institut für Volkswirtschaftslehre (ECON), Prof. Dr. Kay Mitusch
In der Realität gibt es verschiedene Netze der verschiedenen Verkehrsträger, die in Konkurrenz zueinander stehen. Die Existenz verschiedener Verkehrsträger lässt sich darin begründen, dass sie für verschiedene Nutzer und ihre jeweiligen Verkehrszwecke geeignete Verkehrsoptionen darstellen. Ebenso gibt es bei nodalen Infrastrukturen wie Häfen und Flughäfen eine räumliche Konkurrenz. Beiden Fällen ist gemeinsam, dass die Kunden zwischen verschiedenen Substituten wählen können, wobei ihnen jedoch gegebenenfalls höhere Aufwände beziehungsweise ein geringerer Nutzen entstehen. Dem Nutzen durch Auswahlvielfalt (beziehungsweise Passgenauigkeit der verschiedenen Angebote) stehen allerdings die Bereitstellungskosten der konkurrierenden Verkehrsträger/Infrastrukturen entgegen.
Ein Mechanismus zur Sicherstellung eines Ausgleichs zwischen Vielfaltnutzen und Kostenminimierung ist der Übergang zu einer Bepreisung auf Basis von Durchschnittskosten und ein Netzausbau sowie Aufbau alternativer Infrastrukturen. Hierfür muss allerdings eine ausreichend hohe Zahlungsbereitschaft für die sich daraus ergebenden Nutzenerhöhungen existieren. Ein solcher Mechanismus ist der Übergang zu selbstfinanzierten Infrastrukturen. Die Begründung der langfristigen Optimalität ergibt sich aus dem Marktmodell der monopolistischen Konkurrenz. Im Gegensatz dazu begründet sich eine Finanzierung auf Basis von Grenzkosten aus kurzfristigen Wohlfahrtsüberlegungen mit konvexen Kostenfunktionen und einem gegebenen und fixen Ausbauzustand der Infrastruktur.
Neben dem langfristig nachfragegerechten Ausbau gibt es weitere Vorteile des Konzeptes der Selbstfinanzierung:
- Die Entkoppelung der Finanzierung von haushaltspolitischen Erwägungen
- Eine dadurch ermöglichte bessere langfristige und vorausschauende Erhaltungsplanung
- Keine Unterschiede in der Preiskalkulation zwischen staatlich und privatwirtschaftlich bereitgestellter Infrastruktur.