Klimawirksame Emissionen der Seeschifffahrt
Erstellt am: 29.11.2010 | Stand des Wissens: 29.05.2024
Synthesebericht gehört zu:
Ansprechperson
Technische Universität Hamburg, Institut für Maritime Logistik, Prof. Dr.-Ing. C. Jahn
Klimawirksame Emissionen der Seeschiffe stammen vor allem aus den Abgasen der Haupt- und Hilfsmaschinen. Sie umfassen CO2, CH2, NxOx, Fluorwasserstoffe (HFC), CO, SOx, Aromate, Feinstaub sowie feste Rußpartikel (BC) die über die Aerosolbildung eine negative Klimawirkung haben [SeaK10]. Sie sind in unterschiedlichem Maße klimawirksam. In der Studie des International Council on Clean Transportation (ICCT) wurden, ausgehend von der Transportleistung der Schifffahrt 2015, als Emissionen ermittelt:
- CO2: 932 Millionen Tonnen
- CH4: 0,363 Millionen Tonnen
- N2O: 0,046 Millionen Tonnen
- BC: 0,078 Millionen Tonnen
[ICCT17, S. 16]
Die Emissionen der internationalen Schifffahrt machen demnach 2,3 Prozent und die der gesamten Seeschifffahrt (einschl. Fischerei) 2,5 Prozent der globalen Klimagasemissionen aus. Sie liegen damit höher als die gesamten Emissionen Deutschlands im Jahr 2015 [Cri09, ICCT17, S. 14]. Wenn man die oben aufgeführten Emissionen in ein CO2-Äquivalent in 20 Jahren umwandelt, ergibt sich die in Abbildung 1 ersichtliche Aufteilung.
![Abb. 1: Anteil der CO2-äquivalenten Emissionen 2015 in 20 Jahren (eigene Darstellung nach [Eintrag-Id:483931, S. 17]) 2015 in 20 jahren.png](/servlet/is/334567/2015%20in 20 jahren.png)
Trotzdem gehen Prognosen bis 2050 davon aus, dass sowohl der Treibstoffverbrauch als auch die CO2-Emissionen der internationalen Schifffahrt in den nächsten Jahrzehnten weiter stark anwachsen werden [PaEy]. Um dieser Entwicklung entgegenzutreten führt die International Maritime Organization im April 2018 eine neue Strategie zur Reduktion klimaschädlicher Emissionen. Ziel ist es, die globalen Treibhausgasemissionen der Schifffahrt bis 2050 im Vergleich zu 2012 um 50% zu senken, in einzelnen Fällen sogar vollständig zu eliminieren. Um dies zu erreichen, soll in einem ersten Schritt der Energy Efficiency Design Index (EEDI) für neue Schritte verschärft und ausgeweitet werden [IMO18e]. So fordert die International Council on Clean Transportation die Aufnahme aller Klimagase in den EEDI, zuvor wurden lediglich CO2-Emissionen begrenzt. [DN20]
Bereits im April 2016 beschloss die IMO eine verpflichtende Meldung des Treibstoffverbrauchs von Seeschiffen mit einer Bruttoraumzahl über 5.000 an eine zentrale Datenbank. Diese Regelung ist im März 2018 in Kraft getreten und wird eine bisher nicht existierende Transparenz für Kraftstoffverbrauch und die daraus resultierenden Emissionen schaffen [IMO18a].
Ein absoluter Abbau der Klimagasemissionen der Seeschifffahrt wäre nur durch radikale Veränderungen zu erreichen, wie:
- schnelle und deutliche Entkopplung von Wirtschaftswachstum und Transportnachfrage,
- signifikant geringeres Wirtschaftswachstum,
- extreme Verknappung fossiler Energieträger,
- Einführung bisher unbekannter Technologien.
Für die EU zeigt eine Untersuchung, dass bei insgesamt steigendem Energieverbrauch und damit steigenden CO2-Emissionen der Seeschifffahrt die Energieeffizienz durch tendenziell sinkenden spezifischen Treibstoffverbrauch verbessert wurde. Eine abnehmende Schiffsauslastung bewirkte jedoch, dass die spezifische CO2-Intensität (CO2/Tonnen-Seemeile) stabil blieb oder sogar stieg [ChiFi09, S.3756].