Besonderheiten für den Umwelt- und Klimaschutz in Nord- und Ostsee
Erstellt am: 29.11.2010 | Stand des Wissens: 29.05.2024
Synthesebericht gehört zu:
Ansprechperson
Technische Universität Hamburg, Institut für Maritime Logistik, Prof. Dr.-Ing. C. Jahn
Nord- und Ostsee sind Randmeere des Atlantik, die besonders intensiv genutzt werden. An ihren Ufern und in ihrem Einzugsbereich liegen bedeutende Agglomerationen mit hoher wirtschaftlicher Aktivität. Beide Meere gehören im Weltmaßstab zu den am dichtesten befahrenen Seegebieten, wobei sich der Verkehr besonders auf den Ärmelkanal, die südliche Nordsee, die Ostseezugänge und die südliche Ostsee konzentriert. Sie nehmen weniger als 0,3 Prozent der Fläche des Weltozeans ein, in ihren Häfen werden aber etwa 15 Prozent des Welthafenumschlags bewältigt. Daneben findet auf Nord- und Ostsee ein intensiver Passagierverkehr statt und die Meere werden für weitere wirtschaftliche Aktivitäten wie Fischerei, Meeresbergbau, Energieerzeugung und für Freizeitaktivitäten intensiv genutzt [OSP00, OSPAR10].
Neben dem hohen Nutzungsdruck ist insbesondere die Ostsee wegen ihrer natürlichen Bedingungen ein besonders sensibles Gewässer. Aufgrund der besonderen hydrographischen Verhältnisse, ihrer Beckenstruktur und langen Wasseraustauschzeiten kommt es immer wieder in bestimmten Bereichen zu akutem Sauerstoffmangel. Ein Sechstel der Ostsee hat sich nach Einschätzung der Umweltstiftung World Wide Fund for Nature (WWF) in sauerstofffreie Todeszonen verwandelt [MDR18]. Wegen des Sauerstoffmangels ist auf einer Fläche von rund 70.000 Quadratkilometern kein Leben mehr möglich, erläuterte der Leiter des WWF-Ostseebüros in Stralsund. Das entspricht der Größe Bayerns. Vor allem über die Flüsse gelangen überschüssige Nährstoffe aus der Landwirtschaft ins Meer und zerstören wertvolle Lebensräume [3Sat10]. Auch der Stand der Nordsee ist besorgniserregend. 55 Prozent der deutschen Nordseegewässer sind von Eutrophierung betroffen, sprich stark mit Stickstoff oder Phosphor belastet. Dies führt zu trübem Wasser, giftigen Algenblüten und Sauerstoffmangel. Lediglich sechs Prozent der Nordsee sind diesbezüglich unbelastet [UBA18q].
Diesem besonderen Charakter wurde mit der Ausweisung als Besonders empfindliche Meeresgebiete (Particularly Sensitive Sea Area - PSSA) nach MARPOL Rechnung getragen. Außerdem genießen Nord und Ostsee besonderen Schutz als Sondergebiete nach MARPOL Annex I und V sowie die Ostsee seit 2013 nach Annex IV. In MARPOL Annex VI sind beide Gebiete als Emission Control Area (ECA) ausgewiesen mit daraus folgenden Grenzwerten für die Schiffsabgase [BSH12].
Durch ihren Charakter als Randmeere sind beide Seegebiete vollständig Küstenmeer oder ausschließliche Wirtschaftszone der Anrainerstaaten. Die Anrainer sind alle Mitgliedstaaten der Europäischen Union bis auf Russland und Norwegen (Mitglied des Europäischen Wirtschaftsraums und assoziiertes Mitglied des Schengener Abkommens, sodass viele EU-Richtlinien gelten). Nord- und (eingeschränkt) Ostsee werden so praktisch zu EU-Meeren, in denen EU-Regelungen ein hohes Gewicht besitzen und die regionalen zwischenstaatlichen Abkommen für den Umweltschutz OSPAR und HELCOM in einem engen Bezug zur Meeresstrategie-Rahmenrichtlinie der EU stehen.
Aus der geografischen Lage der Küstenländer zu den Seeverkehrswegen, dem Gewicht des seewärtigen Handels für die Volkswirtschaft, besonderen Nutzungen im Küstenmeer und aus Sicherheitsinteressen ergeben sich jedoch differenzierte Interessenlagen, die oft eine schnelle Einigung auf sinnvolle Maßnahmen für den maritimen Umweltschutz verhindern. So stellt der für Russland essentielle und zunehmende Tankerverkehr vom Finnischen Meerbusen in die Nordsee aus der Sicht anderer Ostseeanrainer eine Gefährdung dar [Knu10].
In den letzten zwei Jahrzehnten wurden bereits deutliche Verbesserungen bei wichtigen Zustandsparametern und dem Schutz der Meeresumwelt erreicht. Die zuständigen Organisationen halten aber weitere Anstrengungen für dringend erforderlich, wobei die Schwerpunkte mit dem Abbau der Nährstoffeinträge und dem Schutz der Fischbestände die Seeschifffahrt nur bedingt berühren [OSPAR10, OSP00, S.125, HELC10].
Neben dem hohen Nutzungsdruck ist insbesondere die Ostsee wegen ihrer natürlichen Bedingungen ein besonders sensibles Gewässer. Aufgrund der besonderen hydrographischen Verhältnisse, ihrer Beckenstruktur und langen Wasseraustauschzeiten kommt es immer wieder in bestimmten Bereichen zu akutem Sauerstoffmangel. Ein Sechstel der Ostsee hat sich nach Einschätzung der Umweltstiftung World Wide Fund for Nature (WWF) in sauerstofffreie Todeszonen verwandelt [MDR18]. Wegen des Sauerstoffmangels ist auf einer Fläche von rund 70.000 Quadratkilometern kein Leben mehr möglich, erläuterte der Leiter des WWF-Ostseebüros in Stralsund. Das entspricht der Größe Bayerns. Vor allem über die Flüsse gelangen überschüssige Nährstoffe aus der Landwirtschaft ins Meer und zerstören wertvolle Lebensräume [3Sat10]. Auch der Stand der Nordsee ist besorgniserregend. 55 Prozent der deutschen Nordseegewässer sind von Eutrophierung betroffen, sprich stark mit Stickstoff oder Phosphor belastet. Dies führt zu trübem Wasser, giftigen Algenblüten und Sauerstoffmangel. Lediglich sechs Prozent der Nordsee sind diesbezüglich unbelastet [UBA18q].
Diesem besonderen Charakter wurde mit der Ausweisung als Besonders empfindliche Meeresgebiete (Particularly Sensitive Sea Area - PSSA) nach MARPOL Rechnung getragen. Außerdem genießen Nord und Ostsee besonderen Schutz als Sondergebiete nach MARPOL Annex I und V sowie die Ostsee seit 2013 nach Annex IV. In MARPOL Annex VI sind beide Gebiete als Emission Control Area (ECA) ausgewiesen mit daraus folgenden Grenzwerten für die Schiffsabgase [BSH12].
Durch ihren Charakter als Randmeere sind beide Seegebiete vollständig Küstenmeer oder ausschließliche Wirtschaftszone der Anrainerstaaten. Die Anrainer sind alle Mitgliedstaaten der Europäischen Union bis auf Russland und Norwegen (Mitglied des Europäischen Wirtschaftsraums und assoziiertes Mitglied des Schengener Abkommens, sodass viele EU-Richtlinien gelten). Nord- und (eingeschränkt) Ostsee werden so praktisch zu EU-Meeren, in denen EU-Regelungen ein hohes Gewicht besitzen und die regionalen zwischenstaatlichen Abkommen für den Umweltschutz OSPAR und HELCOM in einem engen Bezug zur Meeresstrategie-Rahmenrichtlinie der EU stehen.
Aus der geografischen Lage der Küstenländer zu den Seeverkehrswegen, dem Gewicht des seewärtigen Handels für die Volkswirtschaft, besonderen Nutzungen im Küstenmeer und aus Sicherheitsinteressen ergeben sich jedoch differenzierte Interessenlagen, die oft eine schnelle Einigung auf sinnvolle Maßnahmen für den maritimen Umweltschutz verhindern. So stellt der für Russland essentielle und zunehmende Tankerverkehr vom Finnischen Meerbusen in die Nordsee aus der Sicht anderer Ostseeanrainer eine Gefährdung dar [Knu10].
In den letzten zwei Jahrzehnten wurden bereits deutliche Verbesserungen bei wichtigen Zustandsparametern und dem Schutz der Meeresumwelt erreicht. Die zuständigen Organisationen halten aber weitere Anstrengungen für dringend erforderlich, wobei die Schwerpunkte mit dem Abbau der Nährstoffeinträge und dem Schutz der Fischbestände die Seeschifffahrt nur bedingt berühren [OSPAR10, OSP00, S.125, HELC10].