Studien über die Effektivität der Umweltzonen gegen Feinstaubbelastungen
Erstellt am: 31.07.2010 | Stand des Wissens: 18.01.2022
Synthesebericht gehört zu:
Ansprechperson
Karlsruher Institut für Technologie (KIT), Institut für Volkswirtschaftslehre (ECON), Prof. Dr. Kay Mitusch
Schon vor ihrer Einführung im Jahr 2008 sind Umweltzonen von einer kontrovers geführten Diskussion begleitet worden. Im Fokus der Debatte stand und steht die Frage der Effektivität von Umweltzonen in Bezug auf ihren Beitrag zur Reduktion der Feinstaubbelastung.
Die langfristigen Wirkungen der Einrichtung von Umweltzonen werden sich erst in einigen Jahren zeigen. Bisher durchgeführte Studien weisen unterschiedliche Resultate auf. Es ist darüber hinaus zu bedenken, dass in den letzten Jahrzehnten grundsätzlich eine deutliche Abnahme der Feinstaubkonzentrationen in Deutschland zu verzeichnen war (siehe Abbildung 1) [UBA21g].
![Abb. 1: Trend der PM10 Jahresmittelwerte [Eintrag-Id:545289] Trend Pm10.png](/servlet/is/327428/Trend%20Pm10.png)
Insgesamt lässt sich feststellen, dass das Reduktionspotenzial durch die Einrichtung von Umweltzonen etwa 2-7 % der Feinstaubmenge beträgt. Das Potenzial könnte durch die Verschärfung der Zugangsregeln sowie die Abschaffung von Ausnahmeregelungen erhöht werden.
Ein vom Land Niedersachen beim Gewerbeaufsichtsamt Hildesheim in Auftrag gegebenes Gutachten [SGeHi09] aus dem Jahr 2009 zeigt, dass durch die Einführung der Umweltzone in Hannover im Jahr 2008 keine signifikante Verbesserung der Luftbelastung durch PM10 festzustellen war. Es gab zwar Hinweise auf Minderungseffekte, diese konnten jedoch nicht eindeutig belegt werden. Dennoch schreibt das Gutachten der Umweltzone eine Minderung des Schadstoffs PM10 um ungefähr vier Prozent zu. Die Stadt Hannover schätzte die Reduktion in ihrem Luftreinhalteplan auf maximal zwei Prozent ein.
Eine Auswertung der Luftmessdaten für PM10 des Landesamts für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen aus dem Jahr 2009 [LANUV09] ergab eine positive Auswirkung der Umweltzone Köln auf die Luftqualität. Die Feinstaubbelastung sei um sieben Prozent zurückgegangen und somit ein Beleg dafür, dass die Umweltzone zur Senkung der Luftverschmutzung beitrage.
Eine Arbeitsgruppe vom Helmholtz Zentrum München - Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt [CyPe09, Wich08a] belegt in ihrer Studie aus dem Jahr 2009 für München einen Rückgang der verkehrsbedingten Feinstaubbelastung, der im Gebiet der Umweltzone um 5,4 bis 12,3 Prozent stärker war als in anderen Stadtgebieten.
Eine größer angelegte Studie aus dem Jahr 2014 für alle Städte, in denen 2008 eine Umweltzone eingeführt wurde, stellt zunächst fest, dass es in allen Städten eine Reduktion der Immissionen gab. Sodann zeigte sich, dass bei den Messstationen innerhalb der Umweltzonen die Werte um 17 Prozent sanken, während sie bei Stationen außerhalb der Umweltzonen nur um 14 Prozent sanken. Obwohl diese zusätzliche Reduzierung in Höhe von 2µg/m³ relativ niedrig ist, konnte die Anzahl der Tage, an denen der Grenzwert überschritten wurde, um 9 zusätzliche Tage verringert werden im Vergleich zu Messstationen außerhalb der Umweltzonen. Die Überschreitungstage innerhalb der Umweltzone sind um 22 Tage (42 Prozent) zurückgegangen, während der Rückgang außerhalb bei 13 Tagen (37 Prozent) liegt. Die Studie betont außerdem, dass die Einführung der Umweltzonen insgesamt zu einer stärkeren Abnahme der Feinstaubimmissionen geführt hat, als dies vor ihrer Einführung der Fall war. Daraus lässt sich schließen, dass die Umweltzonen dazu beigetragen haben, dass die Fahrzeugflotte insgesamt schneller modernisiert wurde. [BoJi14]