Straßenseitige Maßnahmen gegen Feinstaub
Erstellt am: 30.07.2010 | Stand des Wissens: 18.01.2022
Synthesebericht gehört zu:
Ansprechperson
Karlsruher Institut für Technologie (KIT), Institut für Volkswirtschaftslehre (ECON), Prof. Dr. Kay Mitusch
Neben Maßnahmen am Fahrzeug, welche die Entstehung von Feinstaub verringern sollen, gibt es auch eine Reihe von Lösungsansätzen, um bereits entstandenen Feinstaub daran zu hindern, in die Luft zu geraten, oder um ihn wieder aus der Luft zu holen.
Zur Vermeidung der aufwirbelungsbedingten Feinstaubemissionen von bereits am Boden liegenden Partikeln wurde in mehreren Städten eine Straßenbewässerung bei der Straßenreinigung eingesetzt. Nachhaltige Ergebnisse konnten mit dieser Methode jedoch nicht erzielt werden. So wurde das theoretisch maximale Minderungspotential in Bremen [DüLo05] zwar auf 24 bis 38 Prozent geschätzt, in der Praxis wurde jedoch nur ein Minderungseffekt von 11 Prozent festgestellt, und das nur nachts bei speziellen Windverhältnissen. Versuche zu den Effekten der Straßenbewässerung in Berlin [Lohm07] ergaben eine theoretische Obergrenze für Minderungseffekte von 5 bis 6 Prozent der Feinstaubemissionen durch Verkehr. In beiden Städten lagen die gemessenen Minderungseffekte im Bereich der natürlichen Variationen bzw. im Bereich der statistischen Unsicherheiten bei der Bestimmung der Belastung.
Als weiterer Lösungsansatz zur Reduzierung der aufwirbelungsbedingten Feinstaubemissionen wurde von der Bundesanstalt für Straßenwesen die Wirkung von offenporigem Asphalt im Zeitraum von 2007 bis 2009 untersucht. Die von den Fahrzeugen emittierten Partikel sollen durch Sedimentation in die offenen Poren des Asphalts gelangen. Hierdurch würden sie von einer weiteren Aufwirbelung bewahrt werden. Das Ergebnis dieser Untersuchung zeigte, dass an Tagen mit Niederschlag die PM10 Konzentration um ca. 20% sank, während an Tagen ohne Niederschlag kein signifikanter Unterschied zu erkennen war [Rope10].
Ein anderer Lösungsansatz zur Reduktion des atmosphärischen Feinstaubs besteht im Einsatz von Moosen am Straßenrand. Feinstäube bestehen bis zur Hälfte aus Ammoniumsalzen, die aus der Verbindung von Ammoniak mit Stickoxiden oder auch Schwefeldioxid entstehen. Die in den Feinstäuben enthaltenen Ammoniumsalze werden von Moosen als Nährstoff aufgenommen, der Atmosphäre entzogen und ohne Rückstände in Phytomasse umgewandelt. Auch organische Bestandteile im Feinstaub, wie bspw. Rückstände aus dem Gummiabrieb, können von den auf Moosen lebenden Bakterien abgebaut werden. Die unlöslichen anorganischen Bestandteile (Gesteinsstäube) werden zwischen den Moosen festgehalten [Frah07]. Die niederländische Firma Colbond bv entwickelte spezielle Moosmatten, mit denen Feinstaub aus der Luft gebunden werden kann. Die reinigende Wirkungsweise der vertriebenen Moosmatten konnte in Laboruntersuchungen an der Universität Bonn nachgewiesen werden [Colb07].
Zur Reduzierung der lokalen Feinstaubbelastungen können Tunnel mit entsprechenden Lüftungsanlagen ausgestattet werden. Die Abgase gelangen hierbei verdünnt aus der Kaminanlage ins Freie und senken nachweislich die Schadstoffbelastung. Kritiker sehen den verdünnten Emissionsausstoß in höhere Luftschichten dennoch als bedenklich und umweltgefährdend an.
In Stuttgart und Ludwigsburg wurden spezielle Filtersäulen an vielbefahrenen Straßen installiert. Diese filtern sowohl Partikel als auch Stickstoffdioxid aus der Luft [MAHU19].