Familienfreundlicher Stadtteil Vauban in Freiburg
Erstellt am: 28.06.2010 | Stand des Wissens: 01.12.2022
Synthesebericht gehört zu:
Ansprechperson
TU Dresden, Professur für Integrierte Verkehrsplanung und Straßenverkehrstechnik, Prof. Dr.-Ing. Regine Gerike
Der familienfreundliche Stadtteil Vauban in Freiburg ist ein gutes Beispiel für ein autoreduziertes Stadtquartier. Vauban ist ein praktisches Beispiel für das Umdenken und Umlenken in der Stadtentwicklung und der daraus resultierenden Verkehrserzeugung.
Die Konversionsfläche Vauban in Freiburg, auf der sich bis 1992 eine französische Kaserne befand, umfasst insgesamt 42 Hektar Fläche, die sich in drei bis vier Kilometern Luftlinienentfernung zum Stadtzentrum befindet. Der Bebauungsplan konnte 1997, auf Grundlage eines von der Stadt Freiburg durchgeführten städtebaulichen Ideenwettbewerbs und eines darauf aufbauenden städtebaulichen Entwurfs, nach einem etwa dreijährigen Verfahren als Satzung beschlossen werden. Eine umfangreiche Bürgerbeteiligung war dabei Bestandteil des Planungsprozesses.
Der erste Bauabschnitt der Entwicklungsmaßnahme begann im Jahr 1998. 1998 zogen bereits die ersten neuen Bewohnerinnen und Bewohner ein. Die Besiedelung des zweiten Bauabschnitts fand anschließend im Jahr 2000 statt. Die Straßenbahnverbindung zur Innenstadt ist seit Frühjahr 2006 in Betrieb. Vorher gab es eine Busverbindung zur Stadt. Im Jahr 2006 war Abschluss der städtebaulichen Entwicklungsmaßnahme. Geplant wurde ein Stadtquartier für 5.000 Bewohner in circa 2.000 Haushalten. Gegen Ende des Jahres 2013 lebten circa 5.500 Bewohner im Stadtteil Vauban [Vauban13].
Zum Verkehrskonzept in Vauban sind folgende Punkte zu nennen:
- Jeder Haushalt muss einen Autostellplatz nachweisen (in Übereinstimmung mit der Landesbauordnung).
- In den zentralen Bauabschnitten werden diese geforderten Stellplätze in drei Hochgaragen am Rande des Stadtteils nachgewiesen.
- In diesen Bauabschnitten dürfen Autos nicht in den Wohnstraßen in der Umgebung des Grundstücks abgestellt werden. Die Wohnstraßen können aber zum Be- und Entladen befahren werden.
- Ein Stellplatz in einer zentralen Garage kostet 18.000 Euro.
- Wer kein Auto im Haushalt besitzt, kann eine Vereinbarung mit dem Autofrei-Verein des Stadtteils und der Stadtverwaltung abschließen und muss lediglich formal einen Stellplatznachweis erbringen.
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In Vauban wurde somit ein lebenswertes und familienfreundliches Wohnumfeld geschaffen (siehe Abbildung 1). Das Ergebnis lässt sich unmittelbar wahrnehmen: das Straßenbild in Vauban ist geprägt von spielenden Kindern. Der Motorisierungsgrad liegt bei 150 PKW/1.000 Einwohner (bei ca. 3.300 Einwohnern, Stand 2003). Dabei handelt es sich bei den Bewohnern von Vauban nicht überwiegend um Familien, die schon seit langem kein Auto besitzen. Von den Befragten ohne Auto gaben im Jahr 2003 57 Prozent an, dass sie ihr Auto erst mit dem Einzug in Vauban abgeschafft haben, sowie weitere 16 Prozent innerhalb der letzten 5 Jahre vor dem Einzug. Damit hat bei den überwiegenden Bewohnern mit beziehungsweise kurz vor dem Einzug in Vauban eine einschneidende Änderung des Mobilitätsverhaltens stattgefunden. Das Carsharing-Angebot wird überdurchschnittlich gut angenommen (in 39 Prozent der befragten Haushalte sind eine oder mehrere Personen Nutzer dieses Angebots). Auf circa 350-400 autofreie Haushalte aus Vauban kamen im Jahr 2003 zwölf Carsharing-Autos. 81 Prozent der befragten autofreien Haushalte trugen auf einer fünfstufigen Skala ein, dass ihnen die Organisation des Alltags ohne eigenen Pkw sehr leicht oder leicht fällt [Vauban13].