Horizontale Umschlagtechnologien und Konzepte
Erstellt am: 30.03.2010 | Stand des Wissens: 06.11.2024
Synthesebericht gehört zu:
Ansprechperson
Technische Universität Hamburg, Institut für Logistik und Unternehmensführung, Prof. Dr. Dr. h.c. W. Kersten
Beim horizontalen Umschlag wird die Ladeeinheit nicht oder nur geringfügig angehoben, um diese aus ihrer Transportverankerung zu lösen. Der weitere Umschlag erfolgt horizontal, also quer, längs oder diagonal zum Transportmittel. Damit eignet sich der horizontale Umschlag vor allem für die Umladung von Gütern zwischen dem Lkw und der Eisenbahn. Die Umschlagtechnik ist dabei entweder an der Transporteinheit oder auf dem Transportmittel angebracht. Folgendes Schema zeigt eine Auswahl möglicher Umladevorgänge nach [SGKV04b]:

Der besondere Vorteil des horizontalen Umschlags ist, dass nur wenige technische Anlagen oder Hilfsmittel erforderlich sind [MoPf98] und dass parallel umgeschlagen werden kann, also mehrere Ladeeinheiten gleichzeitig, entgegen dem Vertikalumschlag, der grundsätzlich nacheinander erfolgt [SSK23, S. 236f.]. Außerdem können intermodale Schnittstellen gegebenenfalls direkt an die Be- und Entladestellen verlagert werden, weil sie flexibel bewegbar sind. In der Regel ist der Umschlag unter elektrischen Fahrleitungen möglich, sodass für Liniengüterzüge günstige Voraussetzungen bestehen. Nachteilig ins Gewicht fällt die Notwendigkeit einer Technisierung der Transporteinheit oder des Transportmittels, wodurch es bei nachgelagerten Umschlagvorgängen zu Komplikationen kommen kann. Außerdem ist die Umschlagfrequenz, die sich aus der Dauer von etwa 3 bis 5 Minuten pro Ladeeinheit ergibt, im Vergleich zum vertikalen Umschlag mit einer Dauer von etwa 0,4 Minuten pro Ladeeinheit und 10 bis 15 Minuten für einen gesamten Zug gering [MoPf98]. Ein gleichzeitiger Umschlag aller Ladeeinheiten ist nur bei bestimmten Konzepten möglich und bedarf sehr viel Fläche. Zudem sind in manchen Fällen Modifikationen der Ladeeinheiten wie zum Beispiel Verstärkung des Sattelaufliegers bei bimodalen Systemen erforderlich. Die bedeutendsten Systeme des horizontalen Umschlags sind nach [MoPf98; Höft22; Höft18]:
- bimodale Systeme, bei denen die Sattelauflieger auf Drehgestell gesetzt werden, beispielsweise Trailerzüge,
- Abrollcontainersysteme wie ACTS
- ausschwenkbare Ladeflächen, zum Beispiel Modalohr
- selbstladende Lkw (bspw. "Mobiler")
- mobile Umschlaggeräte und Kräne (beispielsweise ULS) sowie
- Roll-on-Roll-off-Verkehre als spezielle Form des horizontalen Umschlags.