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Ladeeinheiten im Kombinierten Verkehr

Erstellt am: 30.03.2010 | Stand des Wissens: 12.06.2023
Synthesebericht gehört zu:
Ansprechpartner
Technische Universität Hamburg, Institut für Logistik und Unternehmensführung, Prof. Dr. Dr. h.c. W. Kersten

Charakteristisch für den Kombinierten Verkehr sind standardisierte Ladeeinheiten, die beim Umschlag in den Terminals den Verkehrsträger wechseln. Im logistischen Sinn ist jedes Stückgut eine Ladeeinheit, wenn es sich aufgrund des Gewichtes, des Volumens und der Abmessungen mit automatischen oder mechanischen Transport- oder Ladehilfsmitteln handhaben lässt. Durch die Festlegung von Form und Abmessung der Ladeeinheiten, die gegebenenfalls mehrere Stückgüter zusammenfassen, entstehen folgende Vorteile [Mart09]:
  • bessere Lade- und Lagerraumausnutzung durch Formschluss und Stapelfähigkeit,
  • schnellere, sichere und einfachere Handhabung,
  • Erleichterung von Mechanisierung und Automatisierung zur Senkung der Kosten und Erhöhung des Durchsatzes,
  • Kostensenkung durch Abstimmung oder Übereinstimmung von Produktionseinheit, Transporteinheit, Lagereinheit und Verkaufseinheit,
  • Nutzbarkeit von Ladeeinheiten als kostengünstige, kurzfristig verfügbare Lagerfläche.
Dennoch müssen die Nachteile wie Kosten und Eigenmasse der Ladeeinheiten sowie der Aufwand für die Bereitstellung von Leerbehältern beachtet werden [Boga08].

Im Kombinierten Verkehr werden hauptsächlich drei Arten von Ladeeinheiten verwendet, wie beispielsweise Container, Wechselbrücken und Sattelauflieger [ArIs08, S. 733f.].
Ihre wichtigsten Eigenschaften sind in der Abbildung 1 zu entnehmen.
Tabelle_306002.pngAbb. 1: Maße, Gewichte und Volumina verschiedener Ladeeinheiten des Kombinierten Verkehrs; eigene Darstellung mit [Gude06; Vahr05] (Grafik zum Vergrößern bitte anklicken)

Container (deutsch: Behälter) sind die verbreitetesten Ladeeinheiten und können anhand eines Codes eindeutig identifiziert werden. Ihre Maße und Festigkeiten sind genormt. Container nach Norm der Internationalen Standardisierungsorganisation ISO sind mit Eckbeschlägen zur Handhabung mit Kränen ausgerüstet und neunfach stapelbar. Die Beladung erfolgt über Türen an den Stirn- oder Längsseiten. Aufgrund ihrer Innenmaße sind sie für den Transport von Europaletten unvorteilhaft [Vahr05]. Ihre Längen betragen 20, 30, 40 oder 45 Fuß. 20 Fuß entsprechen 6,10 Metern, welches zugleich die Äquivalenteinheit (TEU) ist, in der Mengen im Kombinierten Verkehr häufig angegeben werden (für zusätzliche Informationen siehe Synthesebericht Container als Ladeeinheit im Kombinierten Verkehr). Wechselbrücken sind abnehmbare, an den Unterseiten mit verstärkten Greifzangenleisten ausgestattete Lastwagenaufbauten, die ein besseres Verhältnis zwischen Nutz- und Eigenlast bieten. Ihre Abmessungen entsprechen denen des Straßengüterverkehrs [BuCl09]. Wechselbrücken können fahrzeugunabhängig auf Stützfüßen abgestellt werden, was auch außerhalb des Kombinierten Verkehrs von Vorteil ist [ArIs08]. Stahlkoffer-Wechselaufbauten sind bis zu dreifach stapelbar - eine Eigenschaft, die zur Ausnutzung der Kapazität insbesondere im Kombinierten Verkehr unter Beteiligung der Binnenschifffahrt von Bedeutung ist [Boga08](siehe Synthesebericht Wechselbrücken im Kombinierten Verkehr).

Bei Sattelaufliegern und Anhängern stellt die Kranbarkeit ein wesentliches Unterscheidungsmerkmal dar [ArIs08]. Kranbare Ladeeinheiten verfügen über Greifkanten genannte verstärkte Stellen am Außenrahmen und eignen sich daher für den Vertikalumschlag. Sie müssen für den Bahntransport zugelassen und kodifiziert werden. Nicht kranbare Sattelauflieger können im Kombinierten Verkehr Schiene - Straße mit der Rollenden Landstraße oder speziellen Waggonkonzepten, zum Beispiel Modalohr oder CargoBeamer, transportiert werden (siehe Synthesebericht Sattelauflieger im Kombinierten Verkehr.

Ansprechpartner
Technische Universität Hamburg, Institut für Logistik und Unternehmensführung, Prof. Dr. Dr. h.c. W. Kersten
Zugehörige Wissenslandkarte(n)
Ladeeinheiten im Kombinierten Verkehr (Stand des Wissens: 12.06.2023)
https://www.forschungsinformationssystem.de/?345477
Literatur
[ArIs08] Arnold, D., Isermann, H., Kuhn, A., Furmans, K., Tempelmeier, H. Handbuch Logistik, Ausgabe/Auflage 3., neu bearbeitete Auflage, Springer-Verlag / Berlin Heidelberg, 2008, ISBN/ISSN 3540729283
[Boga08] Bogatu, Christian SmartContainer als Antwort auf logistische und sicherheitsrelevante Herausforderungen in der Lieferkette, veröffentlicht in Schriftenreihe Logistik der Technischen Universität Berlin, Universitätsverlag der TU Berlin, Berlin, 2008
[BuCl09] Sieke, Harald, Clausen, Uwe Große Netze der Logistik - Die Ergebnisse des Sonderforschungsbereichs 559, Springer, München / Berlin, 2009
[Gude06] Gudehus, Timm Logistik 2: Netzwerke, Systeme und Lieferketten, Springer-Verlag München, Heidelberg, Berlin, 2006
[Mart09] Martin, H Transport- und Lagerlogistik - Planung, Struktur, Steuerung und Kosten von Systemen der Intralogistik, Ausgabe/Auflage Auflage 7, Vieweg+Teubner , 2009, ISBN/ISSN 978-3-8348-9242-3
[Vahr05] Vahrenkamp Logistik - Management und Strategien, Ausgabe/Auflage 5. Auflage, 2005
Rechtsvorschriften
[2002/7/EG] Richtlinie 2002/7/EG des Europäischen Parlaments und des Rates
Glossar
Twenty-foot equivalent unit Zwanzig-Fuß-Äquivalente-Einheit (Twenty-foot Equivalent Unit). Eine statistische Hilfsgröße auf der Basis eines 20-Fuß-ISO-Containers (6,10 m Länge) zur Beschreibung von Verkehrsströmen oder -kapazitäten. Ein genormter 40'-ISO-Container der Reihe 1 entspricht 2 TEUs.
Sattelauflieger Ein motorloses Fahrzeug für den Güterverkehr, das dazu bestimmt ist, so an eine Zugmaschine angekuppelt zu werden, dass ein wesentlicher Teil seines Gewichts und seiner Ladung von diesem Kraftfahrzeug getragen wird. Eine Anpassung der Sattelanhäger für die Verwendung im Kombinierten Verkehr kann erforderlich sein. Der Begriff Sattelanhänger wird im FIS synonym verwendet.
Kombinierter Verkehr
Intermodaler Verkehr, bei dem der überwiegende Teil der in Europa zurückgelegten Strecke mit der Eisenbahn, dem Binnen- oder Seeschiff bewältigt und der Vor- und Nachlauf auf der Straße so kurz wie möglich gehalten wird.
Rollende Landstraße
Die Rollende Landstraße (RoLa) ist ein Produkt im Bereich des Schienengüterverkehrs. Sie stellt eine spezifische Form des begleiteten Kombinierten Verkehrs dar. Dabei werden Lastkraftwagen bzw. Sattelzüge mit Hilfe der Roll-On/Roll-Off-Technik auf einen Güterzug aus durchgehenden Niederflurwagen verladen und über eine bestimmte Strecke transportiert. Die Fahrer begleiten ihre Fahrzeuge i. d. R. in einem mitgeführten Reisezugwagen. In Europa wird die RoLa z. B. für alpenquerende Verkehre angeboten. Sie kann eine betriebswirtschaftliche und/oder ökologische Alternative zum Straßengütertransport sein.

Auszug aus dem Forschungs-Informations-System (FIS) des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur

https://www.forschungsinformationssystem.de/?306002

Gedruckt am Freitag, 19. April 2024 15:42:45