BTL-Kraftstoffe - Technischer Überblick
Erstellt am: 28.03.2010 | Stand des Wissens: 01.03.2023
Synthesebericht gehört zu:
Ansprechperson
IKEM - Institut für Klimaschutz, Energie und Mobilität e.V.
Die Biomass-to-Liquid (BtL) Kraftstoffe gehören zu den Biokraftstoffen der zweiten Generation und befinden sich momentan noch in der Entwicklungs- und Erprobungsphase [WeSc17, S.571]. Hierbei handelt es sich um flüssige synthetische Kraftstoffe, die aus einer Vielzahl an Rohstoffen auf spezifische Anforderungen moderner Motoren zugeschnitten werden. Flüssige synthetische Kraftstoffe werden als X-to-Liquid (XtL) bezeichnet, wobei das X für den Primärenergieträger steht. Somit wird bei Biomasse als Ausgangsrohstoff von BtL-Kraftstoffen, bei Strom von Power-to-Liquid (PtL), bei Kohle von Coal-to-Liquid (CtL) und bei Erdgas von Gas-to-Liquid (GtL) Kraftstoffen gesprochen [FNR22b].
Da im Gegensatz zu den Biokraftstoffen der ersten Generation die gesamte Pflanze sowie Reststoffe und tierische Abfallprodukte als Rohstoffe eingesetzt werden können, liegt die erwartete Kraftstoffausbeute deutlich höher als beispielweise bei Ethanol oder Biodiesel. Gemäß der Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe könnten Pflanzen, welche explizit für den Kraftstoffgebrauch angebaut werden, einen Ertrag von bis zu 4.000 Liter pro Hektar Anbaufläche erzielen und damit etwa 3.760 Liter Diesel ersetzen [FNR22b]. Jedoch ist ein expliziter Anbau von Pflanzen für BtL zu vermeiden und die Nutzung von Reststoffen zu bevorzugen [SeEh18, S.21].
Ein weiterer Vorteil besteht darin, dass spezifische Kraftstoffeigenschaften maßgeschneidert werden können. Somit werden nicht nur Kohlenstoffdioxid-Einsparungen, sondern auch eine Verringerung von Luftschadstoffen, insbesondere Stickoxide (NOx), aber auch Schwefelemissionen und Emissionen von Aromaten erreicht. [SeEh18, S.21]
Aufgrund der innovativen Natur der Biokraftstoffe der zweiten Generation können noch keine abschließenden Aussagen über das Kohlenstoffdioxid-Einsparpotential, die Kosten und die generellen Umweltauswirkungen getroffen werden. Prinzipiell gilt jedoch, dass beim Verbrennen des Kraftstoffs nur die Menge an Kohlenstoffdioxid (CO2) frei wird, welche zuvor in den organischen Rohstoffen gebunden war. Jedoch wird für die Produktion zusätzlich Energie benötigt, welche bei fossiler Bereitstellung die CO2-Bilanz negativ beeinflusst [MPG20].