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Funktionsweise des Erhebungssystems der Lkw-Maut

Erstellt am: 25.03.2010 | Stand des Wissens: 04.03.2022
Synthesebericht gehört zu:
Ansprechpartner
Karlsruher Institut für Technologie (KIT), Institut für Volkswirtschaftslehre (ECON), Prof. Dr. Kay Mitusch

Die TollCollect GmbH entwickelte und betreibt das Erhebungssystem der Lkw-Maut in Deutschland. Das Mautsystem basiert auf einer Kombination aus Satellitenortungssystem (GPS) und Mobilfunktechnologie (GSM) sowie Kurzstreckenfunk (Infrarot) [ToCo20].

Im automatisierten Erhebungssystem wird die Mauthöhe per Satellitennavigation (GPS) ermittelt. Fahrzeugintern sind hierfür sogenannte On-Board Units (OBUs) zu installieren. Die OBU bestimmt automatisch die zurückgelegten Streckenabschnitte und berechnet auf deren Basis und den in der OBU hinterlegten Fahrzeug- und Tarifparametern die Mautgebühren für den gefahrenen Streckenabschnitt. Die relevanten Daten werden anschließend per Mobilfunk (GSM) an das Toll Collect-Rechenzentrum weitergeleitet. Einmal im Monat erhält der Fahrzeuginhaber eine Abrechnung über alle zurückgelegten mautpflichtigen Strecken [ToCo22a].
Das Toll Collect-System ist zusätzlich zum GPS auch mit dem von der ESA entwickelten Galileo-System kompatibel [ToCo22b]. Dieses erlaubt im Zusammenspiel mit dem amerikanischen GPS-System eine höhere Genauigkeit bei der Ortung [ESA22].

Alternativ zur automatischen Mautberechnung gibt es die Möglichkeit zur manuellen Einbuchung der Fahrt per Mautstellen-Terminal oder übers Internet. Hierbei sind die relevanten Fahrzeugdaten, der Starttermin sowie Start- und Zielort einzugeben. Das Mautstellen-Terminal errechnet die kürzeste Strecke innerhalb des mautpflichtigen Straßennetzes, wobei auch nicht mautpflichtige Stecken berücksichtigt werden. Alternativ kann der Nutzer manuell Zwischenpunkte eingeben. Das ausgestellte Ticket muss aufbewahrt werden und enthält Informationen zu Fahrzeugdaten, Streckenführung, Länge der Strecke, Mautbetrag, sowie eine 16-stellige Einbuchungsnummer und die Gültigkeitsdauer. Eine Abweichung von der eingegebenen Strecke auf zusätzliche mautpflichtige Strecken ist somit nicht möglich und muss separat eingebucht werden [ToCo22c].
Abb.1: Funktionsweise des Lkw-Mautsystems in Deutschland



(Graphik zum Vergrößern bitte anklicken)
Ansprechpartner
Karlsruher Institut für Technologie (KIT), Institut für Volkswirtschaftslehre (ECON), Prof. Dr. Kay Mitusch
Zugehörige Wissenslandkarte(n)
Die Lkw-Maut in Deutschland (Stand des Wissens: 04.03.2022)
https://www.forschungsinformationssystem.de/?303240
Literatur
[ESA22] European Space Agency (ESA) (Hrsg.) Galileo: Europas Unabhängigkeit und Kooperation, 2022
[ToCo10] Toll Collect Gmbh Das Toll Collect Mautsystem auf einen Blick, 2010
[ToCo20] Toll Collect Gmbh (Hrsg.) Wie funktioniert das Lkw-Mautsystem?, 2020
[ToCo22a] Toll Collect Gmbh (Hrsg.) Mautabrechnung, 2022
[ToCo22b] Toll Collect Gmbh (Hrsg.) Werden die Lkw beim automatischen System nur mit GPS geortet, 2022
[ToCo22c] Toll Collect Gmbh (Hrsg.) Manuell am Terminal einbuchen, 2022
Glossar
Lkw Lastkraftwagen (Lkw) sind Kraftfahrzeuge, die laut Richtlinie 1997/27/EG überwiegend oder sogar ausschließlich für die Beförderung von Gütern und Waren bestimmt sind. Oftmals handelt es sich dabei um Fahrzeuge mit einer zulässigen Gesamtmasse zwischen 3,5 und 12 Tonnen. In Einzelfällen kann die zulässige Gesamtmasse diese Werte jedoch auch unter- beziehungsweise überschreiten, sofern das Kriterium der Güterbeförderung gegeben ist. Lastkraftwagen können auch einen Anhänger ziehen.
Global System for Mobile Communication
Der GSM-Standard (Global System for Mobile Communication) - ursprünglich ein rein europäisches Mobilfunkkonzept - hat inzwischen weltweite Verbreitung gefunden. In Deutschland nutzen die Mobilfunknetzanbieter Deutsche Telekom, Vodafone und Telefonica mit ihren Mobilfunknetzen gegenwärtig die Frequenzbereiche GSM 900 und GSM 1800.
Galileo Globales Satellitennavigationssystem unter ziviler, europäischer Kontrolle. Es soll weltweit Daten zur Positionsbestimmung liefern. Dabei ähnelt es im prinzipiellen Aufbau dem GPS oder GLONASS.
ESA European Space Agency, die Europäische Weltraumorganisation mit Sitz in Paris wurde am 30. Mai 1975 zur Koordinierung der europäischen Raumfahrtaktiviäten gegründet. Aufgabe der ESA ist die Konzeption und Umsetzung eines gemeinsamen europäischen Weltraumprogramms. Die Projektziele reichen von der Erforschung der Erde, ihres unmittelbaren Umfeldes, des Sonnensystems und des Universums bis zur Entwicklung satellitengestützter Technologien und Dienstleistungen sowie Förderung verschiedener europäischer High-Tech-Industrien. Der ESA gehören zurzeit 18 Mitgliedstaaten an: Belgien, Dänemark, Deutschland, Finnland, Frankreich, Griechenland, Großbritannien, Irland, Italien, Luxemburg, Niederlande, Norwegen, Österreich, Portugal, Schweden, Schweiz, Spanien und die Tschechische Republik. Im Rahmen von Kooperationsverträgen sind an bestimmten Projekten auch Ungarn, Rumänien, Polen und Kanada beteiligt.
Global Positioning System Global Positioning System (GPS), offiziell NAVSTAR GPS, ist ein globales Navigationssatellitensystem zur Positionsbestimmung und Zeitmessung. GPS basiert auf Satelliten, die mit kodierten Radiosignalen ständig ihre aktuelle Position und die genaue Uhrzeit ausstrahlen. Aus den Signallaufzeiten können GPS-Empfänger dann ihre eigene Position und Geschwindigkeit berechnen.

Auszug aus dem Forschungs-Informations-System (FIS) des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur

https://www.forschungsinformationssystem.de/?301237

Gedruckt am Mittwoch, 24. April 2024 05:23:07