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Mangel an Ausbildungsplätzen in der deutschen Seeschifffahrt

Erstellt am: 21.01.2003 | Stand des Wissens: 15.05.2023
Synthesebericht gehört zu:
Ansprechpartner
Technische Universität Hamburg, Institut für Maritime Logistik, Prof. Dr.-Ing. C. Jahn

Um den für die deutsche Seeschifffahrt notwendigen Nachwuchs in ausreichender Zahl ausbilden zu können, müssen genügend Ausbildungsplätze zur Verfügung gestellt werden. Aufgrund von Ausflaggungen und hohen Ausbildungskosten war die Zahl der Ausbildungsplätze lange Zeit unzureichend. 

Ende der 1990er-Jahre wurde festgestellt, dass in Folge der Ausflaggung neben Arbeitsplätzen für deutsche Seeleute auch Ausbildungsplätze verloren gehen. Die Besetzung mit ausländischen Seeleuten unter Billigflagge und der daraus folgende Verzicht auf die Bereitstellung von Ausbildungsplätzen für die Schiffsmechanikerausbildung führen zur Kostensenkung. Trotz der Ausbildungsförderung durch die Bundesrepublik für Schiffsmechaniker und Offiziersassistenten ist die Ausbildung für deutsche Reedereien mit einer hohen Kostenbelastung verbunden, so dass sie häufig auf Ausbildung verzichten [PwC00, S. 35-40]. 

Nachdem sich die Situation bis 2011 merklich entspannte - unter anderem durch die im Maritimen Bündnis verabredeten Maßnahmen hatte sich die Zahl der Berufseinsteiger im maritimen Bereich von 2003 bis 2011 mehr als verdoppelt - nahm die Anzahl der anerkannten Ausbildungsreedereien sowie die Anzahl der Ausbildungsschiffe ab. Nachdem 2015 noch 73 Reedereien insgesamt 424 Ausbildungsschiffe unterhielten, waren es 2016 noch 70 Reedereien mit insgesamt 398 Ausbildungsschiffen. Jedoch stieg die Anzahl der tatsächlich ausbildenden Reedereien leicht von 55 Reedereien, die 2015 auf 363 Schiffen ausbildeten auf 56 Reedereien, die 2016 auf 355 Schiffen ausbildeten [BBS17]. Im Jahr 2022 waren 60 Reedereien mit 298 Schiffen an der Ausbildung beteiligt, insgesamt 289 Auszubildende standen am 31.12.2022 unter Vertrag [BBS22, S. 9].
Ansprechpartner
Technische Universität Hamburg, Institut für Maritime Logistik, Prof. Dr.-Ing. C. Jahn
Zugehörige Wissenslandkarte(n)
Das Ausbildungsproblem in der deutschen Seeschifffahrt (Stand des Wissens: 15.05.2023)
https://www.forschungsinformationssystem.de/?287366
Literatur
[BBS17] Berufsbildungsstelle Seeschifffahrt e.V. (Hrsg.) BBS Jahresbericht 2016, 2017
[BBS22] Berufsbildungsstelle Seeschifffahrt e.V. (Hrsg.) Jahresbericht 2022 der Berufsbildungsstelle Seeschifffahrt, 2022
[PwC00] o.A. Beitrag des Bundes zum maritimen Bündnis für Ausbildung und Beschäftigung - Optionen und Wirkungen der Senkung von Lohnneben- und Ausbildungskosten an Bord deutscher Handelsschiffe, Hamburg, 2000/09/29
Glossar
Ausflaggungsproblematik Schiffe werden in das Schiffsregister von Billigflaggenländern (z.B. Panama, Bahamas, Zypern, Singapur) eingetragen. Sie unterliegen dann den gesetzlichen Bestimmungen der Länder (z.B. geringere Besatzungszahl, niedrigere Löhne, Registrierkosten, geringere Sicherheitsstandards usw.) Billigflaggenländer führen meist 'offene Schiffregister', d.h. jeder Reeder kann seine Schiffe dort registrieren lassen. Deutsche Reeder nutzen nur Flaggen der so genannten 'Weißen Liste', die den höchsten Sicherheitsstandards genügen.

Auszug aus dem Forschungs-Informations-System (FIS) des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur

https://www.forschungsinformationssystem.de/?28991

Gedruckt am Samstag, 20. April 2024 10:16:46