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Entwicklung des Personalbestands an Bord deutscher Handelsschiffe

Erstellt am: 21.01.2003 | Stand des Wissens: 15.05.2023
Synthesebericht gehört zu:
Ansprechpartner
Technische Universität Hamburg, Institut für Maritime Logistik, Prof. Dr.-Ing. C. Jahn

Die Verfügbarkeit geeigneten und gut ausgebildeten Personals ist eine der Grundvoraussetzungen für die Entwicklung der Seeverkehrswirtschaft. Die Wettbewerbsfähigkeit des Reedereistandorts Deutschland gründet sich wesentlich auf das maritime Humankapital, für dessen Bestandssicherung und Weiterentwicklung eine ausreichende Anzahl deutscher Seeleute erforderlich ist. Erfahrene deutsche Seeleute mit guter Ausbildung finden nach ihrer Seefahrtzeit Beschäftigung an Land. Dieses Humankapital ist unabdingbar, um die landseitigen Aktivitäten zu erhalten und zu entwickeln [PRC98, S.31]. Würde der Nachwuchs an Kapitänen fehlen, wäre die Zukunft der landseitigen Aktivitäten vor das Problem des Fachkräftemangels gestellt, denn im Lotsendienst, bei Wasser- und Schifffahrtsämtern und Schiffsversicherungen muss Erfahrung auf See nachgewiesen werden [RadiB15].
Die Gesamtzahl des Bordpersonals auf deutschen Handelsschiffen sinkt seit ihrem Höchststand im Jahr 2010 und bewegt sich etwa auf dem Stand der späten 90er Jahre. Der Rückgang des Bordpersonals in den letzten Jahren in ist Abbildung 1 dargestellt. Der größte Rückgang ist bei dem ausländischen Bordpersonal zu beobachten. Der Anteil ausländischen Bordpersonals betrug 2018 etwa 33 Prozent.
Bordpersonal deutsche Schiffe.pngAbbildung 1: Entwicklung des Bordpersonals auf deutschen Handelsschiffen (eigene Darstellung nach [MAR13, S. 65; MAR14, S.76 ; MAR15, S. 75 ; MAR16, S. 72; MAR17, S. 174; MAR18, S. 172; MAR19, S.170; MAR20a, S.168; MAR21, S.148; MAR22, S. 165])
Während dem Mangel an Nautikern durch die verstärkte Ausbildungsförderung begegnet wird, mangelt es jedoch weiterhin an Technikern zur gesetzesmäßigen und hochwertigen Besetzung von Schiffen unter deutscher Flagge. Problematisch ist insbesondere die Altersstruktur der deutschen Seeleute  [VDR10, S.88].

Im Bereich der maritimen Sicherheit wird immer nachdrücklicher die Bedeutung eines guten Ausbildungsstandes und einer guten Kommunikation an Bord betont (vgl. Maritime Sicherheit). Die Bindung zwischen den Reedereien und den auf ihren Schiffen beschäftigten Seeleuten hat sich jedoch in der jüngsten Vergangenheit deutlich gelockert, bedingt durch solche Faktoren wie die zunehmende Ausflaggung und Beschäftigung multinationaler Besatzungen wie auch die Einschaltung von Schiffsmanagementunternehmen und Crewing-Agenturen. Eine Entwicklung, der der ISM-Code (International Safety Management Code) entgegenwirken soll [WMU00a, S. 21].

Publikationen

Ansprechpartner
Technische Universität Hamburg, Institut für Maritime Logistik, Prof. Dr.-Ing. C. Jahn
Zugehörige Wissenslandkarte(n)
Das Beschäftigungsproblem in der deutschen Seeschifffahrt (Stand des Wissens: 15.05.2023)
https://www.forschungsinformationssystem.de/?31017
Literatur
[MAR13] Marinekommando Jahresbericht 2013 - Fakten und Zahlen zur maritimen Abhängigkeit der Bundesrepublik Deutschland, Ausgabe/Auflage 26. Auflage, Bonn, 2013/09
[MAR14] Marinekommando Jahresbericht 2014 - Fakten und Zahlen zur maritimen Abhängigkeit der Bundesrepublik Deutschland, Ausgabe/Auflage 27. Auflage, Bonn, 2014
[MAR15] Marinekommando (Hrsg.) Jahresbericht 2015 - Fakten und Zahlen zur maritimen Abhängigkeit der Bundesrepublik Deutschland (Zusammenfassung), 2015/10/19
[MAR16] Marinekommando (Hrsg.) Jahresbericht 2016: Fakten und Zahlen zur maritimen Abhängigkeit der Bundesrepublik Deutschland, 2016/11/21
[MAR17] Marinekommando (Hrsg.) Jahresbericht 2017 - Fakten und Zahlen zur maritimen Abhängigkeit der Bundesrepublik Deutschland, 2017/11/14
[MAR18] Marinekommando (Hrsg.) Jahresbericht 2018: Fakten und Zahlen zur maritimen Abhängigkeit der Bundesrepublik Deutschland, 2018/11/08
[MAR19] Marinekommando (Hrsg.) Jahresbericht 2019: Fakten und Zahlen zur maritimen Abhängigkeit der Bundesrepublik Deutschland, Ausgabe/Auflage 32. Auflage, 2019/11/12
[MAR20a] Marinekommando (Hrsg.) Jahresbericht 2020: Fakten und Zahlen zur maritimen Abhängigkeit der Bundesrepublik Deutschland, 2020/11
[MAR21] Marinekommando (Hrsg.) Jahresbericht 2021: Fakten und Zahlen zur maritimen Abhängigkeit der Bundesrepublik Deutschland, Ausgabe/Auflage 34. Auflage, 2021/11/16
[MAR22] Marinekommando (Hrsg.) Jahresbericht 2022: Fakten und Zahlen zur maritimen Abhängigkeit der Bundesrepublik Deutschland, 2022
[PRC98] o.A. Input/Output Analyse zur Wirtschaftskraft der Seeschiffahrt in der maritimen Wirtschaft in Deutschland inklusive Empfehlungen für die Verkehrspolitik (Economic Impact Study), o.O., 1988/04
[RadiB15] Hausmann, S. Deutsche Kapitäne, ein Auslaufmodell? Der maritime Nachwuchs sorgt sich um die Zukunft , 2015/01/15
[VDR10] Verband Deutscher Reeder Verband Deutscher Reeder - Jahresbericht 2010, Bericht des Präsidiums anlässlich der ordentlichen Mitgliederversammlung in Hamburg am 2. Dezember 2010, Hamburg, 2010/12/02
[WMU00a] o.A. MASSOP - Assessment and development of new concepts for management structures of shipowners and ship operatores, 2000/08/26
Weiterführende Literatur
[PwC00] o.A. Beitrag des Bundes zum maritimen Bündnis für Ausbildung und Beschäftigung - Optionen und Wirkungen der Senkung von Lohnneben- und Ausbildungskosten an Bord deutscher Handelsschiffe, Hamburg, 2000/09/29
[BaRa03b] Back, Hans-Jürgen, Rach, Lothar Kurzuntersuchung des Arbeitsmarktes für deutsche Seeleute, Hannover, 2003/10
[BMVBW94] o.A. Sicherung der Standortbedingungen der maritimen Wirtschaft in Deutschland, o.O., 1994/05/27
Glossar
Ausflaggungsproblematik Schiffe werden in das Schiffsregister von Billigflaggenländern (z.B. Panama, Bahamas, Zypern, Singapur) eingetragen. Sie unterliegen dann den gesetzlichen Bestimmungen der Länder (z.B. geringere Besatzungszahl, niedrigere Löhne, Registrierkosten, geringere Sicherheitsstandards usw.) Billigflaggenländer führen meist 'offene Schiffregister', d.h. jeder Reeder kann seine Schiffe dort registrieren lassen. Deutsche Reeder nutzen nur Flaggen der so genannten 'Weißen Liste', die den höchsten Sicherheitsstandards genügen.

Auszug aus dem Forschungs-Informations-System (FIS) des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur

https://www.forschungsinformationssystem.de/?28957

Gedruckt am Freitag, 19. April 2024 17:55:09