Alternative Flugtreibstoffe
Erstellt am: 29.02.2008 | Stand des Wissens: 28.02.2024
Ansprechperson
IKEM - Institut für Klimaschutz, Energie und Mobilität e.V.
Derzeit basieren ein Großteil der eingesetzten Flugtreibstoffe, zum Beispiel Jet-A und JP-8, auf dem Rohöl Petroleum. Diese natürliche Ressource ist jedoch nicht unbegrenzt verfügbar und führt zu dramatischen Engpässen bei der Treibstoffproduktion, wenn keine Alternativen gefunden werden. Zudem können nachhaltig erzeugte Flugtreibstoffe (englisch: sustainable aviation fuels, SAF) eine vielversprechende Lösung sein, um der Klimakrise zu begegnen und somit die Treibhausgasemissionen in der Luftfahrtindustrie zu reduzieren.
Bereits im Jahr 2008 wurde der erste Flug unter Einsatz von SAF durchgeführt [Jha08]. Inzwischen werden etwa 0,2 Prozent des globalen Treibstoffbedarfs durch nachhaltige Flugtreibstoffe gedeckt [LuGr24].
Alternative Flugreibstoffe werden in der Regel als sogenannte Drop-In-Kraftstoffe entwickelt. Sie sind mit dem konventionellen Flugtreibstoff (Jet-A) kompatibel und austauschbar. [BDL24] Dies führt dazu, dass es meist nur sehr geringen Änderungen der bestehenden Infrastruktur bedarf und bestehende Antriebssysteme verwendet werden können. Somit wird die Integration in die bestehende Luftfahrtinfrastruktur erleichtert.
Bisher sind die alternativen Kraftstoffe aus Sicherheitsgründen jedoch nicht als Reinkraftstoff einsetzbar, sie werden dem konventionellen Kraftstoff beigemischt (sogenanntes Blending). Stand heute ist eine Beimischung von bis zu 50 Prozent technisch möglich. [Wild22] Es gab jedoch auch bereits erste Testflüge unter Einsatz von 100 Prozent SAF. [Airb21c]. Dennoch werden SAF bisher in erster Linie in Pilot- und Demonstrationsprojekten eingesetzt ([DBFZ19; Henr21] l). In begrenzten Mengen werden SAF auch in regulären Betriebsabläufen von einigen Fluggesellschaften genutzt [LuGr24]. Ein Einsatz auf industriellem Maßstab findet bisher noch nicht statt. Die Europäische Union hat jedoch ein verpflichtendes Beimischen einer Quote von mindestens 2 Prozent von nachhaltigen Kraftstoffen zu Kerosin ab dem Jahr 2025 eingeführt. Bis zum Jahr 2050 soll die Beimischungsquote auf mindestens 70 Prozent steigen. [Uebe23]
Kurzfristig könnten synthetische Treibstoffe (Englisch: synthetic jetfuels, Synjets) aus Kohle und Erdgas hergestellt und eingesetzt werden. Unter diesen Umständen handelt es sich jedoch nicht um ein SAF. Der Einsatz von Synjets aus Kohle und Erdgas ist mit Umweltauswirkungen verbunden, sofern das ausgestoßene Kohlenstoffdioxid (CO2) nicht abgefangen wird. Zudem ist der Prozess der Synjet-Herstellung aus fossilen Quellen mit einem erheblichen CO2-Ausstoß verbunden. Um die Umweltauswirkungen zu minimieren, wird daher der Einsatz von erneuerbaren Quellen zur Synjetherstellung angestrebt. So bietet es sich an, Synjets auf Basis von (nachhaltiger) Biomasse oder erneuerbaren Energien zu erzeugen.