Qualitätsmanagement im Luftverkehr
Erstellt am: 23.02.2008 | Stand des Wissens: 22.02.2023
Synthesebericht gehört zu:
Ansprechperson
TU Dresden, Professur für Integrierte Verkehrsplanung und Straßenverkehrstechnik, Prof. Dr.-Ing. Regine Gerike
Nach der DIN ISO Norm 8402 wird Qualitätsmanagement als eine "auf der Mitwirkung aller ihrer Mitarbeiter gestützte Managementmethode einer Organisation, die Qualität in den Mittelpunkt stellt und durch Zufriedenheit der Kunden auf langfristigen Geschäftserfolg sowie auf Nutzen für die Mitglieder der Organisation und für die Gesellschaft zielt" definiert [Schm16, S. 40]. In der Luftfahrtbranche wurden aufgrund der besonderen Anforderungen an Sicherheit und Zuverlässigkeit unter oft schwierigen Umweltbedingungen bereits frühzeitig Maßnahmen im Bereich des Qualitätsmanagements (QM) entwickelt. Diese Maßnahmen erstrecken sich von der Qualitätskontrolle bis zur Qualitätssicherung. Jedes Luftfahrt-Unternehmen muss über ein individuelles Qualitätsmanagementsystem (QMS) verfügen, das sich an bestehenden Normen und Vorschriften orientiert (beispielsweise an der EN 9100) [Huet01].
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Die Vielzahl der geltenden Gesetze, Verordnungen und Anforderungen haben dazu beigetragen, dass die Qualitätsmanagementsysteme in der Luftfahrt einen sehr hohen Komplexitätsgrad erreicht haben (siehe Abbildung 1). Mit der Einführung branchenspezifischer Standards wurden die Qualitätsmanagementnorm EN 9100 für die Luft- und Raumfahrtindustrie entwickelt, die auf der EN ISO 9001 Norm basiert [EN9100-09].
Im Zuge des stetigen Wachstums und Wettbewerbs im Luftverkehr investieren zunehmend auch private Unternehmen in die Luftfahrt. Um die Investitionen am effizientesten einsetzen zu können, ist eine Untersuchung des Luftverkehrs unter qualitativen Aspekten unerlässlich. Im Rahmen eines ganzheitlichen Systemansatzes sollten daher alle Bereiche des Luftverkehrs unter technischen, organisatorischen und funktionalen Gesichtspunkten betrachtet werden [Busc07].
Um diesen ganzheitlichen Ansatz gerecht zu werden und den Luftverkehr mit anderen Verkehrsträgern vergleichen zu können, werden für die Güte des Luftverkehrs Qualitätsindikatoren wie Sicherheit, Wirtschaftlichkeit, Reisezeit und Pünktlichkeit, Infrastruktur und Erreichbarkeit benannt. Diese Auswahl erfolgt in Anlehnung an ein Forschungsprojekt des Umweltbundesamtes (UBA), bei dem durch den Einsatz sozialwissenschaftlicher Methoden Kriterien und Indikatoren identifiziert worden sind, mit denen die Qualität der Verkehrsträger bewertet werden könnte. Durch das Erreichen dieser Qualitätsziele und Indikatoren soll eine nachhaltige Mobilität gewährleistet werden. Weitere Indikatoren des Forschungsprojektes mit Bezug zum Luftverkehr sind [UBA05d]:
Komfort: Es wird zunehmend Wert auf Komfort gelegt, ob in Form von Führungssystemen für Passagiere innerhalb des Terminals, Angeboten an Dienstleistungen und Einkaufsmöglichkeiten, Modernisierungen in Bezug auf Technik und Design, Vorhaltung von ausreichend Parkplätzen auf der Landseite, guter Verkehrsanbindung und das Bemühen um Pünktlichkeit.
Partizipation: Anwohner müssen in die Planung einer Flughafenerweiterung oder -neubaus miteinbezogen werden. Anwohner und Betroffene haben das Recht, Einspruch gegen das Bauvorhaben einzulegen. Begleitend finden Informationsveranstaltungen und Veröffentlichungen für die Bevölkerung statt. Der Einbezug unterschiedlicher Personengruppen kann das Verfahren vom Entwurf, über Antrag und Bauphase bis hin zur Inbetriebnahme erheblich verzögern.
Urbane Entwicklung: Flughäfen haben sich zu einem wichtigen Wirtschaftsfaktor für ihre Einzugsgebiete entwickelt. Durch Flughäfen ergeben sich sowohl direkte als auch indirekte (induzierte) Beschäftigungseffekte, sodass die Besiedlungsdichte insbesondere in der Nähe von Großflughäfen zunimmt.
Umweltverträglichkeit und Nachhaltigkeit: Der Luftverkehr wird jedoch auch als einer der größten Mitverursacher von Umweltproblemen wahrgenommen. Mit den Qualitätsindikatoren wird die Aufmerksamkeit auf potentielle Ziel- und Problembereiche gelenkt. Sie können als ein quantitatives Maß zur systematischen Beobachtung und Bewertung der Qualität von Leitungs- und unterstützenden Funktionen sowie Technik und infrastrukturellen Einrichtungen benutzt werden.