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Maritimer Ostseeverkehr - Überblick

Erstellt am: 30.08.2007 | Stand des Wissens: 18.09.2023
Synthesebericht gehört zu:
Ansprechpartner
Technische Universität Hamburg, Institut für Maritime Logistik, Prof. Dr.-Ing. C. Jahn

Der maritime Ostseeverkehr ist geprägt durch die Strukturmerkmale der Ostseeregion und den Charakter der Ostsee.

Die Ostsee stellt als nördliches Randmeer des Atlantiks durch ihre klimatischen Bedingungen und Zugangsbeschränkungen aufgrund der Tiefgangsgrenzen in den Ostseezugängen spezielle Anforderungen an die eingesetzte Tonnage. Zugleich ist sie ein ökologisch besonders sensibles Seegebiet, zu dessen Schutz besondere Forderungen und Beschränkungen für den Schiffbetrieb gelten (beispielsweise schwefelarme Treibstoffe, Richtlinien zur Müllentsorgung). Die langgestreckte Form des Meeres bei Entfernungen von wenigen Kilometern zwischen gegenüberliegenden Ufern und die periphere Lage zu den Hauptstrecken des europäischen interkontinentalen Seeverkehrs sind Faktoren, die neben den Merkmalen der Transportnachfrage zur Herausbildung eines spezifischen Seetransportsystems beitragen. Für die Anrainerländer erfüllt die Ostsee eine Brückenfunktion, besonders für die skandinavischen Länder bietet sie verkehrsgünstige Seeverbindungen nach Kontinentaleuropa.

Die Ostseeregion wird unterschiedlich gefasst. Eine Abgrenzung ergibt die Beschränkung auf die nordischen Länder Dänemark, Finnland und Schweden, die deutschen Bundesländer Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein, das nördliche Polen (Pomorskie, Warminsko-Mazurskie, Zachodnio-Pomorskie), die baltischen Länder Estland, Lettland und Litauen sowie die westlichen Teile der Nordwestlichen Region (Okrug) Russlands. Im Rahmen von EU-Förderrahmenprogrammen wie INTERREG werden auch Großräume wie Hamburg sowie Berlin/Brandenburg mit in die Ostseeregion einbezogen (siehe Übersicht in Abbildung 1).
Abbildung 1: Förderfähige Gebiete der transnationalen Zusammenarbeit 2014-2020
Quelle: Karten zur nationalen Zusammenarbeit, INTERREG [INTE19]

Aus volkswirtschaftlicher Sicht betrug im Jahr 2018 der Anteil der Ostseeanrainerstaaten (Dänemark, Deutschland, Polen, Estland, Lettland, Litauen, Russland, Finnland, Schweden und Norwegen) am Weltaufkommen der Exporte 14,6 Prozent (2.399.891 Millionen Euro) und der Importe 15,1 Prozent (1.989.821 Millionen Euro). Insgesamt wird dieser Beitrag durch eine Bevölkerung von rund 300 Millionen Personen erwirtschaftet, was nur 3,9 Prozent der Weltbevölkerung ausmacht [IHKSH20, S. 7]. Daraus lässt sich erkennen, dass es sich im Vergleich zum Rest der Welt um einen enorm handelsintensiven Raum handelt.

Der maritime Ostseeverkehr umfasst alle Zweige der internationalen Seeschifffahrt, sowohl im Güter- als auch im Personenverkehr (siehe Abbildung 2). Er gliedert sich zunächst in den ostseeexternen Verkehr mit außerhalb gelegenen Seegebieten und den ostseeinternen Verkehr. Aufgrund der langgestreckten Gestalt des Meeres wird der ostseeinterne Verkehr allgemein unterschieden in:
  • die Ostsee querende Verkehre über verhältnismäßig kurze Entfernungen (beispielsweise Deutschland-Schweden), die aber gegenüber reinen Landwegen erhebliche Entfernungsvorteile bieten und
  • Längsverkehre (zum Beispiel Dänemark-Baltikum), die oft im intensiven Wettbewerb zum Landverkehr stehen.
zweige der internat Schifffahrt.pngAbbildung 2: Zweige der internationalen Seeschifffahrt (eigene Darstellung nach [OMVT12])
Ansprechpartner
Technische Universität Hamburg, Institut für Maritime Logistik, Prof. Dr.-Ing. C. Jahn
Zugehörige Wissenslandkarte(n)
Maritimer Ostseeverkehr (Stand des Wissens: 18.09.2023)
https://www.forschungsinformationssystem.de/?408577
Literatur
[IHKSH20] IHK Schleswig-Holstein (Hrsg.) Verkehrsmarkt Ostsee: Aktuelle Zahlen und Daten für die Ostseeregion - Stukturdaten 2020, 2020
[INTE19] INTERREG (Hrsg.) Karten zur transnationalen Zusammenarbeit, 2019
[OMVT12] Ostseeinstitut für Marketing, Verkehr und Tourismus an der Universität Rostock (Hrsg.) Zweige der internationalen Seeschiffahrt, 2012/03/22
Weiterführende Literatur
[SAI06] BMT Transport Solutions GmbH Hamburg, Centre for Maritime Studies, SAI - Sjöfartens Analys Insitut The Institute of Shipping Analysis BALTIC MARITIME OUTLOOK 2006 - Goods flows and maritime infrastructure in the Baltic Sea Region, o.O., 2006/03
[Brei07b] Breitzmann, Karl-Heinz, Prof. Dr. The Baltic as a Base for Growth of Maritime Transport, veröffentlicht in The Reality and Dilemmas of Globalisation, Fundacja Rozwoju Uniwersytetu Gdanskiego, 2007, ISBN/ISSN 978-83-7531-040-5
[StWe11] Silvia Stiller, Jan Wedemeier Zukunft Ostseeraum: Potenziale und Herausforderungen, Hamburgisches WeltWirtschaftsInstitut (HWWI), 2011, ISBN/ISSN ISSN 1862-494

Auszug aus dem Forschungs-Informations-System (FIS) des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur

https://www.forschungsinformationssystem.de/?235063

Gedruckt am Donnerstag, 28. März 2024 13:49:20