Häfen der kontinentalen Ostseeküste
Erstellt am: 29.08.2007 | Stand des Wissens: 08.11.2024
Synthesebericht gehört zu:
Ansprechperson
Technische Universität Hamburg, Institut für Maritime Logistik, Prof. Dr.-Ing. C. Jahn
Die Südküste der Ostsee ist überwiegend Ausgleichküste, die meisten Häfen sind Flussmündungshäfen.
Die größten polnischen Häfen (2023) sind Gdansk mit 81 Millionen Tonnen Umschlag, Szczecin/Swinoujscie (Stettin-Swinemünde) mit 35,3 Millionen Tonnen Umschlag und Gdynia mit 29,4 Millionen Tonnen Umschlag [IHKSH24]. Sie sind nach dem Landlord-Modell organisiert, bei dem Infrastrukturvorhaltung und Hafenumschlag getrennt sind, letzterer wird von privaten Umschlagunternehmen ausgeführt, zum Teil noch von privatrechtlich organisierten Unternehmen in Staatsbesitz, die aber auch privatisiert werden sollen.
Das Verhältnis zwischen den polnischen Häfen ist durch einen ausgeprägten Wettbewerb gekennzeichnet, einerseits auf der Ebene zwischen den Agglomerationen um Szczecin und Gdansk-Gdynia, zum anderen aber auch zwischen den Häfen Gdansk und Gdynia, für die gesonderte Hafenverwaltungen bestehen. Alle Häfen sind Universalhäfen und schlagen im Bereich der trockenen Güter die gesamte für den polnischen Seeverkehr charakteristische Güterpalette um. Auch in ihren Planungen verfolgen sie ähnliche Entwicklungsrichtungen [ISL03, S. 136 f.]. Der Containerumschlag der drei größten polnischen Meereshäfen hat im Jahr 2023 rund 2,99 Millionen TEU ausgemacht [IHKSH24]. Im Hafen von Gdanks (Danzig) wurde 2016 eine zweite Kaianlage eröffnet, im Hafen von Gdynia (Gdingen) konzentriert man sich auf den Intermodalverkehr und den Ausbau von Verladekapazitäten. Im Hafen von Swzcezcin/Swinoujscie wird seit Mitte 2015 ein Terminal für Flüssiggas (LNG) installiert, der Frachtern als Tankstation dienen soll [GRaI15].
Klaipeda ist der einzige Seehafen Litauens. Daneben besteht das 30 Kilometer nördlich gelegene Off-Shore-Ölverladeterminal Butinge. In der Gutartenstruktur dominieren Rohöl im Transit aus Russland und Mineralölprodukte aus der örtlichen Raffinerie. Traditionell laufen umfangreiche Metallexporte aus russischen, kasachischen und ukrainischen Stahlwerken über Klaipeda. Die Hafeninfrastruktur ist Staatseigentum, der Betrieb erfolgt durch private Unternehmen. Im Jahr 2023 wurden in Klaipeda 32,7 Millionen Tonnen umgeschlagen, dazu zählen 1.050.804 TEU [IHKSH24].
Haupthäfen Lettlands sind Ventspils und Riga. Ventspils ist direkt mit dem russischen Pipelinenetz verbunden, schlägt aber auch andere Güter um. Riga ist ein Universalhafen mit einem traditionell hohen Stückgutumschlag. 2023 wurden dort 18,8 Millionen Tonnen und 465.391 TEU umgeschlagen [IHKSH24]. Die Häfen sind Landlord-Häfen mit staatlichem Eigentum der Infrastruktur. Alle drei sind Sonderwirtschaftszonen.
In Estland wickelt der staatliche Hafen Tallinn als integrierter Hafen mit seinen fünf räumlich getrennten Teilhäfen den größten Teil des Seeverkehrs ab. Hauptgutarten sind flüssige und trockene Massengüter. Tallinn hat sich zu einem wichtigen, schnell wachsenden Fährhafen im Verkehr mit Finnland und Schweden entwickelt. 2023 wurden in Tallinn 12,6 Millionen Tonnen umgeschlagen. Ebenfalls besuchen über 7,9 Millionen Passagiere von RoRo- und Fährschiffen den Hafen [IHKSH24].
Für die großen Häfen der baltischen Länder und Finnlands ist der russische Transit oftmals die entscheidende Ladungskomponente. Um eine schnelle Verbindung zwischen Mitteleuropa und den baltischen Ländern bis nach Finnland zu schaffen, ist das EU-Förderprojekt Rail Baltica geplant. Eine Bahntrasse soll die Hauptstädte miteinander verbinden. Derzeit befindet sich das Projekt in der Bauphase und soll voraussichtlich 2026 fertiggestellt werden [RB20].