Sicherheit im Fußgängerverkehr - Qualitätsindikatoren
Erstellt am: 24.07.2007 | Stand des Wissens: 16.03.2021
Synthesebericht gehört zu:
Ansprechperson
TU Dresden, Professur für Integrierte Verkehrsplanung und Straßenverkehrstechnik, Prof. Dr.-Ing. Regine Gerike
Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie gGmbH
Fußgänger sind als die schwächsten Verkehrsteilnehmer besonders stark gefährdet. Der Anteil der Verunglückten zu Fuß Gehenden an den Gesamtverunglückten im Straßenverkehr im Jahr 2019 beträgt 7,7 Prozent [StBu20c, StBu20b]. Der Anteil der getöteten zu Fuß Gehenden liegt mit 13,6 Prozent bezogen auf alle Verkehrstoten deutlich höher.
Sicherheit im Fußgängerverkehr lässt sich - wie im Radverkehr - in die Bereiche Verkehrssicherheit und soziale Sicherheit unterteilen. Die hohe Relevanz von Sicherheitsaspekten im Fußgängerverkehr wird auch dadurch deutlich, dass in [FGSV02c] die Sicherheit an erster Stelle der Grundanforderungen für Fußgängerverkehrsanlagen genannt wird.
Verkehrssicherheit
[FGSV02c] nennt als Ursache für Verkehrssicherheitsdefizite im Fußgängerverkehr zu aller erst die zu hohen Geschwindigkeiten der anderen Verkehrsteilnehmer. Daher sind geschwindigkeitsreduzierende Maßnahmen für den Kfz-Verkehr vor allem an Straßen mit hoher Fußgängerbelastung zweckmäßig. Mögliche Indikatoren werden in [FGSV02c] allerdings nicht genannt. Laut [Umwe16, UBA18g, S. 43] sollte für eine erhöhte Verkehrssicherheit der Zu-Fuß-Gehenden die Regelgeschwindigkeit innerorts durch Änderung von § 3 Abs. 3 Nr. 1 StVO von 50 Kilometer pro Stunde auf 30 Kilometer pro Stunde abgesenkt werden. An Unfallschwerpunkten, Schulen, Kindergärten und Altenheimen fördert eine weitere Absenkung der Geschwindigkeitsbegrenzung von 30 km/h (zum Beispiel auf 20 km/h) die Verkehrssicherheit.
Mögliche Kriterien zur Beurteilung der Sicherheit von Fußgängern an Querungshilfen ergeben sich aus der Verkehrskonflikttechnik. Dabei werden durch Beobachtung Einstufungen von Konfliktsituationen zwischen Fußgängern und Kfz an Querungshilfen vorgenommen. So werden neben der seltenen Einstufung als Unfall auch Einstufungen als Beinahe-Unfall, Schwerer Konflikt und Leichter Konflikt in die sicherheitstechnische Bewertung mit einbezogen [Bast93].
Soziale Sicherheit
Laut [FGSV02c] sollten Fußgängerverkehrsanlagen angstfrei erlebbar sein. Günstig ist daher die Anwesenheit anderer Menschen, Beleuchtung bei Dunkelheit und gute Einsehbarkeit. Konkrete Indikatoren zur Bewertung der Qualität von Fußgängerverkehrsanlagen im Bezug auf die soziale Sicherheit werden in [FGSV02c] allerdings nicht genannt.
Wesentlich für das Gefühl der sozialen Sicherheit sind laut [GDV06] die räumlichen Strukturmerkmale, die soziale Kontrolle fördern oder erschweren. Die Bewegungsmöglichkeiten und die Blickbeziehungen sollten nicht eingeschränkt oder kanalisiert werden. Besonders wichtig sind auch die Raumgeometrie und die Zuordnung von verschiedenen Gebäuden und der Verkehrs-, Aufenthalts- und Grünflächen zueinander. Mit [GDV06] wird ein Fragenkatalog zur Auditierung in Bezug auf die soziale Sicherheit vorgelegt (vgl. Abbildungen 1, 2 und 3).
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