Qualitätsindikatoren für die Wirtschaftlichkeit im Fußgängerverkehr
Erstellt am: 24.07.2007 | Stand des Wissens: 16.03.2021
Synthesebericht gehört zu:
Ansprechperson
TU Dresden, Professur für Integrierte Verkehrsplanung und Straßenverkehrstechnik, Prof. Dr.-Ing. Regine Gerike
Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie gGmbH
Der Bau und Unterhalt von Fußverkehrsinfrastruktur ist im Vergleich zu anderen Verkehrsinfrastrukturen relativ kostengünstig [UBA18g]. Obwohl Fußgängerverkehrsmaßnahmen - ebenso wie Radverkehrsmaßnahmen - besonders auf kommunaler Ebene als in der Regel sinnvoll und notwendig eingestuft werden, ist die Bereitschaft dafür Haushaltsmittel zur Verfügung zu stellen meistens gering. Oftmals werden im Gegenteil dazu erst besonders teure Fußgängerverkehrsmaßnahmen wahrgenommen und nach dem Motto "Viel bringt viel" als nutzbringend angesehen. Dabei werden auch die in der Regel besonders guten Kosten-Nutzen-Verhältnisse von Fußgängerverkehrsmaßnahmen nicht wahrgenommen.
Es wird unterschieden zwischen monetarisierbaren, volkswirtschaftlichen Nutzenkomponenten wie beispielsweise:
- Klimaschutz durch Kohlenstoffdioxid (CO2)-reduzierung,
- Unfallkostensenkung im Fußgängerverkehr sowie
- Gesundheitsvorsorge durch weniger Bewegungsmangel
und monetarisierbaren - für den kommunalen Nutzer leichter nachvollziehbaren - Nutzenkomponenten wie beispielsweise:
- Minderung von Lärm und Luftschadstoffen (besonders in hochbelasteten Hauptverkehrsstraßen) und
- Senkung der kommunalen Verkehrsausgaben [UBA06].
Der Fußverkehr generiert zudem einige wirtschaftliche Vorteile. Das zu Fuß gehen stärkt den Einzelhandel und die Gastronomie. Vor allem in Mittel- und Großstädten kaufen mehr Menschen zu Fuß ein als beispielweise mit dem Auto. Zu Fuß Gehende geben um 86 Prozent mehr Geld in Geschäften aus als Autofahrende, was Ladenbesitzende immer wieder unterschätzen. Während die Zahl der mit dem Auto anreisenden Kund*innen von ihnen überschätzt wird, wird die Zahl der anreisenden Kund*innen mit öffentlichen Verkehrsmitteln, dem Fahrrad oder den Zu Fuß Gehenden unterschätzt. Fußgängerzonen steigern auf lange Sicht die Kundenfrequenz, den Immobilienwert und den Umsatz des örtlichen Handels. Durch den zunehmenden Online-Handel ist es bedeutsam, das reale Kauferlebnis durch eine vielfältige Angebotspalette und ein ansprechendes Design attraktiver zu gestalten. Zu einem ansprechenden Design gehören auch sichere und komfortable Fußverkehrsanlagen, die zu einer hohen Aufenthaltsqualität in der Straße beitragen. Ebenfalls reduziert der Fußverkehr auch Gesundheits- und vermeidbare Pflegekosten, wenn ältere Menschen solange wie möglich eigenständig in ihrem Wohnviertel leben und sich selbstständig zu Fuß im Nahbereich versorgen können. [UBA18g, S. 22]