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Verhandlungsphase im Anlaufmanagement

Erstellt am: 08.06.2007 | Stand des Wissens: 14.12.2023
Synthesebericht gehört zu:
Ansprechpartner
Technische Universität Hamburg, Institut für Logistik und Unternehmensführung, Prof. Dr. Dr. h.c. W. Kersten

Vor der eigentlichen Verhandlungsphase werden durch das betraute Projektteam sämtliche Angebote der Dienstleister miteinander verglichen. Bei mehreren gleichwertigen Angeboten entscheidet sich der Kontraktgeber häufig erst nach einer Präsentation der Dienstleister [MDBe05, S. 122 f.; WaHr07, S. 43f.]. Dies ist ein Prozess, der mehrere Stufen durchlaufen kann, bis eine engere Auswahl feststeht. Nach der Entscheidung für einen Dienstleister beginnt die eigentliche Verhandlungsphase, in der Vertragsinhalte gemeinsam abgestimmt und Konditionen verhandelt werden [Wor15, S. 95]. Um Transparenz zwischen dem Projektteam und dem Dienstleister zu schaffen, eignet sich die Aufstellung einer Prozesskostenrechnung. Voraussetzung hierfür ist die Verfügbarkeit der Leistungs- und Bewegungsdaten.

In der Praxis wird häufig die Form der traditionellen, aufwandsorientierten Preisgestaltung beziehungsweise die Abrechnung pro Leistungseinheit gewählt. Bei Verträgen mit firmenexternen Logistikdienstleistern, sogenannten Third Party Logistics (3PL) beziehungsweise Fourth Party Logistics (4PL), werden häufig "Cost Plus" oder "Open Book" Verfahren eingesetzt [WaHr07, S. 44].
Bei der Kostenaufschlagsmethode (Cost Plus) ermittelt der Lieferanten bzw. Dienstleister zunächst seine Selbstkosten und erhöht diese dann um einen fremdüblichen, wertschöpfungsadäquaten Gewinnaufschlag ("cost plus mark-up"), wodurch der eigentliche Verrechnungspreis entsteht [Brä14]. Beim Open Book Verfahren gewährt der Lieferant seinem Kunden Einblicke in die Kostenstruktur zur Herstellung von Produkten. Durch diese Transparenz werden ein besseres Controlling und Kostenvorteile für beide Parteien ermöglicht [Reed10].
Wenn keine exakten und evidenten Kostenkalkulationen möglich sind, wie dies der Fall bei der Einführung neuer Sortiments- oder Auftragsstrukturen der Fall sein kann, bietet sich hier das Verfahren Open Book an [WaHr07, S. 44f.]. Wobei Preismodelle mit Erfolgsorientierung, wie beispielsweise das sogenannte "Value Based Pricing" nur selten vorkommen. Meistens erfolgt die Preisgestaltung durch eine Mischform, das heißt, der Großteil wird aufwandsorientiert und lediglich ein geringer Teil erfolgsbasiert vergütet. Außerdem sollten die Haftungsübernahme, Notfallstrategien sowie Rückabwicklungsszenarien zwischen den Partnern klar geregelt sein. Dies liefert den Vertragspartnern Sicherheit und kann in konkreten Problemfällen ein Scheitern des Projekts verhindern [WaHr07, S. 45].
Ansprechpartner
Technische Universität Hamburg, Institut für Logistik und Unternehmensführung, Prof. Dr. Dr. h.c. W. Kersten
Zugehörige Wissenslandkarte(n)
Kontraktlogistik (Stand des Wissens: 01.09.2023)
https://www.forschungsinformationssystem.de/?285349
Literatur
[Brä14] Brähler, Gernot, , Internationales Steuerrecht
Grundlagen für Studium
und Steuerberaterprüfung, 2014
[MDBe05] Müller-Dauppert, Bernd Logistik-Outsourcing: Ausschreibung, Vergabe, Controlling, Ausgabe/Auflage 1. Auflage, Vogel Verlag, München , 2005
[Reed10] M. Reed Open Book, 2010/11/11
[WaHr07] Waibel, Florian, Herr, Sebastian, Schmidt, Norbert, "Ramp up" in der Kontraktlogistik: eine Untersuchung zu den Fallstricken und "Best Practices" des Anlaufmanagements von komplexen Kontraktlogistik-Projekten, 2007
[Wor15] Herbert Woratschek, , Jürgen Schröder, , Torsten Eymann, , Moike Buck Wertschöpfungsorientiertes Benchmarking
Logistische Prozesse in Gesundheitswesen und Industrie
, 2015, Online-Referenz doi:10.1007/978-3-662-43718-6, ISBN/ISSN ISBN 978-3-662-43717-9
Glossar
Value Based Pricing Value Based Pricing bezeichnet eine Preisstrategie bei der sich die Preisbestimmung primär an Informationen über die bei den bzw. für die Kunden geschaffenen Werte der Angebote orientiert. Die Stärke dieser Strategie liegt insbesondere darin, dass die Zahlungsbereitschaft der Kunden annähernd optimal ausgeschöpft wird. Der Kerngedanke dieses Ansatzes ist auch aus dem sog. Target-Costing bekannt. In diesem Verfahren werden die Erkenntnisse über den Kundenwert eines Produktes auf einzelne Funktionen une Eigenschaften des Produktes heruntergebrochen und anschließend auf die jeweiligen Komponenten übertragen.
Cost plus Der Begriff Cost Plus oder Cost Plus Pricing ist ein kostengetriebener Ansatz zur Festsetzung eines Preises. Auf die Kosten eines Produkts wird der zu erzielende Gewinn als Aufschlag addiert um den Verkaufspreis festzulegen.
Open Book Vereinbarung In einer Open Book Vereinbarung ist die Kostentransparenz zwischen den Vertragspartnern der wichtigste Faktor. Grundlage dieses Vertrages ist es, dass Einsparungspotentiale zwischen beiden Partner aufgeteilt werden. Besonders bei Outsourcing kommt dieses Vertragsverhältnis häufig vor.

Auszug aus dem Forschungs-Informations-System (FIS) des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur

https://www.forschungsinformationssystem.de/?227294

Gedruckt am Freitag, 29. März 2024 12:05:20