Mehrgenerationenwohnen in Aachen
Erstellt am: 13.04.2007 | Stand des Wissens: 19.07.2019
Ansprechpartner
Institut für Mobilitäts- und Stadtplanung, Universität Duisburg-Essen, Prof. Dr.-Ing. Dirk Wittowsky
Das Projekt zum gemeinsamen Wohnen von Jung und Alt in Aachen wurde im Jahr 1991 von Akteuren aus Politik und Verwaltung initiiert. Als Träger war die "Gemeinnützige Wohnungsbaugesellschaft" (GeWoGe) für das Wohnprojekt zuständig.
Ziel war es, ein Wohnprojekt für unterschiedliche Haushaltsformen und Bewohner unterschiedlichen Alters zu errichten. Dabei sollten die späteren Bewohner bereits frühzeitig in den Planungsprozess eingebunden werden. Da das Projekt mit Mitteln aus dem ersten Förderweg des öffentlichen Wohnungsbaus durchgeführt wurde, war die Zielgruppe auf Haushalte mit Wohnberechtigungsschein beschränkt.
Um die späteren Bewohner in den Planungsprozess mit einzubeziehen, fand vor der Wettbewerbsauslobung ein Treffen statt, bei dem Wohnungssuchende, die im Besitz eines Wohnberechtigungsscheins waren, ihre Wünsche zur Wohnung, zum Gebäude und zu Freiflächen darstellen konnten. Insgesamt wurden 26 Wohnungen mit 43 bis 127 m² gebaut. Das Projekt liegt in unmittelbarer Nähe zu Läden, Schulen und Kindergärten und die Bushaltestelle befindet sich ebenfalls in fußläufiger Erreichbarkeit.
Die Anordnung der Gebäude schafft einen Innenhof, der gegenüber der vielbefahrenen Vaalser Straße durch Gebäude abgeschirmt ist. Zudem stehen den Bewohnern 60 m² Gemeinschaftseinrichtungen zur Verfügung. Zur Verwaltung der Gemeinschaftseinrichtungen wurde von den Bewohnern der Verein "Gemeinsam wohnen von Jung und Alt e.V." gegründet. Hier finden zum Beispiel wöchentliche Treffen zum Frühstück und Mittagessen sowie Kindertreffs statt.
Bei Bezug waren im Jahr 1996 entsprechend der Belegungsplanung ein Drittel der Bewohner Senioren. Es hat sich jedoch gezeigt, dass die Erdgeschosslage der überwiegenden Altenwohnungen dem Ruhe- und Sicherheitsbedürfnis vieler älterer Menschen nicht gerecht wird, so dass im Jahr 1998 nur noch 10 Prozent der Bewohner über 60 Jahre alt waren. Zudem kam es durch die starke Nutzung des Innenhofs als Spielfläche zu Konflikten zwischen den Familien und den älteren Bewohnern. Für die Familien bedeutet es eine große Entlastung im Alltag, dass die Kinder im Innenhof gefahrlos spielen können, aber durch den Kinderlärm fühlen sich die älteren Bewohner häufig gestört [NRW03]. Daher wurde eine Mediation mit einer externen Fachkraft durchgeführt. Das Ergebnis des Mediationsprozesses ist eine Vereinbarung in Form eines Wohnbündnisses, die von den Bewohnerinnen und Bewohnern erarbeitet und akzeptiert wird.