Entwicklung des Rohrleitungsverkehrs in Deutschland
Erstellt am: 25.11.2002 | Stand des Wissens: 27.09.2022
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Technische Universität Hamburg, Institut für Verkehrsplanung und Logistik, Prof. Dr.-Ing. H. Flämig
Rohrleitungsverkehr bezeichnet den Transport von Objekten in geschlossenen Rohrleitungen beziehungsweise Rohrleitungssystemen (auch Pipelines genannt) [Schi08a, S. 331]. Rohrleitungssysteme sind als eigenständiger Verkehrsträger zu betrachten. Transportwege und -gefäß sind bei dieser Art des Güterverkehrs identisch [RoMo10]. Hauptsächlich werden Rohrleitungssysteme für die Beförderung von Massengütern im Überlandverkehr verwendet. Dabei wird zwischen zwei Leitungstypen unterschieden [Schi08a, S. 331]:
- reine Rohölleitungen
- Produktleitungen, die für die separate Beförderung verschiedener flüssiger, verflüssigter oder gasförmiger Produkte ausgelegt sind [RoMo10].
Verkehrsaufkommen und -leistung von Rohöl in Rohrfernleitungen
In Deutschland überwiegen die reinen Rohölleitungen. So wurden im Jahr 2020 2.370 Kilometer der Rohrleitungen für Rohöl genutzt [BMVI22b]. Jedoch sind sowohl das Verkehrsaufkommen als auch die -leistung des Rohrleitungsverkehrs im Bereich Rohöl seit den 1990er Jahren in Deutschland nur leicht angestiegen (siehe Abbildung 1 und 2). Insgesamt ist das Verkehrsaufkommen der Rohrleitungen zwischen den Jahren 1990 und 2020 von 64,4 Millionen Tonnen auf 81,7 Millionen Tonnen und die Verkehrsleistung von 11,7 Milliarden Tonnenkilometer auf 16,7 Milliarden Tonnenkilometer gestiegen [BMVI22b]. Seit dem Jahr 2016 zeichnet sich allerdings ein Rückgang des Verkehrsaufkommens und der Verkehrsleistung ab. Nach einem leichten Aufwärtstrend von den Jahren 2017 bis 2018, trat ab dem Jahr 2019 ein starker Rückgang des Verkehrsaufkommens auf. Begründet ist dies mit dem Beginn der Covid-19-Pandemie. Die Schwankungen der Verkehrsleistung sind im Vergleich weniger ausgeprägt, zeigen aber einen ähnlichen Trend. Seit 2019 wurde das Rohrfernleitungsnetz um 744 Kilometer erweitert [BMVI19ah].
![Abb. 1: Verkehrsaufkommen von Rohöl in Rohrfernleitungen, eigene Darstellung nach [Eintrag-Id:54727][Eintrag-Id:510645] Rohrleitung Verkehrsaufommen.jpg](/servlet/is/21661/Rohrleitung%20Verkehrsaufommen.jpg)
![Abb. 2: Verkehrsleistung von Rohöl in Rohrfernleitungen, eigene Darstellung nach [Eintrag-Id:54727][Eintrag-Id:510645] Rohrleitung Verkehrsleistung.jpg](/servlet/is/21661/Rohrleitung%20Verkehrsleistung.jpg)
Intermodaler Wettbewerb
Der Rohrleitungsverkehr konkurriert mit den Tankschiffen der Binnenschifffahrt, den Kesselwagen des Schienengüterverkehrs und den Straßentankwagen. Daten aus dem Jahre 2003 zeigen, dass der Wettbewerb weniger beim Transport von Rohöl als vielmehr bei weiteren Mineralölprodukten stattfindet [Schi08a, S. 332]. Hierunter fallen vor allem Treibstoffe, wie Benzin, Diesel und Kerosin, Bunkeröl, Heizöl sowie aus Erdöl gewonnene Schmierstoffe.
Abb. 3: Vergleich von Verkehrsträgern nach Aufkommen, Energiebedarf und Frachtraten im Jahr 2003 [Schi08a, S. 332]
Abbildung 3 gibt neben dem Transportaufkommen auch Auskunft über die Energieverbräuche und Frachtraten der einzelnen Verkehrsträger für den Transport von Rohöl und Mineralölprodukten. Im direkten Vergleich schneidet der Straßengüterverkehr nicht nur in Bezug auf den Energiebedarf schlecht ab, sondern ist auch etwa dreißig Mal so teuer wie die Beförderung in Rohrleitungen. Andererseits kann beim Transport von Mineralölprodukten oft nicht auf Straßentankwagen verzichtet werden, um den Empfänger, wie zum Beispiel Tankstellen oder Privathaushalte, zu erreichen [Schi08a].
Zukünftige Entwicklung
Das Erschließen neuer Öl- und Gasfelder sowie das Wirtschaftswachstum in Asien werden den Bau von Rohrleitungssystemen vorantreiben [Schi08a, S. 346]. Der Ausbau wird dabei weniger unter verkehrspolitischen, als unter energie- und sicherheitspolitischen Aspekten diskutiert. Ein anhaltender Ausbau des Rohrleitungsverkehrs kann auch dazu führen, dass derzeit vom Seegüterverkehr erbrachte Transporte auf Rohrleitungssysteme verlagert werden, um somit langfristig Kosten zu senken und die Umweltbelastung zu reduzieren [Schi08a, S. 346]. Im September 2021 wurde die Pipeline Nordstream 2 fertiggestellt. Allerdings ist diese aufgrund eines langandauerndes Genehmigungsverfahren noch nicht in Betrieb durch ein langandauerndes Genehmigungsverfahren. Durch den Ukraine Krieg im Jahr 2022 hat Kanzler Scholz das Genehmigungsverfahren vorerst gestoppt [ARD22]. Deutschlands wichtigste Öl-Lieferanten sind aktuell Russland, USA und Kasachstan [Ri22]. Im Jahr 2021 hat der Prinz Saudi Arabiens Europa ein Angebot gemacht eine neue Pipeline nach Europa für den Transport von Wasserstoff zu bauen [554416]. Am 11. März wurde eine gemeinsame Absichtserklärung zur Gründung einer Wasserstoffzusammenarbeit zwischen Deutschland und Saudi-Arabien von beiden Seiten unterzeichnet. Diese soll eine enge Kooperation der beiden Länder in Sachen grünen Wasserstoffs sicherstellen [AHK22]. Momentan stellt der Transport in Rohrfernleitungen jedoch das Schlusslicht im Verkehrssektor da, welches nur wenig zur Bruttowertschöpfung und Beschäftigung im Landverkehr beisteuert.
![Abb. 3: Vergleich von Verkehrsträgern nach Aufkommen, Energiebedarf und Frachtraten 2003 [Eintrag-Id:311757, S. 332] Vergleich von Verkehrstraegern.jpg](/servlet/is/21661/Vergleich%20von%20Verkehrstraegern.jpg)
Abbildung 3 gibt neben dem Transportaufkommen auch Auskunft über die Energieverbräuche und Frachtraten der einzelnen Verkehrsträger für den Transport von Rohöl und Mineralölprodukten. Im direkten Vergleich schneidet der Straßengüterverkehr nicht nur in Bezug auf den Energiebedarf schlecht ab, sondern ist auch etwa dreißig Mal so teuer wie die Beförderung in Rohrleitungen. Andererseits kann beim Transport von Mineralölprodukten oft nicht auf Straßentankwagen verzichtet werden, um den Empfänger, wie zum Beispiel Tankstellen oder Privathaushalte, zu erreichen [Schi08a].
Zukünftige Entwicklung
Das Erschließen neuer Öl- und Gasfelder sowie das Wirtschaftswachstum in Asien werden den Bau von Rohrleitungssystemen vorantreiben [Schi08a, S. 346]. Der Ausbau wird dabei weniger unter verkehrspolitischen, als unter energie- und sicherheitspolitischen Aspekten diskutiert. Ein anhaltender Ausbau des Rohrleitungsverkehrs kann auch dazu führen, dass derzeit vom Seegüterverkehr erbrachte Transporte auf Rohrleitungssysteme verlagert werden, um somit langfristig Kosten zu senken und die Umweltbelastung zu reduzieren [Schi08a, S. 346]. Im September 2021 wurde die Pipeline Nordstream 2 fertiggestellt. Allerdings ist diese aufgrund eines langandauerndes Genehmigungsverfahren noch nicht in Betrieb durch ein langandauerndes Genehmigungsverfahren. Durch den Ukraine Krieg im Jahr 2022 hat Kanzler Scholz das Genehmigungsverfahren vorerst gestoppt [ARD22]. Deutschlands wichtigste Öl-Lieferanten sind aktuell Russland, USA und Kasachstan [Ri22]. Im Jahr 2021 hat der Prinz Saudi Arabiens Europa ein Angebot gemacht eine neue Pipeline nach Europa für den Transport von Wasserstoff zu bauen [554416]. Am 11. März wurde eine gemeinsame Absichtserklärung zur Gründung einer Wasserstoffzusammenarbeit zwischen Deutschland und Saudi-Arabien von beiden Seiten unterzeichnet. Diese soll eine enge Kooperation der beiden Länder in Sachen grünen Wasserstoffs sicherstellen [AHK22]. Momentan stellt der Transport in Rohrfernleitungen jedoch das Schlusslicht im Verkehrssektor da, welches nur wenig zur Bruttowertschöpfung und Beschäftigung im Landverkehr beisteuert.