Entwicklung des Rohrleitungsverkehrs in Deutschland
Erstellt am: 25.11.2002 | Stand des Wissens: 01.02.2025
Synthesebericht gehört zu:
Ansprechperson
Technische Universität Hamburg, Institut für Verkehrsplanung und Logistik, Prof. Dr.-Ing. H. Flämig
Rohrleitungsverkehr bezeichnet den Transport von Objekten in geschlossenen Rohrleitungen beziehungsweise Rohrleitungssystemen (auch Pipelines genannt) [Schi08a]. Rohrleitungssysteme sind als eigenständiger Verkehrsträger zu betrachten. Transportwege und -gefäß sind bei dieser Art des Güterverkehrs identisch [RoMo18]. Hauptsächlich werden Rohrleitungssysteme für die Beförderung von Massengütern im Überlandverkehr verwendet. Dabei wird zwischen zwei Leitungstypen unterschieden [Schi08a]:
- reine Rohölleitungen
- Produktleitungen, die für die separate Beförderung verschiedener flüssiger, verflüssigter oder gasförmiger Produkte ausgelegt sind [RoMo18].
Verkehrsaufkommen und -leistung von Rohöl in Rohrfernleitungen
In Deutschland überwiegen die reinen Rohölleitungen. So wurden im Jahr 2020 2.370 von insgesamt circa 3.000 Kilometern der Rohrleitungen für Rohöl genutzt [BMVI22b; BMDV24ab]. Jedoch sind sowohl das Verkehrsaufkommen als auch die -leistung des Rohrleitungsverkehrs im Bereich Rohöl seit den 1990er Jahren in Deutschland nur leicht angestiegen (siehe Abbildung 1 und 2). Insgesamt ist das Verkehrsaufkommen der Rohrleitungen zwischen den Jahren 1990 und 2020 von 64,4 Millionen Tonnen auf 81,7 Millionen Tonnen und die Verkehrsleistung von 11,7 Milliarden Tonnenkilometer auf 16,7 Milliarden Tonnenkilometer gestiegen [BMVI22b]. Seit dem Jahr 2016 zeichnet sich allerdings ein Rückgang des Verkehrsaufkommens und der Verkehrsleistung ab. Nach einem leichten Aufwärtstrend von den Jahren 2017 bis 2018, trat ab dem Jahr 2019 ein starker Rückgang des Verkehrsaufkommens auf. Begründet ist dies mit dem Beginn der Covid-19-Pandemie. Die Schwankungen der Verkehrsleistung sind im Vergleich weniger ausgeprägt, zeigen aber einen ähnlichen Trend, der in einem Rückgang auf 64,2 Millionen Tonnen bis zum Jahr 2022 resultiert. Seit 2019 wurde das Rohrfernleitungsnetz um 825 Kilometer erweitert [BMDV24ab].


Intermodaler Wettbewerb
Der Rohrleitungsverkehr konkurriert mit den Tankschiffen der Binnenschifffahrt, den Kesselwagen des Schienengüterverkehrs und den Straßentankwagen. Daten aus dem Jahre 2003 zeigen, dass der Wettbewerb weniger beim Transport von Rohöl als vielmehr bei weiteren Mineralölprodukten stattfindet [Schi08a, S. 332]. Hierunter fallen vor allem Treibstoffe wie Benzin, Diesel und Kerosin, Bunkeröl, Heizöl, sowie aus Erdöl gewonnene Schmierstoffe.
Abb. 3: Vergleich von Verkehrsträgern nach Aufkommen, Energiebedarf und Frachtraten im Jahr 2003 [Schi08a]
Abbildung 3 gibt neben dem Transportaufkommen auch Auskunft über die Energieverbräuche und Frachtraten der einzelnen Verkehrsträger für den Transport von Rohöl und Mineralölprodukten. Im direkten Vergleich schneidet der Straßengüterverkehr nicht nur in Bezug auf den Energiebedarf schlecht ab, sondern ist auch etwa dreißig Mal so teuer wie die Beförderung in Rohrleitungen. Andererseits kann beim Transport von Mineralölprodukten oft nicht auf Straßentankwagen verzichtet werden, um den Empfänger, wie zum Beispiel Tankstellen oder Privathaushalte, zu erreichen [Schi08a].
Zukünftige Entwicklung
Während die weltweite Nachfrage nach fossilen Brennstoffen in den kommenden Jahren voraussichtlich ihren Höhepunkt erreichen wird, treiben insbesondere energiepolitische Überlegungen sowie der steigende Energiebedarf in Asien weiterhin den Bau neuer Rohrleitungssysteme voran sowohl für fossile Brennstoffe als auch zunehmend für alternative Energieträger wie Wasserstoff [Schi08a; IEA23]. Der Ausbau wird dabei weniger unter verkehrspolitischen, als unter energie- und sicherheitspolitischen Aspekten diskutiert. Ein anhaltender Ausbau des Rohrleitungsverkehrs kann auch dazu führen, dass derzeit vom Seegüterverkehr erbrachte Transporte auf Rohrleitungssysteme verlagert werden, um somit langfristig Kosten zu senken und die Umweltbelastung zu reduzieren [Schi08a]. Im September 2021 wurde die Pipeline Nordstream 2 fertiggestellt, allerdings aufgrund eines langandauernden Genehmigungsverfahren nicht in Betrieb genommen, bis das Verfahren schlussendlich, als der Krieg in der Ukraine im Jahr 2022 ausbrach, gestoppt wurde [Hb22b; ZEON22a].
Lange waren Deutschlands wichtigste Öl-Lieferanten Russland, USA und Kasachstan [Ri22] dies hat sich in den letzten Jahren erheblich verändert: Während Russland bis 2022 der Hauptlieferant war, wurden die Importe aus Russland aufgrund des Ukraine-Krieges und der daraufhin verhängten Sanktionen drastisch reduziert. Im Januar 2023 wurden nur noch 3.500 Tonnen russisches Erdöl nach Deutschland importiert, ein Rückgang um 99,9 % gegenüber Januar 2022. Der Anteil Russlands an den gesamten Erdölimporten Deutschlands sank somit von 36,5 % im Januar 2022 auf 0,1 % im Januar 2023. Der Ausfall russischer Lieferungen wurde durch erhöhte Importe aus Norwegen, dem Vereinigten Königreich, Kasachstan und den USA kompensiert. So stiegen die Importe aus Norwegen im Januar 2023 um 44,0 % gegenüber dem Vorjahresmonat auf 987.000 Tonnen, aus dem Vereinigten Königreich um 42,0 % auf 959.000 Tonnen und aus Kasachstan um 34,6 % auf 928.000 Tonnen [DESTATIS23d].
Im Jahr 2021 hat der Prinz Saudi-Arabiens Europa ein Angebot gemacht, eine neue Pipeline nach Europa für den Transport von Wasserstoff zu bauen. Am 11. März wurde eine gemeinsame Absichtserklärung zur Gründung einer Wasserstoffzusammenarbeit zwischen Deutschland und Saudi-Arabien von beiden Seiten unterzeichnet. Diese soll eine enge Kooperation der beiden Länder in Sachen grünen Wasserstoffs sicherstellen [AHK22]. Seitdem wurden weitere Schritte unternommen, darunter die Einrichtung eines Wasserstoffdiplomatiebüros in Riad, Studien zur Machbarkeit einer Wasserstoffpipeline vom Golf nach Europa sowie verstärkte Investitionen Saudi-Arabiens in den Export von grünem Wasserstoff nach Europa [AA22].
Der Transport in Rohrfernleitungen bleibt weiterhin der kleinste Bereich des Verkehrssektors und trägt nur wenig zur Bruttowertschöpfung und Beschäftigung im Landverkehr bei [BMDV24ab].
![Abb. 3: Vergleich von Verkehrsträgern nach Aufkommen, Energiebedarf und Frachtraten 2003 [Eintrag-Id:311757, S. 332] Vergleich von Verkehrstraegern.jpg](/servlet/is/21661/Vergleich%20von%20Verkehrstraegern.jpg)
Abbildung 3 gibt neben dem Transportaufkommen auch Auskunft über die Energieverbräuche und Frachtraten der einzelnen Verkehrsträger für den Transport von Rohöl und Mineralölprodukten. Im direkten Vergleich schneidet der Straßengüterverkehr nicht nur in Bezug auf den Energiebedarf schlecht ab, sondern ist auch etwa dreißig Mal so teuer wie die Beförderung in Rohrleitungen. Andererseits kann beim Transport von Mineralölprodukten oft nicht auf Straßentankwagen verzichtet werden, um den Empfänger, wie zum Beispiel Tankstellen oder Privathaushalte, zu erreichen [Schi08a].
Zukünftige Entwicklung
Während die weltweite Nachfrage nach fossilen Brennstoffen in den kommenden Jahren voraussichtlich ihren Höhepunkt erreichen wird, treiben insbesondere energiepolitische Überlegungen sowie der steigende Energiebedarf in Asien weiterhin den Bau neuer Rohrleitungssysteme voran sowohl für fossile Brennstoffe als auch zunehmend für alternative Energieträger wie Wasserstoff [Schi08a; IEA23]. Der Ausbau wird dabei weniger unter verkehrspolitischen, als unter energie- und sicherheitspolitischen Aspekten diskutiert. Ein anhaltender Ausbau des Rohrleitungsverkehrs kann auch dazu führen, dass derzeit vom Seegüterverkehr erbrachte Transporte auf Rohrleitungssysteme verlagert werden, um somit langfristig Kosten zu senken und die Umweltbelastung zu reduzieren [Schi08a]. Im September 2021 wurde die Pipeline Nordstream 2 fertiggestellt, allerdings aufgrund eines langandauernden Genehmigungsverfahren nicht in Betrieb genommen, bis das Verfahren schlussendlich, als der Krieg in der Ukraine im Jahr 2022 ausbrach, gestoppt wurde [Hb22b; ZEON22a].
Lange waren Deutschlands wichtigste Öl-Lieferanten Russland, USA und Kasachstan [Ri22] dies hat sich in den letzten Jahren erheblich verändert: Während Russland bis 2022 der Hauptlieferant war, wurden die Importe aus Russland aufgrund des Ukraine-Krieges und der daraufhin verhängten Sanktionen drastisch reduziert. Im Januar 2023 wurden nur noch 3.500 Tonnen russisches Erdöl nach Deutschland importiert, ein Rückgang um 99,9 % gegenüber Januar 2022. Der Anteil Russlands an den gesamten Erdölimporten Deutschlands sank somit von 36,5 % im Januar 2022 auf 0,1 % im Januar 2023. Der Ausfall russischer Lieferungen wurde durch erhöhte Importe aus Norwegen, dem Vereinigten Königreich, Kasachstan und den USA kompensiert. So stiegen die Importe aus Norwegen im Januar 2023 um 44,0 % gegenüber dem Vorjahresmonat auf 987.000 Tonnen, aus dem Vereinigten Königreich um 42,0 % auf 959.000 Tonnen und aus Kasachstan um 34,6 % auf 928.000 Tonnen [DESTATIS23d].
Im Jahr 2021 hat der Prinz Saudi-Arabiens Europa ein Angebot gemacht, eine neue Pipeline nach Europa für den Transport von Wasserstoff zu bauen. Am 11. März wurde eine gemeinsame Absichtserklärung zur Gründung einer Wasserstoffzusammenarbeit zwischen Deutschland und Saudi-Arabien von beiden Seiten unterzeichnet. Diese soll eine enge Kooperation der beiden Länder in Sachen grünen Wasserstoffs sicherstellen [AHK22]. Seitdem wurden weitere Schritte unternommen, darunter die Einrichtung eines Wasserstoffdiplomatiebüros in Riad, Studien zur Machbarkeit einer Wasserstoffpipeline vom Golf nach Europa sowie verstärkte Investitionen Saudi-Arabiens in den Export von grünem Wasserstoff nach Europa [AA22].
Der Transport in Rohrfernleitungen bleibt weiterhin der kleinste Bereich des Verkehrssektors und trägt nur wenig zur Bruttowertschöpfung und Beschäftigung im Landverkehr bei [BMDV24ab].