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Kinder im Verkehr - Neue Konzepte der Verkehrserziehung in der Primarstufe

Erstellt am: 13.11.2002
Autoren:   Philipp Spitta
Erscheinungsjahr / -datum:   1997
Ausgabe / Auflage:   2
Herausgeber:   Verkehrsclub Deutschland (VCD) e. V.
Verlag / Ort:   VCD / Bonn
Zitiert als:   [Spit97]
Art der Veröffentlichung:   Monographie
Sprache:   deutsch
Review
Erstellt am: 13.11.2002 | Stand des Wissens: 28.09.2004
 
Ziel / Zweck
Spitta plädiert für ein neues Konzept der Mobilitätserziehung in der Grundschule: Ziel sollte es sein, "Kindern ein gesundes Aufwachsen in einer weniger zerstörten Umwelt zu ermöglichen, die genügend Frei- und -Spielräume für ihre Entwicklung bietet". Hierzu ist es erforderlich, "die durch den motorisierten Individualverkehr erzeugten Problme nicht länger hinzunehmen", sondern "sich aktiv für eine Veränderung zu einem humaneren Verkehr einzusetzen".

Methodik und Durchführung
  • Literaturauswertung
  • Theoretisch-konzeptionelle Arbeit
Spitta analysiert die Ansätze der Verkehrserziehung von 1920 bis 1996. Speziell untersucht er
  • die KMK-Empfehlungen von 1972,
  • den Ansatz der integrativen Verkehrserziehung von Böcher und
  • die "Verkehrserziehung als ökonomisch-politische Umwelterziehung" von Briese.
Zudem stellt er die heutige Lebenswelt von Kindern in Deutschland und schulische sowie gesellschaftliche Rahmenbedingungen für eine neue Verkehrserziehung dar.

Darauf aufbauend leitet Spitta "Reformvorschläge für eine neue Verkehrspädagogik im Rahmen eines lebenswertorientierten Unterrichts und des Konzeptes 'Gestaltung des Schullebens und Öffnung von Schule' ab".

Ergebnisse und Schlussfolgerungen
Bei der Verkehrserziehung stand seit den 20er Jahren die "Verkehrsdisziplin" im Mittelpunkt. Eine vermehrte Kritik an diesem Ansatz in den 60er Jahren führte 1972 zu einer KMK-Empfehlung, die alte und neue Konzepte beinhaltete. In der Praxis änderte dies jedoch wenig. Spitta führt dies v.a. auf den Einfluss der in der Verkehrssicherheitsarbeit tätigen Verbände zurück, die maßgeblich u.a. vom ADAC gestützt werden.

1975 wurde an der GH Essen der erste Lehrstuhl für Verkehrserziehung eingerichtet (Wolfgang Böcher, bis 1988). Von dort gingen konzeptionelle Innovationen aus, u.a. die Verkehrserziehung als Sozialerziehung und die Integration in die gesamte Schulpädagogik.

In den 80er Jahren führte eine verstärkte Diskussion des Umweltschutzes zu neuen Ansätzen einer Umwelt- und Verkehrserziehung (Briese).

1994 wurden diese Ansätze in einer neue KMK-Empfehlung aufgegriffen; nach Auffassung von Spitta "allerdings nur halbherzig".

Spitta führt aus, dass die "motorische, emotionale und kognitive Entwicklung " von Kindern in der Stadt "erheblich beeinträchtigt" wird, da durch den motorisierten Individualverkehr u.a. "Spiel- und Lebensräume beschnitten, das Erleben der Natur erschwert und die Gesundheit stark geschädigt" wird.

Zur Verbesserung der Verkehrssicherheit sollte das "richtige Verhalten von Kindern" durch die Einhaltung von Regeln abgelöst werden von von "Straßenrückbau, Tempolimits und Verkehrsvermeidung".

Die (negativ ausgerichtet) Verkehrserziehung sollte von einer (positiv ausgerichteten) "Lebenswelt-Erziehung" abgelöst werden: Hierzu sollten Verkehrs-, Umwelt-, Bewegungs- und Gesundheitserziehung gehören. Damit sollen Auswege und Alternativen zum heutigen Handeln aufgezeigt werden, wie z.B. eine umwelt- und gesundheitsfreundliche Verkehrsmittelwahl oder eine Veränderung des Wohn- und Spielumfeldes. Hierzu sollten Eltern, Lehrer, Schüler, Bürgerinitiativen und Verbände zusammenarbeiten.

Wesentlich für den Erfolg des Ansatzes ist dabei eine Neuorientierung von Schule hin zu handlungsorientierten und offen Unterrichtsansätzen. Besonders ausgeführt werden von Spitta dabei die Punkte:
  • Bewegung und Spiel,
  • Wohnumfeld und Raumaneignung,
  • Umwelt und Natur,
  • Umwelt und Verkehr: ÖPNV und Fahrrad,
  • Lebensbereich Verkehr und Straße,
  • Verkehr und Umwelt im Schulleben,
  • Kooperation mit außerschulischen Verbänden und
  • Elternarbeit.


Einordnung in die Forschung / Relevanz für die Politikberatung
Spitta plädiert für detailliertere Untersuchungen folgender Punkte:
  • sozial-ökologisches Umfeld, in dem Kinder aufwachsen,
  • Untericht und Schule und
  • Überschneidungsbereich von Schule und Umfeld.
 

Auszug aus dem Forschungs-Informations-System (FIS) des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur

https://www.forschungsinformationssystem.de/?20322

Gedruckt am Sonntag, 23. Februar 2025 15:48:33