Forschungsinformationssystem des BMVI

zurück Zur Startseite FIS

Nachhaltige Mobilitätserziehung in Schulen

Erstellt am: 21.08.2006
Autoren:   Institut für Energie- und Umweltforschung Heidelberg GmbH
Verkehrsclub Deutschland (VCD) e. V.
Pädagogische Hochschule Schwäbisch-Gmünd
Erscheinungsjahr / -datum:   2005/08
Verlag / Ort:   Heidelberg
Zitiert als:   [UBA05b]
Art der Veröffentlichung:   Projektbericht
Sprache:   deutsch
Sonstige Informationen:   im Auftrag des Umweltbundesamtes
Review
Erstellt am: 22.08.2006 | Stand des Wissens: 05.07.2016

Ansprechperson:
Ziel / Zweck
  • Analyse des Standes der Mobilitätserziehung und -beratung in deutschen Schulen
  • Erarbeitung eines beispielhaften praktischen Ansatzes für eine nachhaltige Mobilitätserziehung in Schulen unter Berücksichtigung von Umwelt- und Gesundheitsaspekten


Methodik und Durchführung
  • Literaturauswertung
  • Datenanalyse
  • Fallstudie
  • Befragung
  • andere Methodik
  • Untersuchung der Lehrpläne
  • Fragebögen an 500 Schulen
  • 27 leitfadengestützte Experteninterviews
  • Praxistest an zehn Modellschulen


Ergebnisse und Schlussfolgerungen
Bei der Untersuchung zum Stand der Mobilitätserziehung an deutschen Schulen ließen sich folgende Ergebnisse erzielen:
  • In Deutschland existiert "keine einheitliche und flächendeckende Umsetzung der 1994 ausgesprochenen Empfehlung der Kultusministerkonferenz zur Verkehrserziehung in den Schulen" [UBA05b, S. 109]. Die "klassische" Verkehrssicherheitserziehung hat weiterhin eine dominante Stellung. [UBA05b, S. 108 f.]
  • Da nachhaltige Mobilitätserziehung ein fächerübergreifendes Thema ist, ist die Einbindung in bestehende Unterrichtsstrukturen problematisch. Anderen fächerübergreifenden Themen ("klassische" Sicherheitserziehung in der Grundschule, "Drogen" und "Gewalt" in der Sekundarstufe) wird aus Zeitgründen Vorzug gegeben.
  • In den meisten Bundesländern wird eine nachhaltige Mobilitätserziehung als eine thematische Erweiterung der "klassischen" Verkehrssicherheitserziehung behandelt, dabei werden Umweltaspekte am häufigsten und Gesundheitsaspekte selten thematisiert. Die Aktivitäten der Bundesländer insgesamt beinhalten folgende Angebote:
    o Angebote für Schulen: Modellschulen, Wettbewerbe
    o Angebote für Lehrer: Fortbildungen, Handreichungen
    o Angebote für Schüler: Mentoren, ÖPNV-Nutzung, Fahrradnutzung, Softwareprodukte, etc.
    o Auf Eltern zugeschnittene Angebote sind nicht vorhanden.
  • Eine Führungsrolle bei der Umsetzung nachhaltiger Mobilität in der Schule übernimmt durch folgende Angebote die Stadt Hamburg:
    o altersgerechte Lehrpläne mit Vorgaben zum Thema
    o nachhaltiger Mobilität für jede Altersstufe
    o Fortbildungsangebote
    o aktuelle Materialien
    o sehr gute Kooperation zwischen Bildungsbehörde und ÖPNV-Anbieter (HVV)
  • Eine stärkere Integration nachhaltiger Mobilitätserziehung in den Schulen wird u.a. verhindert durch:
    o Zeitdruck der Eltern
    o Probleme in der Lehrerschaft: mangelndes Interesse, fehlende Vorbildfunktion etc.
    o strukturelle Probleme an den Schulen: geringe Rolle Fächerübergreifenden Unterrichts
    o gesellschaftliche Hemmnisse: Werbung etc.


An zehn Modellschulen wurde der im Projekt erstellte Beratungsleitfaden getestet. Dabei wurden die folgenden praktischen Erfahrungen gesammelt [UBA05b, S. 122 ff]:
Grundschulen:
  • Zur Reduzierung des motorisierten Hol- und Bringverkehrs und zur Erhöhung des Fußgängeranteils unter den Schülern wurden Mobilitätsteams gebildet und Informationen für die Eltern verteilt. Der Begeisterungsfähigkeit der Kinder standen allerdings Befürchtungen ("Unbequemlichkeiten für sich und Sicherheitseinbußen für die Kinder" [UBA05b, S.122]) seitens der Eltern entgegen.
  • Auch die Organisation von begleiteten Gehgemeinschaften gestaltete sich aufgrund unterschiedlicher Entwicklungsstände der Schüler und Bedenken bzw. fehlende Erlaubnis der Eltern problematisch.
Weiterführende Schulen:
  • Es wurden Kombinationen aus punktuellen Maßnahmen ("Projekttag Mobilität", Aktionen zur Stärkung des Fahrradverkehrs) und langfristigen Aktivitäten (Wahlfach Mobilität) erprobt. Das Zusammenspiel der Aktivititäten soll zu einem langfristig umweltbewussten Mobilitätsverhalten der Schüler beitragen; eine "Erfolgsmessung" ist aus methodischer Sicht jedoch sehr schwierig.
Empfehlungen:
  • Curriculare Absicherung des Themas nachhaltige Mobilität: Die Schaffung eines Lehrplans "Nachhaltige Mobilität" ist eine notwendige Vorraussetzung für die Umsetzung einer nachhaltigen Mobilitätserziehung in den Schulen. Zudem würde er Verantwortungen zuweisen, so dass die betreffenden Lehrkräfte sich für die Umsetzung verpflichtet fühlen.
  • Attraktive und hochwertige Materialien bereitstellen: Der Beratungsleitfaden für Schulen enthält hierzu eine Sammlung geeigneter Materialien.
  • Attraktive und interessante Lehrerfortbildungen konzipieren: Ausreichende Kompetenzen und Kenntnisse der Lehrkräfte sind entscheidende Voraussetzungen für die Vermittlung einer nachhaltigen Mobilität an Schulen.
  • Nachhaltige Mobilität in die Lehrerausbildung integrieren: Bislang ist die Integration nur in wenigen Bundesländern wie Baden-Württemberg, Bayern, Nordrhein-Westfalen und Saarland umgesetzt worden, eine breitere Integration ist zu empfehlen.
  • Stärkere Vernetzung der Aktivitäten der Bundesländer: Empfohlen wird ein vom Umweltbundesamt organisierter jährlich tagender Expertenkreis zum Thema nachhaltige Mobilität an Schulen.
  • Stärkung des fächerübergreifenden, handlungsorientierten Unterrichts in Schulen: Die Partizipation von Schülern ist eine entscheidende Komponente für eine nachhaltige Entwicklung. Dabei sollen die Lehrer den Unterricht nicht dominieren, sondern moderieren. Ziel ist die Förderung der Reflexionsfähigkeit, des zukunftsorientierten Lernens und der Entwicklung von Gestaltungskompetenz [UBA05b, S. 136 ff].
Ansprechperson
Institut für Energie- und Umweltforschung Heidelberg GmbH
Verkehrsclub Deutschland (VCD) e. V.
TU Dresden, Professur für Integrierte Verkehrsplanung und Straßenverkehrstechnik, Prof. Dr.-Ing. Regine Gerike

Auszug aus dem Forschungs-Informations-System (FIS) des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur

https://www.forschungsinformationssystem.de/?201082

Gedruckt am Sonntag, 23. Februar 2025 07:36:47