Mobilitätsstile - Ein sozial-ökologischer Untersuchungsansatz
Erstellt am: 27.06.2006
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Autoren: | Institut für soial-ökologische Forschung (ISOE) GmbH Jahn, Thomas Schultz, Irmgard Götz, Konrad, M.A. |
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Erscheinungsjahr / -datum: | 1997 | |
Veröffentlicht in: | Forschungsbericht Stadtverträgliche Mobilität | |
Ausgabe / Auflage: | Band 7 | |
Herausgeber: | Bundesministerium für Bildung und Forschung | |
Verlag / Ort: | Frankfurt am Main | |
Zitiert als: | [GöJa97] | |
Art der Veröffentlichung: | Projektbericht | |
Sprache: | deutsch | |
ISBN oder ISSN: | 3-928433-67-9 | |
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Review
Erstellt am: 27.06.2006 | Stand des Wissens: 05.07.2016
Ansprechperson:
Ziel / Zweck
Aus den Orientierungen und Motiven von Alltagsakteuren, die als wichtige Faktoren der Verkehrsentstehung gelten, sollen Typen von Mobilitätsstilen zusammengestellt werden.
Methodik und Durchführung
Ergebnisse und Schlussfolgerungen
Dagegen wurden für Schwerin nur vier Typen von Mobilitätsstilen definiert:
Für Freiburg kann gefolgert werden, dass die absolute Vorherschaft des automobilen Leitbildes zumindest in Frage gestellt wird und das Auto nur noch als suboptimales städtisches Verkehrsmittel gilt. Daher müssen die folgenden traditionellen Elemente der Automobilität in Zukunft nur noch aus Sicht einer Minderheit Teil der Fortbewegung sein:
Aus den Orientierungen und Motiven von Alltagsakteuren, die als wichtige Faktoren der Verkehrsentstehung gelten, sollen Typen von Mobilitätsstilen zusammengestellt werden.
Methodik und Durchführung
- Befragung
Ergebnisse und Schlussfolgerungen
Die zentralen Ergebnisse des Projekts sind die Typologien der Mobilitätsstile für Freiburg und Schwerin.
Im folgenden sind die fünf für Freiburg erarbeiteten Typen von Mobilitätsstilen aufgeführt:
Im folgenden sind die fünf für Freiburg erarbeiteten Typen von Mobilitätsstilen aufgeführt:
1. Die traditionell Häuslichen
Häuslicher familien- und sicherheitsorientierter Typus, der sich hauptsächlich dadurch auszeichnet, keine pointierten oder aber sehr traditionelle Orientierungen zu vertreten. Ältere Frauen sind überrepräsentiert, ebenso wie die unteren Bildungsabschlüsse. Es gibt in dieser Gruppe überdurchschnittlich viele RentnerInnen und Hausfrauen.
2. Die risikoorientierten Autofans
Aufstiegs- und leistungsorientierter Typus, der sich zu Risiko und gelegentlicher Aggression beim Autofahren bekennt. Das Auto als Symbol der Unabhängigkeit und der Flucht aus dem Alltag. Den Spaß an Risiko und Abwechslung kann diese Gruppe auch mit dem Fahrrad erleben. Ein Typus, der den vollerwerbstätigen Mann mittleren Alters repräsentiert (höchster Männeranteil aller Mobilitätstypen: 90%).
3. Die statusorientierten Automobilen
Prestigeorientierter Typus, der das Auto als Statussymbol schätzt. Er bevorzugt das Auto aber auch aus Gründen der Sicherheit, weil bei allen anderen Fortbewegungsformen ein hoher Grad an Verunsicherung vorherrscht. Beim Radfahren und Zufußgehen dominieren eher Empfindungen der Bedrohung. Zudem gibt es eine Abneigung gegen die Situation als Fahrgast im ÖPNV. Frauen sind in dieser Gruppe leicht überrepräsentiert (Anteil: 65 %).
4. Die traditionell Naturorientierten
Typus mit traditioneller Grundorientierung, für den das Naturerleben im Vordergrund steht. Die Angehörigen dieser Gruppe bewegen sich gerne und überdurchschnittlich häufig zu Fuß fort. Umso intensiver wird die Ungeschütztheit im Straßenverkehr erlebt. Die Straßenbahn wird zwar sehr geschätzt, aber nächtliche Wege werden als besonders bedrohlich empfunden.
5. Die ökologisch Entschiedenen
Diese eher junge und für Technik aufgeschlossene Gruppe ist fahrradbegeistert und lehnt das Autofahren aus ökologischen Gründen ab. Wenn Autos dennoch benutzt werden, was selten geschieht, befindet sich dieser Typus in Widerspruch mit sich und seinen hohen Ansprüchen an ein umweltfreundliches Alltagsverhalten. Das Fahrrad, aber auch die Straßenbahn, wird weit überdurchschnittlich benutzt.
Häuslicher familien- und sicherheitsorientierter Typus, der sich hauptsächlich dadurch auszeichnet, keine pointierten oder aber sehr traditionelle Orientierungen zu vertreten. Ältere Frauen sind überrepräsentiert, ebenso wie die unteren Bildungsabschlüsse. Es gibt in dieser Gruppe überdurchschnittlich viele RentnerInnen und Hausfrauen.
2. Die risikoorientierten Autofans
Aufstiegs- und leistungsorientierter Typus, der sich zu Risiko und gelegentlicher Aggression beim Autofahren bekennt. Das Auto als Symbol der Unabhängigkeit und der Flucht aus dem Alltag. Den Spaß an Risiko und Abwechslung kann diese Gruppe auch mit dem Fahrrad erleben. Ein Typus, der den vollerwerbstätigen Mann mittleren Alters repräsentiert (höchster Männeranteil aller Mobilitätstypen: 90%).
3. Die statusorientierten Automobilen
Prestigeorientierter Typus, der das Auto als Statussymbol schätzt. Er bevorzugt das Auto aber auch aus Gründen der Sicherheit, weil bei allen anderen Fortbewegungsformen ein hoher Grad an Verunsicherung vorherrscht. Beim Radfahren und Zufußgehen dominieren eher Empfindungen der Bedrohung. Zudem gibt es eine Abneigung gegen die Situation als Fahrgast im ÖPNV. Frauen sind in dieser Gruppe leicht überrepräsentiert (Anteil: 65 %).
4. Die traditionell Naturorientierten
Typus mit traditioneller Grundorientierung, für den das Naturerleben im Vordergrund steht. Die Angehörigen dieser Gruppe bewegen sich gerne und überdurchschnittlich häufig zu Fuß fort. Umso intensiver wird die Ungeschütztheit im Straßenverkehr erlebt. Die Straßenbahn wird zwar sehr geschätzt, aber nächtliche Wege werden als besonders bedrohlich empfunden.
5. Die ökologisch Entschiedenen
Diese eher junge und für Technik aufgeschlossene Gruppe ist fahrradbegeistert und lehnt das Autofahren aus ökologischen Gründen ab. Wenn Autos dennoch benutzt werden, was selten geschieht, befindet sich dieser Typus in Widerspruch mit sich und seinen hohen Ansprüchen an ein umweltfreundliches Alltagsverhalten. Das Fahrrad, aber auch die Straßenbahn, wird weit überdurchschnittlich benutzt.
Dagegen wurden für Schwerin nur vier Typen von Mobilitätsstilen definiert:
1. Die verunsicherten Statusorientierten
Ein überdurchschnittliches Einkommen ist das einzige, was diese Gruppe sozio-demographisch vom Durchschnitt der Befragten unterscheidet. Hinsichtlich der Orientierungen handelt es sich um einen autoritäts- und familienorientierten Typus, der das Auto als rationales Transportmittel schätzt, aber eine gewisse Verunsicherung im Straßenverkehr erlebt. Risikoreiches und schnelles Fahren wird abgelehnt. Radfahren wird als gefährlich, die Situation als Fahrgast im ÖPNV als unangenehm erlebt.
2. Die mobilen Erlebnisorientierten
Hedonistischer, erlebnishungriger Typus, der alle Formen der Mobilität so praktiziert, dass sie Abwechslung und Spaß bringen. Dies gilt auch und insbesondere für das Zufußgehen. Das Auto wird ebenso wie das Fahrrad nicht als rationale Notwendigkeit, sondern als Mittel für die Erlebnis-Intensivierung genutzt. Es handelt sich um eine sehr junge Gruppe, in der männliche Facharbeiter überrepräsentiert sind.
3. Die unauffälligen Umweltbesorgten
Das Verhältnis zum Auto ist in dieser Gruppe ambivalent. Ökologische Argumente sind wichtig, aber die Schutzfunktion des Autos - insbesondere gegen nächtliche Bedrohung - ebenso. Frauen und Ältere, Nichterwerbstätige und RentnerInnen sind überrepräsentiert.
4. Die aggressiven Autofahrer und Autofahrerinnen
Berufsorientierter Typus, der sich zu seiner Autoliebhaberei und zum risikoreichen und aggressiven Fahren bekennt. Das Auto ist aus Sicht dieser Gruppe eine wichtige Bedingung und ein Symbol der gesellschaftlichen Zugehörigkeit. Ein Typus, der aus seiner Abneigung gegen Radfahrer keinen Hehl macht. Männer sind mit 67 % Anteil leicht überrepräsentiert ebenso wie Vollerwerbstätige mit höherer beruflicher Stellung.
Während der Zusammenhang zwischen den Mobilitätsorientierungen und dem Lebensstil in den verschiedenen Gruppen unterschiedlich stark ausgeprägt ist, erweist sich der Zusammenhang zwischen Mobilitätsorientierungen und und Verkehrsverhalten als stärker denn vermutet. Dieser Zusammenhang zwischen Orientierungen und Verhalten lässt den Schluss zu, dass die Mobilitätsstile als unterschiedliche Zielgruppen verstanden werden müssen, für die jeweils andere Ansatzpunkte zur Entkoppelung der Mobilität von der Automobilität gefunden werden müssen.
An Mobilität sind - über die Garantie der Fortbewegung von Punkt A nach Punkt B hinaus - auch sozial konstituierte Bedürfnisse, Wünsche und Motive, die erst in anderen Bedeutungskontexten verstanden werden können, geknüpft. Die vier zentralen Elemente sind:
Ein überdurchschnittliches Einkommen ist das einzige, was diese Gruppe sozio-demographisch vom Durchschnitt der Befragten unterscheidet. Hinsichtlich der Orientierungen handelt es sich um einen autoritäts- und familienorientierten Typus, der das Auto als rationales Transportmittel schätzt, aber eine gewisse Verunsicherung im Straßenverkehr erlebt. Risikoreiches und schnelles Fahren wird abgelehnt. Radfahren wird als gefährlich, die Situation als Fahrgast im ÖPNV als unangenehm erlebt.
2. Die mobilen Erlebnisorientierten
Hedonistischer, erlebnishungriger Typus, der alle Formen der Mobilität so praktiziert, dass sie Abwechslung und Spaß bringen. Dies gilt auch und insbesondere für das Zufußgehen. Das Auto wird ebenso wie das Fahrrad nicht als rationale Notwendigkeit, sondern als Mittel für die Erlebnis-Intensivierung genutzt. Es handelt sich um eine sehr junge Gruppe, in der männliche Facharbeiter überrepräsentiert sind.
3. Die unauffälligen Umweltbesorgten
Das Verhältnis zum Auto ist in dieser Gruppe ambivalent. Ökologische Argumente sind wichtig, aber die Schutzfunktion des Autos - insbesondere gegen nächtliche Bedrohung - ebenso. Frauen und Ältere, Nichterwerbstätige und RentnerInnen sind überrepräsentiert.
4. Die aggressiven Autofahrer und Autofahrerinnen
Berufsorientierter Typus, der sich zu seiner Autoliebhaberei und zum risikoreichen und aggressiven Fahren bekennt. Das Auto ist aus Sicht dieser Gruppe eine wichtige Bedingung und ein Symbol der gesellschaftlichen Zugehörigkeit. Ein Typus, der aus seiner Abneigung gegen Radfahrer keinen Hehl macht. Männer sind mit 67 % Anteil leicht überrepräsentiert ebenso wie Vollerwerbstätige mit höherer beruflicher Stellung.
Während der Zusammenhang zwischen den Mobilitätsorientierungen und dem Lebensstil in den verschiedenen Gruppen unterschiedlich stark ausgeprägt ist, erweist sich der Zusammenhang zwischen Mobilitätsorientierungen und und Verkehrsverhalten als stärker denn vermutet. Dieser Zusammenhang zwischen Orientierungen und Verhalten lässt den Schluss zu, dass die Mobilitätsstile als unterschiedliche Zielgruppen verstanden werden müssen, für die jeweils andere Ansatzpunkte zur Entkoppelung der Mobilität von der Automobilität gefunden werden müssen.
An Mobilität sind - über die Garantie der Fortbewegung von Punkt A nach Punkt B hinaus - auch sozial konstituierte Bedürfnisse, Wünsche und Motive, die erst in anderen Bedeutungskontexten verstanden werden können, geknüpft. Die vier zentralen Elemente sind:
- Eine Risiko- und Erlebnisorientierung,
- die Relevanz sozial adäquater Positionierung bzw. Statusorientierung,
- Bedürfnis nach Sicherheit und Schutz vor Bedrohung und
- Natur-, Umwelt- und Körperorientierung.
Für Freiburg kann gefolgert werden, dass die absolute Vorherschaft des automobilen Leitbildes zumindest in Frage gestellt wird und das Auto nur noch als suboptimales städtisches Verkehrsmittel gilt. Daher müssen die folgenden traditionellen Elemente der Automobilität in Zukunft nur noch aus Sicht einer Minderheit Teil der Fortbewegung sein:
- Die (für das Gesamtsystem disfunktionale) Lenkung durch eine Person,
- die (platzverschwenderische) Privatheit des Raumes,
- der (teure und ressourcenineffektive) Eigenbesitz des Verkehrsmittels und
- der rasant beschleunigende Ottomotor (mit niedrigem Wirkungs- und hohem Emissionsgrad).